Um 460 v. Chr. kam Hippokrates, der “Vater der Heilkunde”, auf der griechischen Insel Kos zur Welt. Er praktizierte als Wanderarzt und beobachtete und beschrieb geradezu meisterhaft die meisten Krankheiten. Er verwendete meist Drogen pflanzlicher Herkunft, z.B. Melone und Rizinusöl als Abführmittel, oder schwarzen Nieswurz und warmes Wasser als Brechmittel. Er wusste von der einschläfernden und beruhigenden Wirkung von Bilsenkraut, Belladonna und Opium, der harntreibenden Eigenschaft der Meerzwiebel, der Petersilie und der Quecke.
Er verschrieb auch Schröpfköpfe mit oder ohne Hauteinritzung, Dämpfe, Inhalationen und Einläufe. Zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin wurden diese Therapien, so primitiv sie auch noch sein mochten, nicht mehr rein zufällig, sondern begründet und gezielt angewendet. Dasselbe gilt für Diätbehandlungen, Wassertherapien und Leibesübungen. Im 3. Jhd vor Chr. verwendete die Schule von Alexandria Milch und tierisches Hirn als Antidote für giftige Substanzen, ferner zu therapeutischen Zwecken Schwefel, Schildkrötenblut, Krokodilkot, Widderhoden und Kamelgalle. Während die alexandrische Medizin im 1. Jahrhundert v. Chr. allmählich ihre Bedeutung einbüßte, brachte diese Epoche beträchtliche Fortschritte in der Giftekenntnis.
Die orientalischen Fürsten interessierten sich sehr für Forschungen auf diesem Gebiet und nahmen aktiv an ihnen teil. So pflegte König Attalos III. von Pergamon die Wirkung verschiedener Gifte an seinen Freunden zu beobachten, die natürlich keine Ahnung hatten, dass sie vergiftet wurden. Mithridates VI. von Pontus ging in die Geschichte ein, weil er sich selbst langsam immunisierte, bevor er seine toxikologischen Kenntnisse dazu benutzte, seine Angehörigen mit wissenschaftlichem Verfahren umzubringen. Nach ihm bezeichnet man noch heute die erworbene Giftfestigkeit als Mithridatismus.
In Rom konnte sich die Medizin und Therapeutik erst dank den aus Griechenland eingewanderten Ärzten von den beherrschenden Einflüssen von Mythen und der Religion freimachen. Allerdings begegnete das konservative römische Bürgertum den Ärzten mit offener Feindseligkeit. Statt sich ihnen anzuvertrauen, zog es z.B. Cato der Ältere vor, sich selbst zu behandeln. Er glaubte an die Wohltaten des Kohls und behandelte Verrenkungen mit Gesängen, magischen Beschwörungen und rythmischer Bewegung. Archatagos, der als einer der ersten griechischen Ärzte nach Rom kam, machte sich dort besonders unbeliebt, weil seine Behandlungen so schmerzhaft waren, dass man ihn auch Carnifex (Schlächter) nannte.
Chirurgie und Medizin wurde im sogenannten “Laden” ausgeübt, wo die Ärzte auch Drogen verkauften: Iris, Baldrian, Narde, Thymian, Rettich, Zypressenharz usw. Die Augenwässer wurden in versiegelten Fläschchen verkauft, die heute von Sammlern sehr geschätzt sind. Auch mischte man in diesem “Laden” Liebestränke für Kurtisanen.
Als einer der ersten griechischen Ärzte kam Asklepiades (124 v. Chr. geboren) zu Ansehen. Man sagte von ihm, er hätte einen Toten wieder zum Leben erweckt. Dieser elegante und weltmännische Arzt, der sehr hohe Honorare verlangte, war mit Marcus Antonius und Cicero befreundet. Er behandelte seine Patienten mit Gymnastik, Diät, frischem Wasser…. und gutem Wein. Etwas später schrieb Dioskurides zu Neros Zeiten ein 5-bändiges Lehrbuch der Pharmakologie, in diesem werden zum ersten Mal Drogen mineralischen Ursprungs erwähnt, wie Bleizucker, Kupfervitriol, Arsenik und sogar Antimon. Dieses Buch wurde bis in die Neuzeit hinein von Apothekern benutzt.
Um 180 n. Chr. praktizierte in Rom der aus Griechenland stammende Arzt Galenos, nach Hippokrates der größte Arzt der Antike. Eines seiner zahlreichen Verdienste bestand in dem Versuch, die Medikamente nach ihren Wirkungen und Indikationen zu unterscheiden. Es entstand die “galenische Pharmakopöe”: Sie enthält 473 pflanzliche Drogen und auch Mineralsubstanzen. Galenos ließ sich nicht daran hindern, höchst komplizierte Mixturen anzuwenden: Eine von ihnen, die er dem Kaiser Marcus Aurelius verabreichte, enthielt nicht weniger als siebzig Komponenten.
Zu dieser Zeit bestand bereits eine Trennung von Ärzten und Apothekern. Ihr Gewerbe bestand in der Zubereitung und dem Verkauf von Drogen, welches sie niedergelassen oder wandernd ausübten.
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