Otto der Große – Erster Teil

26. Mai 2013
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Otto I. begegnet Papst Johannes XII. (Werkstatt des Diebold Lauber um 1450; Quelle: Wikipedia.de)

Otto I. begegnet Papst Johannes XII. (Werkstatt des Diebold Lauber um 1450; Quelle: Wikipedia.de)

Otto ist der älteste Sohn aus König Heinrichs I. zweiter Ehe. Er wurde am 23.11.912 in Wallhausen bei Sangerhausen geboren. Sein Vater hatte ihn bereits 929 als Thronfolger bestimmt und die Zustimmung der Großen des Reiches zu dieser Entscheidung eingeholt. So etwas hatte es aber im germanischen Rechtsraum noch nie gegeben. Immer hatten alle gleichrangigen Söhne gleichberechtigt geerbt. Aber das Reich ließ sich nicht mehr teilen, es wäre unregierbar geworden oder in kleine Einzelfürstentümer zerfallen.
Als König Heinrich 936 starb, folgte Otto ihm als Herzog der Sachsen und König des Ostfrankenreiches nach. Ab 951 ist er zudem König der Langobarden – und ab 962 römisch-deutscher Kaiser.
Über Jugend und Erziehung Ottos ist fast nichts bekannt. Vermutlich waren sie militärisch geprägt. Erst mit 30 Jahren lernt er (mühsam) Lesen und Schreiben. Erste Erfahrungen als Heerführer sammelt er an der Ostgrenze des Reiches gegen die Slawen. Als Sechzehnjähriger geht er eine Beziehung zu einer vornehmen Slawin ein und wird Vater des illegitimen Sohnes Wilhelm (später Erzbischof von Mainz). Diese Frau kam als Ehefrau wegen ihrer Herkunft nicht in Betracht. Vermutlich ist sie eine Schwester des Hevellerfürsten Tugumir gewesen.
Als Otto 929 mit der angelsächsischen Prinzessin Eadgith von Wessex verheiratet wird, bekommt die slawische Nebenfrau ihre standesgemäße Versorgung in einem Damenstift (vermutlich Möllenbeck an der Weser) bestätigt.
Für seine Krönung knüpft der Sachse Otto bewußt an karolingische Traditionen an: er wählt Aachen als Krönungsort und trägt fränkische Kleidung. Trotz der guten Vorbereitung durch den Vater gibt es im Anschluß an den Thronwechsel innerhalb der Familie für mehrere Jahre heftige Machtkämpfe. 937 verbündet sich der übergangene ältere Halbbruder Thankmar mit Eberhard von Franken und Graf Wichmann – und findet im Jahr darauf den Tod.
Eberhard von Franken verbündet sich erneut mit Gegnern Ottos, nämlich Giselbert von Lothringen, Ottos jüngerem Bruder Heinrich und Erzbischof Friedrich von Mainz. Die Slawenaufstände an der Ostgrenze kosteten zahlreiche Opfer. Die sächsischen Gefolgsleute des Markgrafen Gero beklagten zu geringen Ausgleich der Verluste durch Beute und Tribut. So lassen sie sich 939 in Saalfeld von Heinrich zu einer Verschwörung bewegen und bestechen, in deren Folge Otto zu Ostern 941 in Quedlingburg ermordet werden soll. Doch Otto erfährt davon, das Attentat unterbleibt. Heinrich wird in Ingelheim inhaftiert und die meisten Verschwörer werden hingerichtet. Die barfüßige fußfällige Unterwerfung Heinrichs Weihnachten 941 bringt ihm Verzeihung. Seither revoltiert er nicht mehr gegen seinen “großen” Bruder.
Nun kann Otto seine Stellung ausbauen. Schon 946 (kurz nach dem Tode von Königin Eadgitha) bestimmt er seinen Sohn Liudolf zum Nachfolger. Dieser ist mit Ida von Schwaben verheiratet, der Erbtochter Hermanns von Schwaben. Als dieser im Jahre 949 stirbt, ernennt Otto seinen Sohn zum Erben des Dukats. Seine Tochter Liutgard verheiratet er mit dem Franken Konrad dem Roten. Diesem gibt er 944 das Herzogtum Lothringen.
Im Jahre 924 war mit dem Tode Berengars von Italien das westliche Kaisertum erloschen. Hugo I. und Lothar II. von Italien führten ein ungutes Regiment – Hugo rief die Araber ins Land, diese die Ungarn, und beide plünderten seither Oberitalien aus – und hatten in Berengar von Ivrea einen skrupellosen Gegenspieler. Lothar war mit Adelheid von Burgund verheiratet und starb früh und plötzlich im Jahre 950, nur drei Jahre nach seinem Vater. Man sprach offen von einem möglichen Giftmord.
Berengar, selbst verheiratet, versuchte nun, an den Langobardenthron zu kommen, indem er die Königinwitwe drängte, seinen Sohn zu heiraten. Diese Überleitung der Königswürde war nach langobardischem Recht möglich. Adelheid aber sträubt sich und wird samt ihrer kleinen Tochter Emma in Canossa festgesetzt. Berengar regiert auch so.
Adelheid ist mit Otto versippt. Und Otto ist frisch verwitwet. Er kann nun die langobardische Krone erheiraten und so das Erbe Karls des Großen antreten. Er zieht 951 nach Italien, läßt Adelheid durch seinen Bruder Heinrich von Canossa nach Pavia geleiten und heiratet sie im Oktober 951 dort. Die “Großen” Italiens huldigen ihm als “rex langobardorum”.
Die Eheschließung mit Adelheid verschärft die Konflikte um die Stellung innerhalb der Familie. Liudolf und Heinrich machen sich den zweiten Platz nach dem König gegenseitig streitig. Und nun drohen kleine Brüder aus der zweiten Ehe Ottos! Liudolf fühlt sich in die Ecke gedrängt….
(Fortsetzung folgt)

© Amhara zu Agorá

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