Frühes Mittelalter – Kaisertum und Reichsidee

4. August 2013
Von

Das mittelalterliche Kaisertum nahm die Traditionen des Römischen Reiches, des spätantiken Imperium Romanum, auf. Diese Tradition hinterließ nämlich bei den europäischen Völkern einen unauslöschlichen Eindruck. Im Jahr 395 war das Römische Reich in ein Ost- und ein Westreich geteilt worden. Als es im Westen im Jahr 476 zusammenbrach, gab es dort lange Zeit keinen Nachfolger; so nahm der oströmische Herrscher die Rolle des Repräsentanten des gesamten Imperiums ein.

Reichskrone

Reichskrone
Quelle: Wikipedia

Das Bündnis zwischen dem Papsttum und den fränkischen Karolingern führte letztendlich zur Wiedererrichtung des westlichen Kaisertums. Dies nahm in der Kaiserkrönung Karls des Großen (800) sichtbare Gestalt an. Neu war die Vorherrschaftsstellung des Königs, die heilsgeschichtliche Begründung des Reiches als eines “regnum christianum” sowie die Bindung an den Papst. Mit Byzanz (dessen Alleinvertretungsanspruch massiv angegriffen war) wurde im Jahr 812 eine diplomatische Lösung gefunden. Die Herrscher erkannten einander an, wobei jedoch der Titel “Imperator Romanorum” dem Herrscher in Konstantinopel vorbehalten blieb.

Idealbild Karls des Großen mit den Reichskleinodien, gemalt 1513 von Albrecht Dürer für seine Vaterstadt Nürnberg (Quelle: Wikipedia)

Idealbild Karls des Großen mit den Reichskleinodien, gemalt 1513 von Albrecht Dürer für seine Vaterstadt Nürnberg (Quelle: Wikipedia)

Nach dem Tode Karls trugen noch andere Karolinger die Kaiserkrone, immer in Verbindung mit der Herrschaft über Italien. Die Reihe wurde jedoch im Jahr 924 mit dem Tod Berengars I. unterbrochen. Eine neue Epoche brach mit der Kaiserkrönung Ottos I. des Großen (962) an. Nun wurde das Kaisertum mit dem deutschen Königtum und später mit der Trias Deutschland-Burgund-Italien verbunden. Dies geschah in der Form eines Rechtsanspruches des deutschen Königs auf die Kaiserkrone. Diesem Anspruch aber stand die Bindung des Kaisertums an den Papst entgegen, welcher seine Kirche nicht unter die politische Herrschaft des Kaisers geraten lassen wollte. So zerbrach im Investiturstreit (1075-1122) die geistlich/weltliche Einheit. Von nun an war das Verhältnis zwischen Papst und Kaiser durch einen Kampf um die Vorrangstellung geprägt. In diesem Kampf erlangte die geistliche Gewalt deutliche Vorteile gegenüber der weltlichen.

Das Kaisertum, wie es die Ottonen geschaffen hatten und wie es von den Saliern und Staufern fortgeführt wurde, war keine staatsrechtliche, sondern vielmehr eine geistige Größe. Der Kaiser besaß nicht mehr Macht, als zuvor schon ein König besessen hatte. Genauso wenig waren Eingriffsrechte in die Souveränität der übrigen Königreiche des Abendlandes vorgesehen. Für die damaligen Zeitgenossen aber verband sich mit dem Titel “Kaiser” ein ungeheurer Nimbus. Zum Ausdruck wurde das vom Stauferkaiser Friedrich II. (1212-1250) gebracht: “Alles auf Erden verliert seine Bedeutung gegen die Hoheit, den Glanz, die Herrlichkeit des Kaisertums”.

© Haidt

Tags: , , , , , , ,

One Response to Frühes Mittelalter – Kaisertum und Reichsidee

  1. Fr.Beckmann
    16. April 2016 at 15:29

    Ich schwöre beste Seite wo gibt

Hinterlasse einen Kommentar zu Fr.Beckmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *