Holunder

23. Juni 2013
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Holunder (O.W.Thomé; Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; 1885; Quelle: BioLib.de)

Holunder (O.W.Thomé; Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; 1885; Quelle: BioLib.de)

Holunder wachsen als Halbsträucher, Sträucher oder kleine Bäume. Sie werden 1 – 10 m hoch und sind sommergrün. Die Pflanzenfamilie kommt auf der nördlichen Halbkugel vor und bevorzugt gemäßigtes Klima. Holunder ist genügsam und frosthart, er ist ein Stickstoffzeiger und liebt Feuchtigkeit.

Der überall bekannte Schwarze Holunder blüht bei uns ab Mai weiß bis cremefarben mit tellerartigen Schirmrispen. Der frische, fruchtige Duft ist unverwechselbar. Die Blüten bilden den “Fliedertee”, der sehr gut und hilfreich ist bei Erkältungskrankheiten. Man kann sie aber auch in Backteig tauchen und zu “Hollerküchel” ausbacken, mit Zucker und Zitrone zu einem Holunderblüten-Sirup ansetzen oder sogar einen Sekt daraus keltern.

Ab August beginnen die Beeren zu reifen und wechseln langsam ihre Farbe von grün über rot zu dunkelviolett. Diese Farbe ist ungemein haltbar – sie geht aus Stoffen fast nicht mehr raus. Grün sind die Beeren unbekömmlich, aber auch die reifen Beeren sollte man nicht roh genießen. Das in ihnen enthaltene Sambunigrin kann von Magendrücken bis Durchfall oder Atembeschwerden doch ernsthafte Probleme machen. Durch Erhitzen oder Vergären zerfällt es und die Beeren verlieren ihre Giftigkeit.

Flieder- oder Hollerbeeren muß man mögen – oder man tut es eben nicht. Jedenfalls sind Geruch und Geschmack intensiv und prägnant. Roher Saft wird für arzneiliche Zwecke eingesetzt und dann nur in kleinen Mengen. Gekochter Saft kann unbedenklich getrunken oder weiterverwendet werden. Holunder-Gelee und Holunderlikör sind pur oder als Zutat im winterlichen Tee oder Grog eine hoch wirksame Erkältungsmedizin, es kann auch ein Wildbeeren-Brand daraus hergestellt werden. In Norddeutschland gibt es im Herbst die “Fliederbeer-Suppe” und auch in Roter Grütze kann man Holunderbeeren verwenden.

Das aus den Schalen der Beeren extrahierte Violett “Sambucyanin” wird in Gummibärchen verwendet; früher nahm man es zum Färben von Haaren, Leder und Rotwein.

Seit der Antike werden Zubereitungen aus Blättern, Rinde und Wurzeln neben denen aus Blüten und Beeren zur Behandlung verschiedener Stoffwechselkrankheiten eingesetzt, so z. B. bei Wassersucht und Verstopfung, bei Gicht und Rheuma, bei Menstruationsstörungen und Erkältungskrankheiten und sogar bei Neuralgien.

Die für Menschen noch akzeptable Giftigkeit des Holunders, die ihn für uns medizinisch wirksam macht, ist für Tiere nicht zuträglich. Weder Hund noch Has, weder Meerschweinchen noch Hamster vertragen ihn; selbst für Vögel können die grünen Beeren tödlich sein!

Weil der alte (niederdeutsche) Name für den Holunder – nämlich “Flieder” – seit dem 17. Jhdt. auf den Gartenflieder (Syringia) übertragen worden ist, muß man beim Sammeln von “Fliedertee” etc. vorsichtig sein – der duftende Flieder ist keine Heilpflanze!

“Vor dem Holunder soll man den Hut ziehen!” ist eine alte Bauernregel. Denn dieser Baum ist die Apotheke und Erste Hilfe des Landmannes. Sein Name leitet sich entweder von *hohl* und *-ter (für Baum) oder *kolain* (schwarz) und *-ter ab. Beide Male wird auf ein typisches Merkmal der Pflanze Bezug genommen: die Zweige sind mit lockerem Mark gefüllt und also “hohl” – und die Farbe aus dem Saft der Beeren färbt intensiv dunkel-violett, also “schwarz”.

© Amhara zu Agora

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