Die Babenberger Fehde

12. Mai 2013
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Heimrih ist als Markgraf und dux Kaiser Karls III. im Jahre 886 gegen die Normannen vor Paris gefallen. Er kann seinen Söhnen die Grafschaftsrechte im Grabfeld, Gozfeld, Saalegau, Volkfeld und vielleicht auch im Iffgau erblich überlassen. Im Herbst 887 führt Arnulf von Kärnten, Friedelsohn König Karlmanns, gegen seinen Onkel Karl III. eine kurze, kriegerische Auseinandersetzung und kann ihn aus dem Ostfränkischen Reich verdrängen. Da Heimrihs Söhne bei diesem Staatsstreich offensichtlich nicht auf der Seite des Karolingersprosses stehen, entzieht er ihnen nach seiner Königskrönung im November 887 nach und nach die Grafschaftsrechte und versucht, die Anhänger seines Onkels und Vorgängers Karl III. zu schwächen, wo er nur kann – dabei ist Karl III. bereits am 13.01.888 gestorben und hinterließ keine Erben. Keine der erhaltenen Urkunden Arnulfs erwähnt die Babenberger mit Namen, obwohl sie sich über ihre Mutter auf den gemeinsamen Vorfahren Kaiser Ludwig I. den Frommen zurückführen können. Anscheinend empfindet er sie nicht nur als lästige Verwandte, sondern auch als ernstzunehmende Konkurrenz.
Der nicht mehr junge Herrscher (*~850) heiratet 888 Oda, wohl eine Konradinerin, denn Konrad der Ältere wird als sein ‘nepos’ bezeichnet. (Arnulfs Mutter Liutswind ist Tochter des nordgauischen Grafen Ernst, der nach König Karlmann der wichtigste Mann in Baiern war. Udo vom Lahngau und seine Brüder werden 861 als seine Neffen – ‘nepotes’ – bezeichnet; die Königsnähe dauert also schon drei Generationen.) Gleichzeitig bevorzugt er seine konradinische Verwandschaft und setzt sie in die Rechte der Popponen ein, denn es geht um die Macht im mittleren Maingebiet. In diesem Bereich beansprucht Arnulf das Königsrecht für sich – dies ist der tiefere Grund für die Babenberger Fehde.

Urkunde Heinrichs II. für Würzburg (1002; Quelle: wikimedia.org)

Urkunde Heinrichs II. für Würzburg (1002; Quelle: wikimedia.org)

Regino von Prüm, der seit 899 in Trier lebte, berichtet in seinem Chronicon zum Jahre 897, daß “aus kleinen und geringfügigen Ursachen zwischen Bischof Rudolf von Wirziburg und den Söhnen des dux Heinrich Streit voll unversöhnlichen Hasses” entbrannte – aber die “geringfügigen”  Gründe benennt Regino nicht. Die Besitzungen der Babenberger lagen inmitten des Würzburger Sprengels und so ist es durchaus denkbar, daß der Konflikt durch eine dumme Aktion Rudolfs ausgelöst wurde. Der war ja, nach Reginos knapper Einschätzung, “sehr einfältig”. Seine Stellung als Bischof hat Rudolf nur der Gunst Arnulfs von Kärnten zu verdanken. Den Verwüstungen, die die drei Babenberger in von Würzburg beanpruchten Gebieten anrichten, kann Rudolf allein nichts entgegensetzen. Er ruft seine Brüder zu Hilfe.
902 – Arnulf ist 899 gestorben – belagern die Konradiner die Babenburg. Die Burg Babenberg wird erstmalig 902 genannt. Sie war auf dem heutigen Domberg von Bamberg gelegen. In ihrem Umfeld entwickelt sich langsam aus der Versorgungssiedlung die heutige Stadt. Die Schlacht verläuft letztlich siegreich für die Konradiner, obwohl Eberhard vom Lahngau an seinen schweren Verwundungen stirbt, denn Heinrich fällt und Adalhard verliert durch einen Schwerthieb ins Gesicht ein Auge. Er wird von den Konradinern gefangen genommen. Gebehard vom Lahngau läßt den verwundeten Gefangenen eigenmächtig enthaupten. Nun ist nur noch  Adalbert von Babenberg, der älteste der Brüder, am Leben. Er wurde  um 854 geboren. Nach dem Tod seiner Brüder vereint er die väterlichen Besitzungen in seiner Hand – und er will anscheinend Rache nehmen für den ungesetzlichen Tod seines Bruders Adalhard.
Nach der Niederlage von 902 werden die Güter Adalhards und Heinrichs eingezogen. Ludwig das Kind schenkt auf dem Reichstag zu Forchheim im Jahr darauf von diesen eingezogenen Gütern Prosselsheim und Frickenhausen mit sämtlichem Besitz Rudolf von Würzburg als Ersatz für die Verwüstungen in seinem Bistum. Dessen Bruder Konrad vom Lahngau erhält den Gau Gozfeld und das gräfliche Amt der getöteten Popponen.  An dieser Reichsversammlung nimmt Adalbert vorsichtshalber nicht teil. Doch noch im selben Jahr verjagt er Bischof Rudolf aus Würzburg und verwüstet die Besitzungen der Würzburger Kirche, zudem nötigt er die Witwe des im Jahr zuvor bei Bamberg gefallenen Grafen Eberhard und ihre Söhne, Erbgüter wie Lehen zu verlassen und sich westlich hinter den Spessart zurückzuziehen. In den folgenden beiden Jahren tut die Reichsgewalt nichts.
Im Februar 906, Konrad vom Lahngau weilt in Reichsangelegenheiten in Lotharingien, überfällt Adalbert scheinbar dessen Bruder Gebhard in der Wetterau, sodaß dieser alle Kräfte zusammenzieht, um den Bluträcher abzuwehren. Doch statt den Angriff fortzusetzen, wendet Adalbert sich gegen Fritzlar und besiegt Konrad dort völlig, der mit der Absicht heranzieht, seinen Bruder zu unterstützen, aber mit keinem so raschen Angriff rechnet. Fußvolk und (hessische) Sachsen fliehen, Konrad fällt. Die folgenden drei Tage verbringt Adalbert mit Verwüstungen, die eine rechtssymbolische Handlung darstellen – mit seinem Besitz kann er nach Gutdünken verfahren! Anschließend kehrt er beutebeladen auf die Babenburg zurück.
Im Juli des Jahres 906 wird Adalbert zum Reichstag nach Tribur vorgeladen, aber er kommt nicht. Daraufhin wird die Reichsacht über ihn verhängt. Ein Reichsheer belagert ihn in der Burg Terissa (heute Obertheres), aber kann nicht viel ausrichten. Allerdings wechselt Graf Egino vom Badanachgau noch während der Belagerung die Fronten und stellt sich auf die Seite des Königs. Weitere Unterstützung hat Adalbert nicht – während seines letzten Kampfes sind die Sachsen durch einen Überfall der Ungarn in ihrem Stammesgebiet militärisch gebunden. Otto der Erlauchte, sein Schwager, kann nicht eingreifen. Adalbert findet sich daher zu Unterhandlungen bereit und verläßt die Burg, um sich dem König förmlich zu unterwerfen, da Erzbischof Hatto von Mainz und Markgraf Luitpold von Baiern ihm freies Geleit versprechen. Die Chronisten sind sich in der Darstellung des nun Folgenden nicht einig – die königstreuen behaupten Gerüchte über Unredlichkeit etc., die dann zu Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung führten, die kritischen wie Widukind von Corvey wissen, daß Hatto seinen Eid auf freies Geleit trickreich gebrochen hat. Den Urteilsspruch fällt “das Gericht der großen Vasallen”, von denen aber gar nicht alle da sind. Otto der Erlauchte, der mit Hadwig von Babenberg verheiratet ist, fehlt. Er hat auch keinen Emissär geschickt. Die Francia orientalis ist nun Königsland. Der Merseburger Nekrolog vermerkt unter den Verstorbenen zum 09.09. “Adelbertus com”.

„Erster theil oder die Ober-Zentth Des Ambts Forcheim“ (1602; Staatsbibliothek Bamberg, HVG 2/23; Quelle: wikimedia.org)

„Erster theil oder die Ober-Zentth Des Ambts Forcheim“ (1602; Staatsbibliothek Bamberg, HVG 2/23; Quelle: wikimedia.org)

Adalbert soll mit Brunhilde von Schwaben verheiratet gewesen sein, Kinder sind aber keine überliefert. Obwohl also die “älteren Babenberger” mit Adalbert ausgestorben zu sein scheinen, führen sich die “jüngeren Babenberger” auf ihn zurück. Otto von Freising leitet sich und seine Familie zwar namentlich nur bis 1018 auf Adalbert, Markgraf von Österreich, zurück, weiß aber, daß sein Ahnherr ein ‘nobilissimus comes francorum’ gewesen sei, der 906 hingerichtet worden sei. Auch von den jüngeren Brüdern sind weder Ehefrauen noch Kinder überliefert, aber auch da “muß es etwas gegeben haben”, weil sonst nur schwer erklärbare familiäre Beziehungen zu anderen Adelsgeschlechtern der Zeit belegt sind.

Im Grabfeld behauptet sich der popponische Familienzweig von Poppo II., der nicht an der Babenberger Fehde beteiligt ist.

© Amhara zu Agorá

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