Edle Spezereien

3. Januar 2016
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Heil- und Nutzpflanzen

Echter Lorbeer (Tafel aus: "Köhlers Medizinal-Pflanzen"; 1897; F.E.Köhler; Quelle: Wikipedia)

Echter Lorbeer (Tafel aus: “Köhlers Medizinal-Pflanzen”; 1897; F.E.Köhler; Quelle: Wikipedia)

Lorbeer
Der Echte Lorbeer bildet mit dem Azoren-Lorbeer eine eigene Pflanzengattung der Lorbeeren innerhalb der Familie der Lorbeergewächse. Er wird als Heil- und Gewürzpflanze verwendet. Der Azoren-Lorbeer ist nur wenig aromatisch. Beide Pflanzenarten sind im Mittelmeer-Raum beheimatet und nur bedingt winterhart. Durch ihre Herkunft sind die Bäume immergrün und tragen ledrige, oberseits glänzende Blätter. Echter Lorbeer blüht aus den Blattachseln mit kleinen, grünlich gelben Blüten. Die sich daraus entwickelnden Früchte sind glänzend blauschwarze Beeren. Diese enthalten ätherische und fette Öle, die durch Pressen und Auskochen gewonnen werden. Das “Oleum Lauri” ist durch Chlorophyll grün gefärbt. Die salbenartige, bei 36 °C schmelzende, Masse enthält bis zu 30 % fettes Öl und etwa 1 % ätherisches Öl. Der Hauptbestandteil des ätherischen Öls (das Cineol) wirkt in Lunge und Bronchien schleimlösend und entkrampfend sowie bakterizid.
Äußerlich angewandt hilft Lorbeeröl bei Prellungen, Verstauchungen, rheumatischen Beschwerden und bei Blutergüssen. Früher rührte man aus den Lorbeerfrüchten auch Salben gegen Läuse und Krätzmilben an. Da sie aber recht häufig zu einer allergischen Kontaktdermatitis führten, verzichtet man inzwischen darauf.
Bei Pferden fördern diese die Durchblutung steigernden Einreibungen am Huf das Hornwachstum.
Außerdem findet das Öl heute Anwendung als Duftkomponente in der Parfümerie und für Liköre.
Schon Dioskourides kennt die beiden Lorbeerarten. Er verwendet Zubereitungen aus Lorbeer bei entzündlichen Hauterkrankungen, Lorbeer-Beeren gegen Lungenschwäche, Ohrenschmerzen und Schwerhörigkeit sowie die Wurzelrinde bei Steinleiden. Die Abkochung der Blätter aber “beschwere den Magen und errege Erbrechen” – von Lorbeer-Blättern im Kohlgemüse hätte Dioskourides also vermutlich nicht viel gehalten… Im Mittelalter traute man Lorbeer auch heilende Kräfte gegen die Pest zu – was bei der bekannt giftigen Wirkung auf Flöhe, Läuse und Krätzmilben auch nicht ganz unlogisch erscheint. Nur hätte man die schon vor einer Ansteckung vertreiben müssen. Stattdessen versuchte man, die Krankheit durch Räuchern mit Lorbeerblättern in den Krankenzimmern zu heilen.
Als Gewürz dienen die in den Speisen mitgegarten Blätter nicht nur als Geschmackskomponente, sondern  fördern über die Anregung der Magensaft-Produktion auch die Bekömmlichkeit mancher “schweren” Gerichte.

Weihrauchbaum (Tafel aus: "Köhlers Medizinal-Pflanzen; 1897; F.E.Köhler; Quelle: Wikipedia)

Weihrauchbaum (Tafel aus: “Köhlers Medizinal-Pflanzen; 1897; F.E.Köhler; Quelle: Wikipedia)

Weihrauch
Schon in der Antike war Weihrauch ein hochbezahltes und begehrtes Handelsgut und wurde auf Weihrauchstraßen einerseits aus Somalia und Äthiopien, andererseits aus Indien und den Ländern am Roten Meer nach Ägypten und Mesopotamien gebracht. Von dort wurde das kostbare Harz bis in fast alle Gegenden der alten Welt gehandelt. Weihrauch spielte in den allermeisten Religionen und Kulturen der damaligen Zeit eine Rolle. Der Ursprung des Weihrauchs wurde geheim gehalten und die Handelswege überwacht.
Die Weihrauchbäume sind eine Pflanzengattung innerhalb der Balsambaumgewächse. Aus ihrem milchigen Gummiharz wird durch Lufttrocknung das Weihrauchharz gewonnen. Je nach Art werden die Bäume 1,5 bis (selten) 8 Meter hoch, haben eine papierartig abblätternde Rinde und bilden bis zu 25 cm lange traubige Blütenstände aus. Sie wachsen wild in Trockengebieten um das Horn von Afrika (Somalia, Äthiopien, Eritrea, Sudan), in Arabien (Dhofar im Süden Omans, Hadramaut im Jemen) und in Indien. Bislang ist es nicht gelungen, Weihrauchbäume anderswo langfristig am Leben zu erhalten. Die bei uns in Gartencentern und Baumschulen erhältliche Kübelpflanze “Weihrauch” gehört einer völlig anderen Pflanzenfamilie an. In Äthiopien geht der Bestand an Weihrauchbäumen durch Buschbrände, Überweidung und Schädlinge dramatisch zurück.
Schon die Ägypter nutzten Weihrauch für den guten Geruch der Luft, für Salben und zur Wundbehandlung.
Für den kultischen, religiösen Gebrauch des Weihrauchharzes als Räucherwerk ist die Herkunft des Harzes und damit die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Baumart unwichtig. Für den arzneilichen Gebrauch gilt dies aber nicht: in unserer Zeit wird nur der Indische Weihrauch als Arzneipflanze genutzt.
Dioskourides weiß, daß der Weihrauch aus Arabien kommt und unterscheidet der Farbe und Form nach verschiedene Qualitäten. Bis heute gilt die erste Ernte als “minderwertig” und ist billiger als die folgenden. Je länger der Baum blutet, desto heller wird das Gummiharz – und um so teurer. Die sogenannte “Kirchenqualität” aus der kostengünstigen ersten Ernte wird noch zusätzlich mit Anis und Styrax gestreckt.
Die Weihrauchzubereitungen von Dioskourides sind heilsam bei Geschwüren und sogar tiefen Fleischwunden, bei Entzündungen der Ohren, der Haut und auch der Milchdrüsen. Weihrauchrinde wird ähnlich gebraucht.
Zudem hat Dioskourides gehört, daß Weihrauch im Übermaß “wahnsinnig” machen könne und manche Völker das Räucherwerk deswegen mit anderen würzigen Pflanzen strecken.
Der persische Arzt Avicenna, der in der dortigen Region heute noch unter dem Namen “Abu Ali Senna”  bekannt ist, empfiehlt die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen zur “Stärkung des Geistes und des Verstandes”.
In der indischen Medizin wird Weihrauch bereits seit Jahrtausenden verwendet, etwa bei rheumatischen Erkrankungen oder bei Gelenk- und Muskelbeschwerden. Das wußte man auch in Mitteleuropa noch bis etwa 1850 – dann begann die Synthese chemisch definierter Wirkstoffe und die Erfahrungsmedizin wurde vergessen. Inzwischen ist der Indische Weihrauch auch bei uns wieder als Medikament zugelassen – bislang aber “nur” gegen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sowie entzündliche Gelenkerkrankungen. Er würde aber vermutlich auch gegen Multiple Sklerose, Asthma und Psoriasis helfen. Die Boswellia-Säuren im Weihrauchharz wirken allgemein entzündungshemmend. Und trotz der offizinellen Zulassung: standardisierte Weihrauchpräparate gibt es in der ganzen EU nicht, man kann sich Weihrauchkapseln nur auf Wunsch in der Apotheke anrühren lassen.

 © Amhara zu Agorá

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