Der dritte Bischof von Tours

11. November 2012
Von

Am 08.11. im Jahre 397 starb der dritte Bischof von Tours, Martin – schon zu Lebzeiten eine Legende. Von Geburt Römer, stammte er aus einer Familie mit militärischer Tradition. Etwa 316 wurde er in Sabaria, der Hauptstadt der Provinz Pannonien, als Sohn eines Offiziers geboren.

Heute heißt diese Stadt Szombathely und liegt nahe der österreichischen Grenze in Ungarn. Sein Vater gab ihm den Namen “Martinus”, was “der dem Mars gehört” bedeutet – und Mars ist der römische Kriegsgott. Der Vater wurde als Militärtribun nach Pavia versetzt, wo Martin aufwuchs; mit 15 Jahren trat er in die Armee ein. Er diente in einer Eliteeinheit, der berittenen Leibgarde des Kaisers. Bereits nach kurzer Dienstzeit wurde er Offizier und war dennoch bei seinen Kameraden beliebt.

Sankt Martin - Elsaessische Legenda Aurea

Elsässische Legenda Aurea” – Straßburg – “Werkstatt von 1418″,
Der hl. Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Um 334 war er in Amiens im heutigen Frankreich stationiert. Damals gab es einen derart strengen Winter, dass viele Menschen der Kälte zum Opfer fielen. Martin, der sich zu der Zeit schon sehr für das Christentum interessierte, teilte seinen Reitermantel mit einem Bettler, weil er weder Geld noch Lebensmittel bei sich hatte, um dem Bedürftigen zu helfen. Glaubwürdig ist, was die Legende berichtet: Seine Vorgesetzten hätten ihn wegen mutwilliger Beschädigung von Militäreigentum zu einem dreitägigen Arrest verurteilt; schließlich gehörte der Radmantel zur Uniform.

Einige Zeit später ließ Martin sich in Amiens taufen und nahm seinen Abschied aus der Armee. Er ging nach Poitiers zu Bischof Hilarius, um dort als Priester ausgebildet zu werden. Nach 360 gründete er in Ligugé bei Poitiers ein Kloster. Als Ratgeber und Nothelfer wurde Martin schnell in der ganzen Touraine bekannt und beliebt, sodass er zum Favoriten der Menschen für die Bischofswahl in Tours wurde. Am 04.07.372 wurde er zum Bischof geweiht.

Er muß ein begabter Prediger und sehr guter Seelsorger gewesen sein, zudem unbestechlich und gerecht. Im Jahre 386 suchte er Kaiser Maximus in seiner Residenz Trier auf. Anders als andere Bischöfe hatte er diesem Kaiser bislang seine Reverenz verweigert, weil er durch den Mord an seinem Vorgänger Gratian auf den Thron gekommen war. Kaiser Maximus hatte eine Entscheidung um Glaubensfragen an sich gezogen und einen vermeintlichen Ketzer zum Tode verurteilt. Martin war entschieden gegen dieses Urteil und versuchte, den Kaiser umzustimmen. Das erwarb ihm zwar die Achtung des Kaisers, brachte in der Sache aber nicht den gewünschten Erfolg. Der spanische Häretiker Priscillian wurde mit sechs Gefährten in Trier lebendig verbrannt.

Sankt Martin - Grab in Saint-Martin de Tours

Grab des heiligen Martin in der Krypta der neobyzantinischen Kirche Saint-Martin de Tours
(Quelle: Wikipedia)

Martin starb im Alter von etwa 81 Jahren am 08.11.386 auf einer Seelsorgereise in Candes und wurde unter enormer Anteilnahme der Bevölkerung am 11.11. in Tours beigesetzt. Sein Grab wurde die nach Rom meistbesuchte Wallfahrtsstätte.

In der Erinnerung lebendig geblieben ist die Geschichte mit der Mantelteilung. Der Martinstag wird mit lokal unterschiedlichen Traditionen bis heute in evangelischen und katholischen Gemeinden begangen. Dieses Brauchtum enthält immer noch die christliche Botschaft: Wer teilt, gewinnt.

© Amhara zu Agorá

Tags: ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *