Frühes Mittelalter – Karl der Große (768 – 814) Der Vater Europas

19. Mai 2013
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Schon bei seinen Zeitgenossen wurde Karl “der Große” genannt. Der Frankenkönig aus dem Geschlecht der Karolinger galt zur damaligen Zeit als idealer Herrscher. Von reckenhafter Gestalt, geschult in Kampf und Jagd, war er als Staatsmann energisch und zäh. Ein ausgeprägtes Rechtsgefühl und Frömmigkeit, gepaart mit beständigem Lerneifer, veranlasste den Herrscher, auf seine Ratgeber zu hören und immer bereit zu u sein, zu verbessern und zu neuern. Mit dem Motto “In Ordnung bringen, was in Ordnung gebracht werden muss” ging er an die erste große Bildungsreform des Abendlandes.

Während seiner Regierungszeit gewann das Frankenreich gebietsmäßig gewaltig hinzu. Schließlich reichte es vom Ebro bis zur Elbe, von der Bretagne bis Ungarn und von Holstein bis Mittelitalien. Da es bereits Vormacht im christlichen Abendland hatte, gewann es nun auch weltgeschichtliche Bedeutung. Aber der König hatte auch dunkle Flecken vorzuweisen. Im Kampf gegen die Sachsen ließ er sich zu Deportationen und Massenhinrichtungen hinreißen.

War Karl Deutscher oder Franzose?

War Karl der Große ein Deutscher? Nein, war er nicht. Jedoch war er auch kein Franzose, auch wenn er dort gern als solcher gesehen wird und man “Charlemagne” als Schöpfer des französischen Reiches feiert. Er war Franke, was damals nichts weiter bedeutete, als dass er Angehöriger eines bestimmten germanischen Stammes war. Wenn man so will, war er Europäer. Er hatte vor, das Römische Reich wieder herzustellen, das zur Völkerwanderungszeit untergegangen war. Wenn vielleicht nicht das gesamte ehemalige Weltreich, so doch zumindest den westlichen, “europäischen” Teil.

Krönung Karl des Grossen im Petersdom

Illustration in einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert
Krönung Karl des Grossen im Petersdom.
Quelle: Wikipedia

Die Kaiserkrönung in Rom

Am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom wurde die Kaiserkrönung zum Höhepunkt in Karls Lebensgeschichte. Das Volk begrüßte ihn als Nachfolger des römischen Kaisers, Gesandte aus Jerusalem brachten die Schlüssel zur heiligen Stadt. Somit war er dort als Schirmherr der heiligen Stätten des Christentums anerkannt. Papst Leo III. setzte ihm während des Gottesdienstes die Krone auf, was wohl so nicht abgesprochen war. Wenn überhaupt, hätte Karl sich selbst krönen wollen. Die Krönung durch den Papst hatte schwerwiegende Folgen, denn von nun an beriefen sich die Päpste darauf, dass der Kaiser die Macht von ihnen empfangen hätte.

Kaiser Karl der Grosse stiftet mit seiner Königin Hildegard das Kemptener Kloster

Kaiser Karl der Grosse stiftet mit seiner Königin Hildegard das Kemptener Kloster.
Ausschnitt aus der Kemptener Klosterchronik von 1499:
Auf der Rechten Seite ist Hildegard zusammen mit Karl dem Großen abgebildet.
Quelle: Wikipedia

Karl und die Frauen

In Gustav Freytags “Bildern aus der Deutschen Vergangenheit” heißt es über Karl den Großen vielsagend: “Er war der Frauenliebe sehr bedürftig”. Nach einer “Friedelehe”, also ohne den Segen der Kirche, und vier Ehen, von denen nur zwei als glücklich anzusehen waren (die mit der Alemannin Hildegard und die mit Liutgard, ebenfalls Alemannin), hielt er sich nach dem Tod seiner letzten Frau im Jahr 800 nur noch an seine Konkubinen. Dabei dachte er gar nicht daran, diese Verhältnisse zu verheimlichen. Seine Beischläferinnen, mindestens 4, waren Teil der Hofgesellschaft. Ihre Kinder wurden gemeinsam mit denen der regulären Ehefrauen aufgezogen. Die Gruppe der Frauen um Karl wuchs durch seine Töchter, die, wie der Kaiserbiograf Einhard zu erzählen wusste, “ungemein schön waren und von ihm aufs zärtlichste geliebt wurden”. Der Chronist fügte außerdem ein merkwürdiges Faktum hinzu. Karl ließ seine Töchter nicht weg, da er behauptete, ohne ihre Gesellschaft nicht leben zu können. Wenn ihm also Heiratsprojekte vorgeschlagen wurden, hintertrieb er sie eher, als das er sie förderte.

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