Abaelard und Heloise – Eine tragische Liebesgeschichte aus dem 12. Jahrhundert in drei Teilen – Teil 1

24. Februar 2013
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Legt alle Eure Taschentücher in Eure Nähe. Heute hört Ihr etwas, das im Mittelalter noch Jahrhunderte später erzählt wurde und in Miniaturen dargestellt worden ist. Diese Wirkung hat selbst der Film „Titanic“ mit Leonardo di Caprio nicht gehabt. Die Hollywood-Bosse würden sich alle zehn Finger lecken, gäb es heute so eine Story. Nur ist das, was Abaelard und Heloise widerfahren ist, keine Sage oder erfundene Geschichte, sondern grausame Wahrheit, die selbst Menschen des Mittelalters, die viel mehr Härten des Lebens gewohnt waren (die uns schon zum Schrei der Entrüstung gebracht hätten), sich von Generation zu Generation weitererzählten. Der Film, der hieraus gedreht werden würde, wäre eine Mischung zwischen die “Dornenvögel” und “Der Tag des Falken”.

Beide Personen sind historische Persönlichkeiten:

Wikipedia schreibt über ihn:

Petrus Abaelardus (* 1079 in Le Pallet bei Nantes; † 21. April 1142 in Saint-Marcel bei Chalon-sur-Saône; Geburtsname: Pierre Abaillard. Auch: Peter Abaelard, Pierre Abélard, Pierre Abaelard, Abailardus, Abaielardus sowie zahlreiche Varianten) war ein umstrittener und streitbarer französischer Philosoph und bedeutender Vertreter der Frühscholastik.

Er wurde 1079 als ältestes Kind eines Ritters namens Berengar und seiner Frau Lucia geboren. Unüblich für seinen Stand, wurde er zu Hause eher wissenschaftlich geschult, als im Fechten, Jagen und Kämpfen unterrichtet. So war es nicht überraschend, dass Abaelard sich als junger Mann für die wissenschaftliche Laufbahn entschied. Als Kenner der Philosophie wurde er schon bald bekannt, geschätzt und von seinen Konkurrenten gefürchtet. Doch plötzlich brachte eine Frau namens Heloisa sein bisher frauenloses Leben durcheinander.

Über Madame erfahren wir:

Heloisa (* um 1095 in der Loire-Region; † ca. 1164 im Kloster Paraklet bei Nogent-sur-Seine, fr. Héloïse oder Héloise, dt. auch Heloïse oder Heloise genannt) war die Ehefrau des Philosophen und Theologen Peter Abaelard und Äbtissin des nach zisterziensischen Vorbildern gegründeten und durch Abaelards Schriften exegetisch untermauerten Frauenkonvents Paraklet.

Erstmal nichts Ungewöhnliches für Biographien des Mittelalters. Doch gerade die Beziehung der beiden zueinander war der Gesprächsstoff.

Im überschäumenden Paris des Jahres 1117 gab es einen Skandal, der die scheinbar durch nichts zu erschütternde Weltstadt aufwühlte wie ein verzehrendes Feuer: die Beziehung zwischen dem 38 jährigen angesehenen Theologen Petrus Abaelardus und der 18 jährigen Heloise, Nichte eines Domherrn von Notre-Dame. Natürlich machen bald die wildesten Gerüchte die Runde, doch das ungleiche Paar schert sich überhaupt nicht um den Tratsch. Im Gegenteil, Abaelard nutzt seine brillante Formulierungsgabe dazu, glühende Liebeslieder auf Heloise zu texten, die bald auf allen Pariser Gassen und Plätzen gesungen werden. Seine Studenten grinsten…

Heloise war vermutlich die Tochter der angevinischen Adligen und späteren Priorin der Abtei Fontevrault Hersendis von Champagne; der Name ihres Vaters ist unbekannt. Ob sie ein uneheliches Kind war, können wir Heutigen daher nicht feststellen. Schon unmittelbar nach der Geburt kam Heloise zur klösterlichen Früherziehung in den Nonnenkonvent von Argenteuil, wobei offensichtlich ihrem Onkel Fulbert, der inzwischen zum Subdiakon von Notre Dame in Paris aufgestiegen war, eine Art Aufsichtspflicht und Vormund-Rolle zukam. Nach dem Tod ihrer Mutter war Fulbert vollends ihr Vormund. Heloise soll eine der intelligentesten und gebildetsten Frauen ihrer Zeit gewesen sein und obendrein sehr schön.

Abelard und Heloise

Abaelardus und Héloïse in einer Handschrift des Roman de la Rose (14. Jahrhundert)
Quelle: Wikipedia

Dieser Onkel der 18 jährigen Heloisa hatte den 38 jährigen Abaelard im Jahre 1117 als Hauslehrer seiner Nichte eingestellt. Aber aus dem Lernen und Unterrichten wurde nichts, denn beide, Lehrer wie Schülerin, waren Feuer und Flamme füreinander.

In der späteren “Historia calamitatem” beschreibt Abaelard sie so:

“Gehörte sie schon ihrem Äußeren nach nicht zu den letzten, so war sie durch den Reichtum ihrer Bildung weitaus die erste… Sie, die ich mit allem geschmückt sah, was Liebhaber anzulocken pflegt, gedachte ich nun, da sie eher willfährig war, zur Liebe an mich zu fesseln… Unter dem Deckmantel der Unterweisung gaben wir uns ganz der Liebe hin… Da wurden über dem offenen Buch mehr Worte über Liebe als über Lektüre gewechselt; da gab es mehr Küsse als Sprüche. Nur allzu oft zog es die Hand statt zu den Büchern zu ihrem Busen, und öfter spiegelte Liebe die Augen ineinander, als dass die Lektüre sie auf die Schrift lenkte; ja, um jeden Verdacht unmöglich zu machen, gab es einige Male Schläge. Aber es war Liebe, nicht Grimm, Neigung, nicht Zorn, und sie überboten die Süße von allem Balsam der Welt. Kurz: keine Stufe der Leidenschaften ließen wir aus, und wo die Liebe etwas Ungeheuerliches erfinden konnte, wurde es mitgenommen…”

An dem sich schnell entwickelnden amourösen Glück lässt der Verseschmied Abaelard in seinem verliebten Stolz ganz Paris teilhaben und entführt seine als Nonne verkleidete Heloise bei Nacht und Nebel zu seiner Schwester in die Bretagne. Dort bringt sie einen Sohn zur Welt, dem die glücklichen Eltern den Namen Astrolabius geben: “der nach den Sternen greift”.

Fortsetzung folgt…

Was wird der Onkel tun? Googelt nicht, lasst Euch die Spannung. Ich mach Euch diese Geschichte zu einer weekly soap des Mittelalters. Als es noch kein Fensehen und keine Regenbogenpresse gab, erzählten die Barden und fahrenden Sänger diese Geschichte über Jahrhunderte von jeder Burg bis in die kleinste Schänke. In Frankreich war sie noch Thema in der Zeit der Romantik, im 19. Jahrhundert. Was den Engländern Shakespeares “Romeo und Julia”, ist die Geschichte von “Abaelard et Heloise” für die Franzosen. Selbst Voltaire, der alte Zyniker, noch 500 Jahre später, war von ihr gerührt und erzählte Friedrich dem Großen davon.

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