Kennern der nordischen Überlieferungen galt es schon immer als bewiesene Tatsache, dass Kolumbus nicht der erste Europäer war, der seinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte. Diese Ehre sollte wikingischen Seefahrern gebühren, welche bereits um das Jahr 1000 den Nordatlantik überquerten. Der Beweis dafür wurde allerdings erst in den 1960er Jahren erbracht, und zwar bei den Ausgrabungen in L’Arse aux Meadows an der Küste Neufundlands, bei denen eine Siedlung der Wikinger zu Tage kam.
Vermutlich im frühen 9.Jhd. setzte der Aufbruch der Wikinger in Richtung Nordwesten ein. Als erstes Ziel galten Westschottland und die Nordatlantischen Inselgruppen, Färöer, Shetlands, Orkneys und Hebriden. Die Wikinger nahmen teils friedlich, teils gewaltsam die Länder ein, indem sie die keltische Urbevölkerung vom fruchtbaren Land vertrieben.
Der Sprung “Hinüber”
Nachdem Grönland entdeckt war (982), gründeten wagemutige Seefahrer auch am Rande des Gletschereises ihre Niederlassungen. Von hier aus gelang einigen von ihnen, am bekanntesten ist wohl der aus Island stammende Leif Eriksson (um 975 bis um 1020), der Sprung zur nordamerikanischen Küste hinüber. Die Wikinger fanden schließlich ein Land mit mildem Klima, in dem sie überwintern konnten. Vermutlich erreichten sie es, an der Baffininsel und an Labrador vorbei nach Süden segelnd. Dort konnte das Vieh draußen bleiben, Lachse gab es in Massen und selbst Weintrauben waren zu finden. Dies ist auch der Grund, weshalb Leif den Landstrich Vinland, also Weinland, nannte.
Im folgenden Frühling kehrte Leif Eriksson mit einer Fracht Bauholz, einem in Grönland raren Rohstoff, um dessentwillen die Reise vermutlich überhaupt stattfand, in die Heimat zurück. Nun folgten andere Wikinger seinem Beispiel und wollten nach Vinland hinübersegeln. Allerdings konnten sie nicht so recht Fuß fassen, nach einigen Auseinandersetzungen mit den einheimischen Indianern gaben sie die Ansiedlungen auf.
Leider konnte bisher die genaue Lage von Leif Erikssons Vinland nicht ermittelt werden, die Archäologen konnten außer den Funden auf L’Arse aux Meadows nichts mehr beitragen. Der Runenstein von Kensington (Minnesota), mit dem man beweisen wollte, dass Wikinger tief nach Nordamerika eindrangen, muss als Fälschung angesehen werden.
© Haidt
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