Mohnpflanzen gehören zu einer Pflanzengattung, die weltweit etwa 120 Arten hat. Sie alle enthalten mehr oder weniger giftige Alkaloide in ihrem weißen oder gelben Milchsaft. Hier geht es nun um den Schlafmohn. Er ist eine einjährige krautige Pflanze, die 0,3 – 1,5 m hoch werden kann und in allen Teilen giftig ist – bis auf die Samen. Er stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum. Die kurzlebigen weißen bis violetten Blüten erscheinen von Juni bis August, sie können bis 10 cm im Durchmesser haben. Die Staubfäden sind gelb.
Die kugeligen Kapselfrüchte enthalten viele Samen, die ursprünglich stahlblau sind – inzwischen gibt es aber auch grauen Mohn und weißliche Mohnsaat. Diese enthalten aber weniger Öl als der dunkle Mohn, sodass man sie zur Mehlherstellung verwendet.
Als Nutzpflanze ist Schlafmohn seit der Jungsteinzeit ab etwa 6000 v.Chr. archäologisch nachgewiesen – mit Getreide ist also Mohn eine der ältesten Kulturpflanzen. Keilschriftzeugnisse der Sumerer beschreiben pharmazeutische Produkte aus Schlafmohn. Opium wurde von den Ägyptern und den Bewohnern des östlichen Mittelmeerraumes für religiöse und medizinische Zwecke verwendet. Mohnkapseln werden auf Abbildungen den Göttern Morpheus, Thanatos und Nyx beigegeben und symbolisieren so den Traum, den Schlaf und den Tod. Der wissenschaftliche Beiname ‘somniferum’ ruft die schlaffördernde Eigenschaft des Mohns auch heute noch in Erinnerung. In der griechischen Antike wurden Kinder mit Mohn zur Ruhe gebracht. Im Römischen Reich wurde Opium dann zu einer dekadenten Wohlstandsdroge.
Nur mit Opium aus dem Mohnsaft war in der Antike (und auch noch bis weit in die Neuzeit hinein) die Linderung starker Schmerzen möglich und viele chirurgische Eingriffe für die Patienten erst erträglich. Der Arzt Paracelsus erfand eine alkoholische Opiumtinktur, die er Laudanum nannte – und sie wurde noch bis in das 20. Jahrhundert hinein angewendet!
Mohnsaat ist ein Lebensmittel, das vor allem in Süßspeisen und Gebäck Verwendung findet, traditionell besonders in der Zeit der Jahreswende. Die Samen können für die Ölgewinnung auch gepreßt werden. Sie enthalten enorm viel Calcium und sind reich an B-Vitaminen. Normalerweise ist der Gehalt an Morphin in der Mohnsaat gering, aber mit den modernen Diagnosemethoden nachweisbar. Wenn bei der Ernte “unsauber” gearbeitet wird, sodaß Mohnkapseln gequetscht werden, dann tritt Milchsaft aus und kann in die Mohnsaat gelangen, die normalerweise frei ist von diesen Inhaltsstoffen.
Mohn enthält außer Morphin auch Codein und etliche andere wirksame Alkaloide. Nicht alle wirken schmerzlindernd. Manche helfen bei Husten und wieder andere bei Koliken und Krämpfen.
In Deutschland ist der Anbau von Schlafmohn grundsätzlich verboten; der Türkische oder Gartenmohn dagegen ist gestattet, da er zwar Alkaloide enthält, aber kein Opium. Der durch den Getreideanbau seit der Jungsteinzeit auch bei uns beheimatete Klatschmohn liefert bei der Fülle seiner eigenen Alkaloide auch nichts dergleichen. Man kann ihn zwar jung verzehren (als Spinat oder Salat, die Blütenblätter als Schmuck im Salat), aber zuviel davon macht Bauchweh und führt zu Krämpfen und Erbrechen. Früher nahm man seine roten Blütenblätter zur Herstellung roter Tinte.
Das frühe Christentum verstand Krankheit als Strafe Gottes und die damit verbundenen Schmerzen ebenfalls. Deswegen lehnte man eine Schmerzbehandlung ab. Folgerichtig erneuerte Karl der Große das alte Verbot von “Mohnsaft” gegen Schmerzen. Mit der arabischen Medizin kehrte das Wissen um die Wirksamkeit von Opium aber wieder nach Europa zurück.
© Amhara zu Agorá
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