Krankheiten im Mittelalter – Epilepsie

17. November 2013
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Im Mittelalter wurde Epilepsie Fallsucht genannt, “daz vallende übel”, Schwerenot, oder auch Königskrankheit; die Menschen glaubten, dass Könige durch Handauflegen die an Epilepsie Erkrankten heilen könnten. Diese Krankheit wird durch das wiederholte Auftreten von Krämpfen allgemeiner oder begrenzter Art gekennzeichnet, mit oder ohne Bewusstseinsverlust. Die Ursache für Epilepsie ist nicht immer nachweisbar. Sie kann stoffwechselbedingter, hirnorganischer oder erblicher Natur sein.

Auf den mittelalterlichen Menschen machte so ein epileptischer Anfall einen grauenerregenden Eindruck. Die Ursache wurde (dem Kirchen- und Volksglauben entsprechend) in einem Ergiffenwerden durch einen bösen Geist gesucht. Einige bildhafte Umschreibungen bestätigen dies: „die stürzende Seuch“, „die fallenden Siechtage“, „der schlagende Jammer“ oder „die heilige Krankheit“ wurde sie genannt. Die Kirche versuchte Epileptikern durch Exorzismus zu helfen, also den Dämon durch religiöse Rituale und Gebete auszutreiben.

Alraune - Codex Medicina Antiqua - fol 118 recto - Darstellung der mythischen Ernte einer Alraunwurzel

Seite aus dem Kodex Medicina Antiqua (fol. 118 recto). Das Bild zeigt die mythische Ernte einer Alraunwurzel. Der Text darüber erläutert die medizine Anwendung der Pflanze Mandragora (gegen Ausschlag und Gelenkschmerzen) um 1250
Quelle: wikimedia

Die gebildeten Ärzte kannten damals zwei Formen der Epilepsie. Eine entstünde durch Fieber, die andere aus der gelben Galle. Die Epilepsie durch gelbe Galle sollte aus dem Mondwechsel resultieren und mit melancholischen oder phlegmatischen Symptomen auftreten. Das Gehirn galt als feucht-kaltes Organ und stand damals nach der Säftelehre in besonderer Beziehung zum Mond.

Gegen Ende des Mittelalters im Jahr 1497 beschrieb Ortolff von Bayerland die Fallsucht als somatisches Leiden: „Kompt der vallendt siechtumb von Kranckheit des hirnes”. Laut dem Volksglauben wurde dem körperwarmen Blut hingerichteter Verbrecher eine besondere Heilkraft zugeschrieben. So sollten sich also die Epileptiker zu vielen Enthauptungen eingefunden haben, da sie versuchten, etwas vom Blut des Hingerichteten aufzufangen. Auch aus Mumien, oder ersatzweise „ganzten gehenckten Menschen“ versuchte man ein Mittel gegen Fallsucht zu gewinnen. Auch Kellerasseln, deren unberechenbare Bewegunsweise an die Zuckungen bei einem Epilepsieanfall erinnerten, wurden verwendet. Aus ihnen machte man das Therapeutikum „Tinctura Millepedium“.

Die Mistel und die Alraune wurden unter den Heilpflanzen als besonders wirksam befunden. Manche Wundärzte versuchten, mit dem Durchtrennen der Kopfhaut, Verbrennen bestimmter Stellen des Kopfes, Öffnen der Schädeldecke oder bei männlichen Patienten durch Kastration die Epilepsie zu heilen.

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