Wikinger als Entdecker Amerikas? Das “Vinland” des Leif Eriksson

28. Juli 2013
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Kennern der nordischen Überlieferungen galt es schon immer als bewiesene Tatsache, dass Kolumbus nicht der erste Europäer war, der seinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte. Diese Ehre sollte wikingischen Seefahrern gebühren, welche bereits um das Jahr 1000 den Nordatlantik überquerten. Der Beweis dafür wurde allerdings erst in den 1960er Jahren erbracht, und zwar bei den Ausgrabungen in L’Arse aux Meadows an der Küste Neufundlands, bei denen eine Siedlung der Wikinger zu Tage kam.

Vinland-Karte

Vinland-Karte.
Yale University, Beinecke’s Rare Book and Manuscript Library, MS 350A
Die Echtheit der Karte ist unter Wissenschaftlern umstritten
Quelle: Wikipedia

Vermutlich im frühen 9.Jhd. setzte der Aufbruch der Wikinger in Richtung Nordwesten ein. Als erstes Ziel galten Westschottland und die Nordatlantischen Inselgruppen, Färöer, Shetlands, Orkneys und Hebriden. Die Wikinger nahmen teils friedlich, teils gewaltsam die Länder ein, indem sie die keltische Urbevölkerung vom fruchtbaren Land vertrieben.

Der Sprung “Hinüber”

Leif Eriksson

Leif Eriksson mit gehörntem Wikingerhelm
(Gemälde aus einem Buch von 1909)
Quelle: Wikipedia

Nachdem Grönland entdeckt war (982), gründeten wagemutige Seefahrer auch am Rande des Gletschereises ihre Niederlassungen. Von hier aus gelang einigen von ihnen, am bekanntesten ist wohl der aus Island stammende Leif Eriksson (um 975 bis um 1020), der Sprung zur nordamerikanischen Küste hinüber. Die Wikinger fanden schließlich ein Land mit mildem Klima, in dem sie überwintern konnten. Vermutlich erreichten sie es, an der Baffininsel und an Labrador vorbei nach Süden segelnd. Dort konnte das Vieh draußen bleiben, Lachse gab es in Massen und selbst Weintrauben waren zu finden. Dies ist auch der Grund, weshalb Leif den Landstrich Vinland, also Weinland, nannte.

Im folgenden Frühling kehrte Leif Eriksson mit einer Fracht Bauholz, einem in Grönland raren Rohstoff, um dessentwillen die Reise vermutlich überhaupt stattfand, in die Heimat zurück. Nun folgten andere Wikinger seinem Beispiel und wollten nach Vinland hinübersegeln. Allerdings konnten sie nicht so recht Fuß fassen, nach einigen Auseinandersetzungen mit den einheimischen Indianern gaben sie die Ansiedlungen auf.

Karte des Nordatlantiks

Karte des Nordatlantiks von Skandinavien bis Grönland mit einigen Phantasieinseln (u.a. Frisland) von Abraham Ortelius 1573
Quelle: Wikipedia

Leider konnte bisher die genaue Lage von Leif Erikssons Vinland nicht ermittelt werden, die Archäologen konnten außer den Funden auf L’Arse aux Meadows nichts mehr beitragen. Der Runenstein von Kensington (Minnesota), mit dem man beweisen wollte, dass Wikinger tief nach Nordamerika eindrangen, muss als Fälschung angesehen werden.

© Haidt

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