Otto der Große, III. Teil

16. Juni 2013
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Bereits im Jahre 948 gründet Otto die Bistümer Oldenburg, Havelberg und Brandenburg. Damit soll die Christianisierung der in den eroberten Gebieten unterworfenen Bevölkerung beschleunigt werden. Denn die Herrschaft muß auch auf das Seelenheil der Beherrschten bedacht sein. So sind Kloster- und Kirchengründungen infrastrukturell notwendige Maßnahmen. Schon 948 muß Otto geplant haben, Magdeburg zum Erzbistum zu erheben. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg:
Möglicherweise bald nach der Hochzeit mit Adelheid 951 in Pavia läßt Otto in Rom anfragen, wie der Papst zu einer Kaiserkrönung stünde. Dazu sendet er Erzbischof Friedrich von Mainz mit einer Delegation zu Agapet II.
Friedrich von Mainz war Sachse; Otto hatte ihn als Bischof in Mainz eingesetzt. Er war bis 953 der Erzkaplan – also der ranghöchste Geistliche der königlichen Kapelle und des Sekretariates – sowie bis zu seinem Tode (954) päpstlicher Vikar in Germanien. Erzbischof Friedrich hat in der Auseinandersetzung zwischen Eberhard, Herzog von Franken und jüngerem Bruder des Königs Konrad I., und König Otto I. zu vermitteln versucht. Nach Ottos Ansicht hatte sein Herzog und Markgraf seine Befugnisse überschritten und darum hatte er ihn vor das Königsgericht nach Magdeburg zitiert. Otto nahm den Vermittlungsvorschlag seines Erzkaplans nicht an, sondern verurteilte Eberhard zu einer Ehrenstrafe: er mußte ein Bußgeld zahlen und seine Leute mußten tote Hunde tragen. Dadurch wurde Friedrich zum Parteigänger des Herzogs und hatte die Folgen der Niederlage bei Andernach (939) mitzutragen, bei der Eberhard gefallen war. Der Bischof bekam für eine Weile Klosterhaft.
Auch später versucht er zu vermitteln, besonders zwischen Liudolf und Otto. Als im März 953 der Aufstand Liudolfs gegen seinen Vater beginnt, geschieht das ausgerechnet in Mainz. Erzbischof Friedrich hat seine Stadt dem Thronfolger überlassen. Zwei Monate lang belagert Otto die Stadt. Nach einem unerfüllbaren Ultimatum Ottos verläßt Liudolf Mainz und zieht mit einer großen Schar Bewaffneter nach Regensburg. Angeblich richtet sich die Revolte nicht gegen den König, sondern gegen den Einfluß seines Bruders Heinrich, Herzog von Bayern. Auf Drängen Heinrichs zieht Otto gegen Regensburg. Die Belagerung aber dauert bis Weihnachten. Für einen förmlichen Frieden vermittelt neben anderen Fürsten wieder Friedrich von Mainz. Schließlich unterwirft sich Liudolf dem Vater (954) und Friedrich bietet einen Reinigungseid an, um zu beweisen, daß er dem König nie feindlich gesonnen gewesen sei. Otto erläßt ihm diesen Eid und nimmt den Willen für die Tat.

Lechfeldschlacht in der Sächsischen Weltchronik

Lechfeldschlacht in der Sächsischen Weltchronik
(Quelle: Wikipedia)

Die Anfrage wegen einer Kaiserkrönung in Rom fand keine Zustimmung. Dieser Papst (Agapet II.) hat die Ambitionen des sächsischen Königs nicht unterstützt. Sie liefen den Plänen der mächtigsten römischen Adligen zuwider, von denen der Papst abhängig war. Allerdings räumt er Otto weitgehende Befugnisse zur Kirchenorganisation ein.
Der Aufstand Liudolfs gegen seinen Vater wird von den Ungarn zu ihrem bis dato weitesten Beutezug genutzt. Er führt sie bis nach Nordfrankreich, Oberitalien und Kroatien. Auf dem Reichstag zu Arnstadt am 17.12.954 wird dann der Liudolfinische Aufstand förmlich beendet. Zudem wird – mit Zustimmung des Domkapitels – Ottos erstgeborener Sohn, der nicht ebenbürtige, aber hochgebildete Wilhelm, als Bischof von Mainz eingesetzt. Diese Front ist also geklärt und befriedet. Im Frühjahr 955 erscheinen ungarische Gesandte bei Otto, um ihre freundschaftliche Gesinnung zu beteuern. Kaum sind die Gesandten wieder fort, fallen die Ungarn ins Reich ein und fordern den König zur Feldschlacht. Sie kommen bis Augsburg und schlagen dort in der Nähe (vermutlich am Gunzenlê) ihr Hauptlager auf.
Bischof Ulrich persönlich verteidigt Augsburg energisch gegen die Ungarn. In der Zwischenzeit kann Otto ein Heer sammeln. Als diesen das Nahen Ottos gemeldet wird, brechen die Ungarn ihre Versuche, die Stadt zu erobern, ab. Sie sammeln sich zur Feldschlacht – was den Reiterkriegern sowieso lieber gewesen sein dürfte als alle Versuche, Mauern zu brechen. Die Augsburger ihrerseits schicken alle entbehrliche Männer Otto entgegen, der sein Sammellager in der Nähe von Ulm oder Günzburg aufgeschlagen hatte. Zu Ottos Aufgebot zählen Franken, Schwaben und Baiern. Seine sächsische Hausmacht muß er zur Sicherung der Grenze gegen die Slawen im Osten stehen lassen. Auch aus Lothringen trifft keine Verstärkung ein. Obwohl der Heerzug zum Lechfeld von ungarischen Bogenschützen aus dem Hinterhalt angegriffen wird, kommt Ottos Streitmacht kampffähig dort an. Die Ungarn haben nämlich nach der Eroberung des Trosses sofort mit dem Plündern begonnen und können daher von Ottos Schwiegersohn Konrad dem Roten zurückgeschlagen werden.

Otto I. übergibt den Dom an Christus.

Otto I. übergibt den Dom an Christus.
Maiestas Domini. Stifterbild aus der Gruppe der Magdeburger Elfenbeinplatten.
(Quelle: Wikimedia)

Gegen die wendigen Ungarn, die als Leichte Reiterei mit hervorragenden Bogenschützen agieren, setzt Otto Panzerreiter ein. Am Ende fliehen die Ungarn, und zwar in so großer Zahl – etwa 20.000 Mann – , daß die Augsburger glauben, es würde wieder ein Angriff auf die Stadt geführt. Die Ungarn versuchen allerdings lediglich, auf die andere Seite des Lechs zu ihrem Lager zu gelangen. Dieses wird freilich noch am selben Tag von nachrückenden fränkischen Panzerreitern eingenommen.
Zu Ottos Taktik gehört zudem, geeignete Stellen im Umfeld des ungarischen Lagers zu bemannen und so den Ungarn den weiteren Rückweg abzuschneiden. Auch an Furten werden die Fliehenden abgefangen und niedergemacht – oder ertränkt. Gefangene (unter anderem auch drei der Anführer) werden nach Regensburg gebracht und dort in Massenhinrichtungen getötet. Zu den Gefallenen auf ‘deutscher’ Seite gehören Konrad der Rote und ein Bruder Bischof Ulrichs, Dietpald von Dillingen.
Die Schlacht auf dem Lechfeld am 10.08.955 beendet die Ungarngefahr.

Als Dank läßt Otto in Magdeburg einen neuen Dom bauen. Die Pläne zur Errichtung eines Erzbistums in Magdeburg aber beschneiden die Rechte von Mainz und Halberstadt. Ottos Sohn Wilhelm, nach dem Tode Friedrichs im Jahre 954 Bischof von Mainz, und Bernhard, der Bischof von Halberstadt, weigern sich daher entschieden, diesen Plänen zuzustimmen. Sie werden für etliche Jahre zurückgestellt. Gegen das Votum der Bischöfe kann auch Otto sich nicht durchsetzen, ihre Zustimmung ist verbrieftes Recht.

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