Frühes Mittelalter – Ora et labora – Bete und arbeite – Klostergründungen (ab dem 6. Jahrhundert)

17. Februar 2013
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Der Historiker Michel Parisse schrieb:

Das Kloster hat im Leben der Kirche des Frühmittelalters auf allen Gebieten eine beherrschende Rolle gespielt.

Jedoch nicht nur im Leben der Kirche spielten Klöster eine große Rolle. Das Wirken reichte bis in wesentliche Bereiche der Gesellschaft hinein.

Die Klöster waren Vorreiter in der Agrikultur. Hier erprobte man rationelle Methoden der Landwirtschaft, die Mönche lehrten die Bauern neue Techniken des Ackerbaus und leiteten das Kolonisationswerk in neue Gebiete. Zudem waren die Klöster Stätten der Forschung, Erziehung, Bildung und Kunstausübung (in Klosterwerkstätten entstanden unvergängliche Kunstwerke). In den Bibliotheken wurden wissenschaftliche und kulturelle Leistungen vergangener Epochen aufbewahrt, in den Skriptorien wurden diese alten Texte immer wieder abgeschrieben. Da es damals noch keine Schulen gab, waren die Klöster für Bildung und Wissen zuständig.

Elsässische Legenda Aurea Cod Pal germ 144 - Der heilige Benedikt unterrichtet

Elsässische Legenda Aurea
Cod. Pal. germ. 144
Der heilige Benedikt unterrichtet
Straßburg – “Werkstatt von 1418″, 1419
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Vom 6. – 11. Jhd. war das Benediktinerkloster der herrschende Klostertyp. Die Gründung durch den heiligen Benedikt von Nursia (um 480 – 547) hatte dem Klosterwesen, das allein auf Weltflucht und Kontemplation ausgerichtet war, das Element aktiver Tätigkeit hinzugefügt. Das benediktische “ora et labora” bedeutete neben einem gottgeweihten Leben auch die Verpflichtung zu praktischem Handeln.

St. Galler Klosterplan. Reichenau, frühes 9. Jahrhundert

St. Galler Klosterplan. Reichenau, frühes 9. Jahrhundert (Quelle: Wikimedia)

Auf dem berühmten St. Gallener Klosterplan (820) sieht man ein Modellkloster der Karolingerzeit. Der Kern des Gebäudes ist die sogenannte Klausur, ein Bereich, der von der übrigen Anlage abgeschirmt und dem religiösen Leben der Mönche vorbehalten ist. Hier sind die Kirche, der Kreuzgang, der Schlafraum, der Esssaal und der Verhandlungsraum zu finden. Um diesen Bereich herum liegen die Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude mit Werkstätten, die Ställe, die Gasträume, sowie Mühle, Brauerei, Obsthaine und Gemüsegärten.

Klöster dieser Größe konnten hunderten Menschen Arbeitsmöglichkeiten und Unterkünfte bieten. Durch geschenkten Grundbesitz waren sie Zentrum einer größeren Wirtschaftseinheit.

Karl der Große förderte die Klöster ebenso wie seine Vorgänger. Diese waren für seine Bildungsreform nämlich unerlässlich. Außerdem machte er sie zu Instrumenten seiner Expansionspolitik. Das ist an den Zuwendungen und den Gründen, die er dafür nannte, deutlich abzulesen. Die meisten seiner Mittel flossen in “unsichere” Gebiete wie z.B. Hessen oder Thüringen, ins Sachsenland, nach Aquitanien, in die spanische Mark oder in die Lombardei. Dafür erwartete er von den Klöstern verstärkte Missionstätigkeiten sowie die Unterbringung und Verpflegung seines Heeres.

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