Frühes Mittelalter – Der Bilderstreit in Byzanz (8./9.) Jahrhundert – Ikonoklasten gegen Ikonodulen

5. Mai 2013
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Der byzantinische Kaiser Leon III. (717 – 741) ordnete im Jahr 726 an, sämtliche Bildwerke aus den Kirchen zu entfernen. Damit eröffnete er einen Streit, der die Ostkirche mehr als ein Jahrhundert lang beschäftigen sollte. Den Anstoß gab angeblich ein verheerendes Erdbeben in der südlichen Ägäis, das von den Zeitgenossen als Gottesgericht gegen den “Götzendienst” in der Kirche gedeutet wurde. Den tieferen theologischen Hintergrund bildete eine unterschiedliche Schriftauslegung, besonders des alttestamentlichen Bilderverbots. Das Verhältnis zu den anderen monotheistischen Religionen, mit denen die byzantinische Kirche zu tun hatte, spielte ebenfalls eine Rolle. Als Haupthindernis bei der Bekehrung von Moslems und Juden war erkannt worden, dass diese sich (anders als die Christen) kein Bild von Gott zu machen wünschten. Außerdem wollte das Kaisertum den Einfluss der Mönche zurückdrängen, diese machten mit Bilderhandel und -verehrung Geschäfte. So bekam das Kaisertum durch den Bilderstreit die Möglichkeit, sämtliche Klosterschätze und Ländereien zu beschlagnahmen.

Die Zerstörung frommer Bildwerke

Konstantin V., Leons Sohn (741 – 775) setzte im Jahr 754 durch, dass Besitz, Anfertigung und Verehrung frommer Bilder verfolgt wurde. So kam es zur Zerstörung der meisten frühbyzantinischen Mosaiken, Tafelbilder und Fresken. Stattdessen wurden die Kirchen mit Tieren, Pflanzen, weltlichen Szenen oder abstrakten Symbolen ausgemalt. Das 7. ökumenische Konzil von Nicäa vollzog aber im Jahr 787 eine Kehrtwende zugunsten der Bildfreunde, diese wurde im Jahr 843 bestätigt. Demnach waren Bilderanbetungen, die von der Identifikation von Bild und Heiligem ausging, wieder voll erlaubt.

Im Westen nahm man an dem Streit wenig Anteil. Hier war schließlich die Bilderverehrung allgemeine Praxis. Päpste wie Gregor III., Hadrian I. und Zacharias verurteilten die Bilderfeinde (Ikonoklasten). Die aus Byzanz vertriebenen Bildverehrer (Ikonodulen) wurden in Rom freundlich und gastlich aufgenommen. Erst unter Karl dem Großen trat eine Änderung ein. Er nahm den Konzilsbeschluss von Nicäa zum Anlass, Byzanz gegenüber die religiöse Selbständigkeit des Westens zu demonstrieren. Um 790 ließ er seine Hoftheologen ein Gutachten ausarbeiten, in dem die Heiligkeit der Bilder grundsätzlich geleugnet wurde. Also wurde jede Verehrung und Anbetung abgelehnt, nur als Illustration sollten Bilder geduldet werden.

Cod Pal germ 137 fol 197v - Chronicon pontificum et imperatorum - Papst Gregor III und ein König samt Gefolge

Cod Pal germ 137 fol 197v
Chronicon pontificum et imperatorum
Papst Gregor III und ein König samt Gefolge
Lauber, Diebold (Schreiber)
Lauber-Werkstatt
Martinus
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Bilderstürmer

Kunstwerke haben die Fähigkeit, eine bedeutende emotionale Wirkung entfalten zu können. Im Bild scheint das Magische anwesend zu sein – das Abbild des Herrschers ist der Herrscher. Mit der Zerstörung des Bildes trifft man ihn selbst. Der Sturz von Denkmalen war daher allezeit beliebt. Siegreiche Bewegungen löschten hiermit die Erinnerung an die besiegten Gegner aus. Auch im Christentum stand die Frage nach der Bedeutung des Bildes lange nach dem byzantinischen Bilderstreit noch auf der Tagesordnung. So eiferten im 15. Jahrhundert die böhmischen Hussiten genauso gegen die Bilder wie der Bußprediger Savonarola. Zu Bilderstürmen kam es auch in der Reformationszeit. Im Jahr 1522 rief Luthers Parteigänger Karlstadt in Wittenberg zur “Abtuung der Bilder” auf. Daraufhin wurden Kunstwerke von den Wänden gerissen und zerstört. Die Wiedertäufer verfuhren ähnlich, als sie 1534/35 in Münster an der Macht waren. Den Reformatoren Zwingli und Calvin galt das Bild als ideologische Waffe des von ihnen bekämpften Katholizismus. Der Bildersturm wurde in der Schweiz, in Frankreich und vor allem in den Niederlanden im 16.  Jahrhundert zur Massenerscheinung.

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One Response to Frühes Mittelalter – Der Bilderstreit in Byzanz (8./9.) Jahrhundert – Ikonoklasten gegen Ikonodulen

  1. Christoph Kamp
    5. Mai 2013 at 14:40

    Interessanter Artikel. Manche niederländischen Kirchen haben, obwohl katholisch, ein im Vergleich zu Deutschland eher karges Inneres, was einen eher an eine evangelische Kirche denken läßt. Vielleicht ist da bis heute ein kleiner Einfluß erhalten geblieben.

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