Die Hanse und ihr Beginn – Kaufmannshanse

19. Mai 2013
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Wer nun ein genaues Datum zur Gründung der Hanse sucht, wird dieses nicht finden. Es begann damit, dass die Kaufleute an den auswärtigen Handelsorten sich zusammen schlossen. Der Handel zu jener Zeit, insbesondere über weite Entfernungen, war meist mit großen Gefahren verbunden. Der Zweck der Zusammenarbeit bestand darin, dass man sich gegenseitig Schutz für den See- und Landhandel bot und die Gewinne optimiert werden konnten.
Kölner Kaufleuten gelang es 1157, eine eigene Gildenhalle in London zu erlangen. Auch gelang es den Kaufleuten, Privilegien auszuhandeln. Diese umfassten zum Beispiel die Festsetzung des Zolls, teilweise auch die Abgabenfreiheit, Stapelrecht oder auch Stapelpflicht für fremde Waren. Im weiteren Verlauf wurden Kontore in wichtigen ausländischen Handelsstädten wie zum Beispiel Brügge, Bergen, Nowogorod und Venedig gegründet, um diese als Wohnorte oder Lager zu nutzen. Aber erst einmal der Reihen nach.

Lübeck

Holzschnitt von Lübeck aus der Schedel’schen Weltchronik, Blatt 265v/266r von 1493
Quelle: Wikipedia

Heinrich der Löwe

Acta Sancti Petri in Augia; St. Gallen, Kantonsbibliothek, Vadianische Sammlung, VadSlg Ms. 321, S. 48, Herzog Heinrich der Löwe von etwa 1200
Quelle: Wikipedia

Lübeck wurde im Jahr 1143 durch Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein, auf dem Hügel Buku neu gegründet. Die Handelsstadt erlebte durch ihre Lage als erste deutsche Hafenstadt einen rasanten Aufstieg. Dies trug dazu bei, dass Lübeck in der Hanse eine bedeutende Führungsrolle spielte.
Ebenfalls in der Mitte des 12. Jahrhunderts begann die sogenannte Ostkolonisation durch die Deutschen. Der Einfluss deutscher Kaufleute im Ostseeraum, der zuvor von Skandinaviern und Slawen beherrscht war, wurde mit der Zeit sehr stark. Je stärker die Besiedlung wuchs, desto höher wurde auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die Kaufleute profitierten von dem Umstand, dass sie die Märkte des Ostens mit dem von Nordwesteuropa zusammen brachten. Bereits damals begann ein Stück weit die Globalisierung. Der Osten versorgte Nordwesteuropa mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Im Gegenzug galt der Osten als neuer Markt für den Absatz der Produkte aus Nordwesteuropa. Die Kaufleute errangen durch den boomenden Handel schnell eine Schlüsselstellung.
Gerade im Ostseehandel des 12. Jahrhunderts nahm die schwedische Insel Gotland eine wichtige Bedeutung ein. So war es verständlich, dass versucht wurde, eine Verständigung zwischen den Gotländern und den deutschen Kaufleuten zu erreichen. In Heinrich dem Löwen, der ein Förderer der Stadt Lübeck war, fanden die deutschen Kaufleute einen Unterstützer. Er wusste um die Notwendigkeit, die Hilfe der Gotländer zu erlangen. Um den Handel mit den slawischen und baltischen Völkern auszuweiten, bedurfte es Kenntnisse um die Mentalitäten, Handelspraktiken, Marktorte sowie der Handelswege. Mit dem Artlenburger Privileg von 1161 wurde ein Ausgleich zwischen Gotland und Lübeck erreicht. Durch die Urkunde wurden die Hansekaufleute den Gotlandfahrern rechtlich gleichgestellt. Nun stand es ihnen frei, ebenfalls Ostseehandel zu betreiben.
Zur weiteren Verständigung wurde in Visby eine Genossenschaft der Gotland besuchenden Deutschen gegründet. Auch hier ging die Entwicklung schnell von statten. Man kann vermuten, dass hier der Ursprung der Hanse zu finden ist. Gotland diente als Ausgangspunkt für den Handel mit den Ländern entlang der Nord- und Ostsee. In der Folge wurden Niederlassungen an anderen Orten gegründet, wie zum Beispiel 1201 die Stadt Riga. Auch der Ausbau von Städten zu Handelszentren wurde vorangetrieben. So beteiligten sich die Kaufleute der Kaufmannshanse an dem Ausbau von Stockholm und Kalmar in Schweden. Auch gelang es, von Fürsten Privilegien zu bekommen.
Die Kaufleute gelangten immer weiter bis nach Russland und Livland. Als bevorzugtes Ziel der Gotlandfahrer galt Nowogorod (Nowgorod). Den Weg von West nach Ost nahmen Waren wie beispielsweise Waffen, Werkzeuge, Glas, Keramik, feine Kleidung, Tuche und Salz. Den Weg von Ost nach West gingen Waren wie Honig und Wachs, Bernstein und Pelze.

Handelsroute der Hanse

Vereinfachte Darstellung der Haupthandelsroute der Hanse im Nordeuropäischen Raum
Quelle: Wikipedia

Aber auch im Osten Deutschlands ging es voran. Viele neue Städte wurden gegründet. Die Planung wurde vornehmlich von Lübeck aus gesteuert. Hier wurden auch die Kaufleute losgesandt, welche die zu gründenden Städte bevölkern sollten. Als Beispiele stehen hierfür die Hansestädte Greifswald, Stralsund, Wismar und Rostock.
Den Gotlandfahrern und ihrer Genossenschaft gelang es in gerade mal 100 Jahren, eine führende Rolle innerhalb des Handels an der Nord- und Ostsee zu übernehmen. Als Mitte des 13. Jahrhunderts der Handel immer weiter expandierte, war das der Niedergang der Gotländischen Genossenschaft. Ihre Rolle übernahmen immer mehr die aufstrebenden Städte.

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