Krankheiten im Mittelalter – Gicht

10. November 2013
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Auch chronische Leiden wie die Gicht waren unseren Vorfahren wohlbekannt. Die Beschwerden entstehen durch die Ablagerung von harnsauren Salzen. Sie befinden meistens in den Gelenken und deren Umgebung. Für die Entstehung sind z.B. erbliche Komponenten, purinreiche Ernährung, der übermäßige Genuss von Alkohol oder eine chronische Bleivergiftung anzusehen.

Als Auslöser wurde ein Säfteungleichgewicht angenommen, ebenso Gemütsbewegungen, Unmäßigkeit beim Essen, häufiger Alkoholgenuss sowie Ausschweifungen beim Geschlechtsverkehr. Hildegard von Bingen hielt den häufigen Genuss von Taubenfleisch für Ursache der Gicht. Zur Behandlung verordnete man Abführmittel, Aderlässe, Heilbäder sowie pflanzliche und tierische Medikamente.

Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen schreibt in „Causa et cura“:

 Bei gichtiger Lähmung hat der Mensch unterdrückte Säfte in sich, die sich unruhig bewegen … er soll nüchtern Wein trinken … oder Bier oder Brot und Wasser kochen und durch ein Tuch laufen lassen. Das Wasser soll jeden Tag lauwarm getrunken, dann werden die Wellen der Gichtstürme in ihm gebändigt.

Gegen Rückengicht sollte ein in Baumöl eingelegtes Rehherz aufgelegt werden.

Als Patrone der Gichtkranken galten Kilian, Barbara und der heilige Andreas. In Weingegenden wurde St. Urban als Patron der Gichtkranken angerufen. Seit dem 1. Jahrhundert war byzantinischen und römischen Ärzten die heilsame Wirkung der aus Asien stammenden Herbstzeitlose bekannt, jedoch kam sie selten zum Einsatz. Da die Pflanze sehr giftig ist, wurde sie wahrscheinlich nur von erfahrenen Ärzten angewandt. Aber auch hier gab es Unfälle mit der Pflanze durch Verwechslung mit ungefährlichen Gewächsen:

… welches ein grosser Irrthum und Verderben der Krancken / weil diese Wurzel im Leib gifftig / die den Menschen tödtet/ … (Zitat von Tabernaemontanus)

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