Frühes Mittelalter – Karolingische Renaissance (8./9. Jahrhundert) – Die Bildungsreform Karl des Großen

16. Juni 2013
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Als Karolingische Renaissance werden die Bemühungen Karls des Großen und seines Hofes um die Erneuerung der Bildung bezeichnet. Dadurch vollzog Karl auch bildungsmäßig die Einordnung der Franken in die übergreifende Gemeinsamkeit der lateinischen Christenheit. Die Voraussetzung dafür war auch die Übernahme der Schrift und der lateinischen Sprache. Dadurch erschloss sich ein unermesslicher Bildungsschatz, der aber nur mühsam anzueignen war.

Karl der Grosse - Gemälde von Albrecht Dürer

Karl der Grosse
Gemälde von Albrecht Dürer
(Quelle: Wikimedia)

Die Ziele der Reform sind in der von Karl erlassenen “Admonitio generalis” (vermutlich um 789 erlassen) niedergelegt: Irrtümer korrigieren, Überflüssiges tilgen und das Recht hervorbringen. Es kam also nicht auf die Wiederbelebung des Alten an, sondern darauf, das Rechte, Richtige wieder herzustellen. Es wäre jedoch verfehlt anzunehmen, dass es um eine Volksbildung im heutigen Sinne gegangen wäre. Dazu fehlten die Möglichkeiten. Also war vorerst nur die Geistlichkeit der Adressat der Bildungsbemühungen.

Alkuin als Freund und Berater

Alkuin

Alkuin
(Quelle: Wikimedia)

Sehr bald nach seinem ersten Italienzug im Jahr 773/774 hatte Karl damit begonnen, Gelehrte an seinen Hof zu ziehen. Im Jahr 781 stieß Alkuin dazu, nun bekam das Werk Konturen. Alkuin, ein Angelsachse, wurde erster Berater in sämtlichen Fragen der Wissenschaft und der Bildung. Er organisierte den Kreis der Reformer zugleich als Freundschaftsbund, den er “Akademie” nannte. Es entstand eine Hofbibliothek, welche alle erreichbaren geistlichen und weltlichen Bücher sammelte. Karl gründete die Hofschule, diese wurde zentrale Bildungsstätte des Reiches.

Alkuin war nicht nur Verfasser berühmter Lehrbücher. Er machte sich (mit anderen) verdient um die kritische Redaktion überlieferter Texte und einer Revision der Bibelübersetzung. Als Leistungen dieser Bildungsreform kann man die Reinigung und Durchsetzung der Schrift, die Verbesserung der lateinischen Sprache und die Sammlung und Pflege der Tradition gelten lassen. Dazu zählten die Werke von Kirchvätern sowie der antiken Autoren.

Zur Bildungsreform gehörte auch die Gründung von Anstalten zur Lehrbildung. Das Ziel war die Gewinnung von qualifiziertem Personal für den Kirchen- und Staatsdienst. Dort wurde hauptsächlich Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt. Dazu kam die Bibelkunde und der Teil der “freien Künste”, der “Trivium” genannt wurde: Grammatik, Rhetorik, Dialektik. Das von den Karolingern geschaffene Bildungssystem überdauerte auch die Zeiten ihres Niedergangs im 9. und 10. Jhd. Vor allem die Klosterschulen leisteten dank ihrer Bibliotheken und Skriptorien erfolgreiche Arbeit.

Eine neue Schrift

Mit der Auflösung des Römischen Reiches war auch die gemeinsame Schrifttradition untergegangen. So begannen sich regional unterschiedliche Schriften auszubreiten, wobei im alltäglichen Gebrauch der Kanzleien und Skriptorien allmählich die Kursive in den Vordergrund trat. Aus dieser entwickelte sich zur Zeit Karl des Großen die karolingische Minuskel, eine Schrift mit Kleinbuchstaben (Minuskeln) und Ober- und Unterlängen. Diese beruhte auf dem Prinzip des buchstabierenden Schreibens und arbeitete deutlich erkennbar mit Einzelbuchstaben. Diese setzte sich als leicht lesbare Schrift in fast ganz West- und Mitteleuropa durch und wurde zur Grundlage der heute gebräuchlichen Antiqua-Schrift.

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