Frühes Mittelalter – Die Arabische Herrschaft in Spanien (711 – Ende 15 Jahrhundert)

24. März 2013
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Zu Zeiten der Völkerwanderung waren die Westgoten, aus Südrussland komment, über Griechenland und Italien bis an die französische Atlantikküste gekommen. In der römischen Provinz Aquitanien errichteten sie nach 418 ein Reich mit der Hauptstadt Tolosa (Toulouse), das bald auch die Iberische Halbinsel umfasste. Als unter Chlodwig die Franken von Norden vorrückten und das Heer der Westgoten 507 in Vouillé besiegten, gaben diese die Herrschaft über Süd- und Westfrankreich auf. Nun verlegten die Westgotenkönige ihre Residenz nach Toledo in Spanien.

Wie die meisten aller Germanenstämme hatten sich die Westgoten zur arianischen Richtung des Christentums bekehren lassen. Das brachte sie in Gegensatz zur ansässigen hispano-romanischen Bevölkerung. Diese nämlich hing der Glaubensrichtung an, die von der römischen Kirche gepredigt wurde. Diese Spaltung wurde erst im Jahr 589 durch den Beschluss einer Kirchenversammlung in Toledo aufgehoben. Sie erklärte, dass der römisch-katholische Glaube allein verbindlich wäre. In den 645 erlassenen Reichsgesetzen (“Leges Visigothorum”) von König Reccesvinth wurden der gotische und der romanische Bevölkerungsteil gleichgestellt.

Al-Andalus

Al-Andalus, das von Muslimen eroberte Gebiet der Iberischen Halbinsel um 910
Titel: The Al-Andalus Iberian Peninsula c. 910
Foto: Serg!o
Original-Datei: The Al-Andalus Iberian Peninsula c. 910
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
(Quelle: Wikipedia)

Die Landung bei Gibraltar

In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhundert versank das westgotische Königtum in blutige Thronwirren. Dies nutzten die muslimischen Eroberer, die in ihren Feldzügen mittlerweile bis ins heutige Marokko vorgedrungen waren. Im Jahr 711 setzte eine Streitmacht aus Arabern und nordafrikanischen Berbern nach Gibraltar über. Noch im selben Jahr kam es bei Jerez de la Frontera zur Entscheidungsschlacht. Hier unterlagen die Westgoten und ihr König Roderich fiel. Die Muslime unterwarfen innerhalb weniger Jahre fast ganz Spanien. Nur im Norden, im asturischen Bergland, konnten sich christliche Kleinreiche gegen sie behaupten. Die arabische Herrschaft über Spanien (die Eroberer nannten es al-Andalus) brachte dem Land eine Zeit kultureller und wirtschaftlicher Blüte. Die Städte wurden zu bedeutenden Umschlagplätzen für Erzeugnisse arabischer Handwerkskunst. Textilproduktion, Lederbearbeitung und Waffenherstellung waren die wichtigsten Gewerbe.

Durch den Verzicht auf gewaltsame Durchsetzung des Glaubens der neuen Herren konnte ein großer Teil der Bevölkerung bei seinem christlichen Bekenntnis bleiben. Die unter der arabischen Herrschaft lebenden Christen nannte man “Mozaraber”. Al-Andalus war Vermittler orientalischen Kulturgutes. Hier wurden nicht nur arabische Philosophie, Dichtung und Naturwissenschaften gepflegt und dem christlichen Abendland weitergegeben. Auch gewichtige Teile des antiken Erbes, so etwa die Werke des Aristoteles, gelangten auf dem Umweg über das arabisch besetzte Spanien zurück nach Europa.

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