Die Raubzüge der Wikinger (8.-11. Jahrhundert) – Nordleute zu Schiff unterwegs

21. Juli 2013
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In der altisländischen Egilssaga heißt es:

“Klar tat meine Mutter kund: Kaufen sollte man mir Ein Schiff und starke Riemen; in See Zu stechen mit den Wikingern. Am Steven sollte ich aufrecht stehen, Steuern ein prächtiges Schiff…”

Für den Aufbruch der Wikinger sind zahlreiche Gründe genannt worden: Überbevölkerung, Landnot, Klimaverschlechterungen, das Erbrecht, das nur Erstgeborene berücksichtigte, politischer Druck durch die Reichseinigungspolitik der skandinavischen Könige, die Schwäche der Nachbarn, die zum Angriff direkt einlud, oder auch einfache Abenteuerlust und das Hochgefühl einer auf Bewährungsproben brennenden Jugend.

Wikinger transportieren ihr Boot

Wikinger transportieren ihr Boot
von Olaus Magnus 1555
Quelle: Wikimedia

In einem Punkt aber herrscht Einigkeit: Ohne Schiffe wäre aus dem Ganzen nichts geworden. Die Wikingerzüge waren nämlich in erster Linie Seefahrten. Bereits vor den eigentlichen Wikingerzügen vollbrachten die Nordmänner ihre historische Hauptleistung: Indem sie ein seetüchtiges Seefahrzeug entwickelten, mit dem sich große Distanzen bewältigen ließen. Das Wikingerschiff, in Klinkerbauweise auf einem durchgehenden Kiel errichtet, mit hochgezogenem Steven an Bug und Heck, Rahsegel, seitlich angebrachter Steuereinrichtung und paarweise angeordneten Riemen, wurde mit der Meeresdünung fertig. Dank seines geringen Tiefgangs konnte man auch Flüsse damit befahren. Auch ein Transport an Land war möglich (z.B. über eine Wasserscheide), man legte dem Schiff Rundhölzer als Rollen unter und schob es vorwärts.

Kloster von Lindisfarne

Kloster von Lindisfarne
Titel: The ruined Abbey on Lindisfarne
Foto: Russ Hamer
Original-Datei: The ruined Abbey on Lindisfarne
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

Begonnen hat es mit dem Überfall auf das Kloster von Lindisfarne in Northumbrien am 8.6.793. Dieser Überfall wurde zu einem symbolträchtigen Ereignis. Schon wenig später suchten die Nordmänner erstmals das Frankenreich heim, wo es ihnen zunächst um Plünderung ging. Das taktische Konzept nannte man “strandhögg” (Strandhieb). Man landete überraschend in der Nähe eines Klosters oder einer Siedlung, überwältigte die Bewohner, raffte die Wertgegenstände zusammen und zog schnell wieder ab.

Karte der Gebiete und Reiserouten der Wikinger

Titel: Karte der Gebiete und Reiserouten der Wikinger
Foto: Sebastian Wallroth
Original-Datei: Karte der Gebiete und Reiserouten der Wikinger
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

Stützpunkte für den Handel

Mit der Zeit gingen die Wikinger dazu über, sich feste Standorte an den Flussmündungen oder auf vorgelagerten Inseln zu schaffen. Diese lagen teilweise sogar schon weit im Binnenland. Zunächst dienten diese Quartiere als Überwinterungsort, daraus entwickelten sich jedoch Basen für die Einrichtung einer festen Herrschaft. So geschah das etwa in Irland, England und der Normandie. Auch an anderen Orten, vor allem an der Ostsee bis hinein ins heutige Russland, gründeten sie Stützpunkte. Von diesen Stützpunkten aus wurden Handelsverbindungen über weite Teile der damals bekannten Welt geknüpft.

 

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