Krankheiten im Mittelalter – Lepra oder Aussatz

23. Juni 2013
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Eines der Symptome bei Lepra ist, dass die Nerven absterben, was zur Unempfindlichkeit gegenüber Schmerz führt. Ein verletzter Leprakranker, der sich nicht behandeln lässt, läuft Gefahr, sich über diese Wunde eine lebensgefährliche Infektion einzufangen (z.B. Tetanus). Auch Hitze und Kälte spürt der Erkrankte nicht, sodass er sich leicht verbrennen kann oder bei Kälte unzureichend angezogen ist.

Ein weiteres Symptom ist, dass sich das Blut verdickt. Dadurch verstopfen Venen und Arterien. Wenn man diese Krankheit nicht behandelt, endet sie in jedem Fall tödlich.

Allerdings ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass durch die Krankheit manche Körperteile einfach abfallen. Natürlich kommt es vor, dass ein Leprakranker Körperteile verliert, jedoch nicht durch die Krankheit selbst, sondern durch Infektionen, die nicht behandelt werden, oder aber Unfälle. Infektionen können zum Absterben eines Körperteiles führen, und da der Erkrankte das nicht spürt, können Körperteile wie Finger und Zehen einfach .. abfaulen.

Cod Pal germ 17 fol 112r - Der mit Aussatz übersäte Naaman badet nackt in einem Fluss

Cod. Pal. germ. 17, fol. 112r
Naaman badet im Jordan
Werkstatt Ludwig Henfflin, um 1477
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Im Mittelalter wurden Leprakranke von manchem Kriegsherren wegen ihrer Schmerzunempfindlichkeit benutzt, um sie in die Schlacht zu schicken. Die Idee dahinter war, den Feind einzuschüchtern, einerseits durch die anscheinend schmerzunempfindlichen Menschen, und zum zweiten wegen der Angst vor Ansteckung.

Die Ansteckung erfolgt durch die sogenannte “Tröpfcheninfektion”.

Die sogenannte ‘arabische’ Lepra trat zu Zeiten der Kreuzzüge mit einer großen Heftigkeit auf, und wurde für viele eine Warnung, sich mit Arabern oder anderen Orientalen einzulassen.

Die Kirche hatte so nun noch einen weiteren Grund, den Christen zu verbieten, sich von jüdischen oder sarazenischen Ärzten behandeln zu lassen, denn diese trachteten nach Aussage der Bischöfe nur danach, sie zu verderben – sei es durch sündhafte Ratschläge oder durch Gifte. Es entstanden sogar förmliche Verfolgungen, weil die Juden im Verdacht standen, sich mit den Aussätzigen verschworen zu haben.

Die Aussätzigen selbst wurden schlimm behandelt, als wären sie lebendige Tote. Sie lebten in einem sogenannten Nothaus, das außerhalb der Tore der Stadt lag. Sie durften aus keinem öffentlichen Brunnen trinken und mussten durch lautes Klappern vor sich selbst warnen, wenn sie in menschliche Nähe kamen.

Im 15. Jahrhundert nahm die Zahl der Kranken glücklicherweise ab, was auch daran lag, dass die hygienischen Umstände wesentlich besser wurden.

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One Response to Krankheiten im Mittelalter – Lepra oder Aussatz

  1. 25. Juni 2013 at 22:16

    Die Lepra im Mittelalter
    Während des 11. bis 13. Jhd. basierte die ätiologische (Erklärung für eine Krankheit) Deutung der Seuche auf der humoralpathologischen (4-Säfte-Lehre) Theorie des hyppokratischen Corpus, die vom Griechen Galen systematisiert worden war. Demnach bildet ein Überfluss an schwarzer Galle oder an gelber Galle und Rotz die Hauptursache für Lepra. Weiterhin wurde widernatürlicher, außerehelicher Geschlechtsverkehr oder Geschlechtsverkehr während der Menstruation – sexuelle Ausschweifungen gegen die mosaischen Gebote – als Ansteckungsfaktor ersten Ranges gesehen und stigmatisierten den Leprosen somit als Sünder.
    Die Feststellung des Aussatzes hatte für den Aussätzigen schwerwiegende Konsequenzen. Aufgrund der Ansteckungsgefahr konnte der Leprose nicht in ein gewöhnliches Hospital, sonder musste in ein Leprosorium.
    In einigen Regionen sahen Regelungen die Absonderung der Leprosen von der Gesellschaft vor. Daher wurde für die Leprosen die Totenmesse gelesen. Mit den Worten des Geistlichen: “sis mortuus mundo vivens iterum in Deo” und einer Reihe Verbote war die Absonderung vollzogen.
    Das Decretum Gratiani verbot allerdings ausdrücklich die Scheidung von einem leprosen Ehepartner.

    Der Lazarusorden
    Während der Zeit der Kreuzzüge entstanden unzählige Ritterorden und geistlich-militärische Gemeinschaften, die auch zumeist karitativen Zwecken nachgingen. Eine dieser Gemeinschaften widmete sich der Pflege und Versorgung Aussätziger: Der Orden des heiligen Lazarus zu Jerusalem.
    Die Lazariter hoben sich vom Kreis der übrigen geistlichen Ritterorden durch die Besonderheit ab, dass sie nicht nur Leprose pflegten, sondern dass neben gesunden Ordensmitgliedern auch Aussätzige als vollwertige Ordensmitglieder unter der Befehlsgewalt eines aussätzigen Meisters ihren militärischen Dienst versahen. Entgegen vieler Gerüchte, dem Orden des hl. Lazarus wären die an Lepra erkrankten Hospitaliter unterstellt worden, muss hier gesagt werden, das dies nicht bekannt ist und kein schriftliches Dokument darüber existiert.
    Aussätzige Templer hingegen mussten zur Zeit der Katalanischen Regel in den 1260er Jahren zu den Lazaritern wechseln. Dies scheint allerdings nicht mit großer Rigorosität verfolgt worden zu sein. Allerdings legten die Templer, welche schon immer gute Beziehungen zu den Lazaritern pflegten, ihren aussätzigen Mitbrüdern den Übertritt in den Lazarusorden nahe.
    Der Orden des hl. Lazarus hatte wohl nie große militärische Bedeutung, wie etwa der Orden der Deutschritter oder der Orden der Templer, und so ist nur wenig über die vom Lazarusorden unterstützten Schlachten bekannt. Die wohl bekannteste Schlacht ist die Schlacht von Montgisard im Jahre 1177, in der es 50 “Lebenden Toten” (wie die Leprosen genannt wurden) gelang, die 1000 Mann starke Leibgarde Saladins (Ṣalāḥ ad-Dīn Yūsuf b. Aiyūb al-Malik an-Nasir ) zu zerstreuen und Saladin selbst in die Flucht zu schlagen. Man geht davon aus, dass die Leprosen (“Lebenden Toten”) ohne Kopfbedeckung in die Schlacht zogen und ihre von Lepra entstellten Gesichter blankes Entsetzen bei den Mameluken Saladins auslöste. Ferner ist ein Kontingent Lazariter bekannt, die Ludwig IX. auf seiner Ägyptenkampagne begleiteten.
    Es bleibt schlussendlich aber zu sagen, das die Militarisierung des Lazariterordens ohne Zweifel unter dem Einfluss der Templer vorangetrieben wurde. Der Mangel an Kombattanten im hl. Lande scheint so groß gewesen zu sein, dass die Kreuzfahrerstaaten in ihrem Überlebenskampf auf alle halbwegs waffenfähigen Männer angewiesen waren. Offenbar besaßen die Leprosen, obwohl im Alltag streng von der Welt der Gesunden getrennt, nicht einmal ein in Entferunung zu ihren gesunden Mitstreitern abgesondertes Heerlager, sondern lagerten direkt unter ihnen. Der Chronist Jean de Joinville schildert unbefangen, wie vier Lazariter direkt in das Heerlager einreiten, um von ihren Kämpfen mit den Muslimen zu berichten.

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