Frühes Mittelalter – In der Nachfolge Petri – Der Bischof von Rom

24. Februar 2013
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Im frühen Christentum ist an eine zentrale Organisation der Kirche nicht gedacht worden. So wählten die Gemeinden selbst ihre Bischöfe, die ihre Ämter ausübten, ohne jemandem über ihnen verantwortlich zu sein. Mit dem Ende des 2. Jahrhunderts aber gibt es Anzeichen dafür, dass der Bischof von Rom eine Sonderstellung beanspruchte. Er betrachtet sich nämlich der Nachfolger des Apostels Petrus, dem Christus aufgetragen hatte, seine Kirche zu gründen. Dieser Apostel ist in Rom als Märtyrer gestorben; über seinem Grab am Vatikanshügel wurde die Peterskirche gebaut. Außerdem kam hinzu, dass Rom nicht irgendeine Stadt war, sondern die Hauptstadt eines Weltreiches. So hatte der geistliche Oberhirte in Rom an der Autorität des römischen Imperiums Teil.

Elsässische Legenda Aurea Cod Pal germ 144 - Der heilige Petrus als thronender Papst

Elsässische Legenda Aurea
Cod. Pal. germ. 144
Der heilige Petrus als thronender Papst
Straßburg – “Werkstatt von 1418″, 1419
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Der Bischof von Rom, der bald “Papa” (Papst) genannt wurde, wurde immer öfter gerufen, um theologische Streitigkeiten zu schlichten. Die Gemeinden im westlichen Mittelmeerraum erkannten ihn bald als Oberhaupt an. Als das Weströmische Reich in den Wirren der Zeiten der Völkerwanderung zusammenbrach, war der Papst für staatliche Funktionen wie Armenfürsorge oder Schutz vor Invasoren zuständig. So hielt Leo I. der Große im Jahr 452 den Hunnenkönig Attila davon ab, Italien zu erobern, und schaffte es, dem Wandalenkönig Geiserich im Jahr 455 bei der Besetzung Roms eine milde Behandlung des Volkes abzuringen. Das konnte die Stellung des Papstes im Christentum nur festigen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das ursprüngliche Stimmrecht des Volkes für die Papstwahl zur bloßen Akklamation abgeschwächt. Die christlichen Kaiser sowie die germanischen Herrscher nahmen Einfluss. Hauptsächlich mischten sich aber der römische und mittelitalienische Adel ein. So wurde das Papsttum in politische Parteikämpfe hineingezogen. Im 9. und 10. Jahrhundert, der sogenannten “dunklen Zeit des Papsttums”, kam es vor, dass die Stellvertreter Christi ins Gefängnis geworfen oder sogar ermordet wurden. Auch machte man ihnen sogar noch nach dem Tode den Prozess, wie es bei der Leichensynode im Jahr 897 geschehen ist. An der Regierung der Kirche waren die Kardinäle maßgeblich beteiligt. Seit dem 11. Jahrhundert vereinten sie sich mit den Regionaldiakonen und Bischöfen aus der Umgebung Roms zum Heiligen Kardinalskollegium. Diesem steht seit 1059 das alleinige Recht zur Papstwahl zu.

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