Leif Eriksson

15. April 2012
Von
Färöisch Briefmarken

Leif Eriksson ist seit 1992 auf Färöisch Briefmarken zu finden - Quelle: Wikipedia

Leif Eriksson wurde vermutlich um 975 als Sohn Eriks des Roten und seiner Frau Thjodhild (die vor ihrer Taufe möglicherweise Thorhild geheißen hat) auf Island geboren. Sein Vater wurde der Rote genannt, vermutlich wegen seiner aggressiven Art, die den Tod von mehreren Männern verursacht hatte. “Eigentlich” hieß er Erik Thorvaldsson, was kein Nachname ist, sondern ein Patronym, also ein Vatersname. Wegen Totschlags wird der Wikinger drei Jahre aus Island verbannt. Erik der Rote geht auf Entdeckungsfahrt nach Westen und landet an der Küste Grönlands.

Leif trägt den Beinamen “der Glückliche” (eine Schnitzerei von Bernhard Hoetger findet man in Bremen am Haus des Glockenspiels in der Böttcherstraße auf den Seiten von Wikipedia).  Als sein Vater mit reicher Jagdbeute endlich wieder heim kam,  schwärmte Erik von einem „Grünland“. Ein Jahr später, Leif war wohl um die acht Jahre alt, siedelte die Familie um – in das grüne, fruchtbare Land, von dem der Vater gesprochen hatte. Viele Isländer folgten seinem Ruf. 986 ging er mit 25 Schiffen voller Auswanderer auf die rund 3500 km lange Reise, aber nur 14 Schiffe mit 700 Menschen kamen an. Die anderen waren Stürmen, Eisbergen und hochgehender See zum Opfer gefallen.

Grönland wird Leifs neue Heimat. Doch im Jahr 999 fährt er trotzdem nach Norwegen und wird dort von König Olaf Tryggvasson empfangen. Dieser macht ihn mit dem christlichen Glauben vertraut. Was mag den Sturm erprobten Wikinger dazu veranlaßt haben, sich taufen zu lassen? Gab es etwas, was ihn so beeindruckt hatte, die alten Götter zu verlassen? War es das negative Vorleben seines Vaters, das die Familie von Island vertrieb, oder das Vorbild der Mutter? War sie vielleicht eine von den Wikingern geraubte Keltin von den Britischen Inseln – dort war das Christentum schon durch irische Mönche bekannt gemacht worden?  Englische und irische Quellen, die von Menschenraub durch die Wikinger sprechen, erhöhen diese Wahrscheinlichkeit. Wir wissen es nicht. Ähnliche Wechsel vom Heidentum zum Christusglauben finden wir im Frühmittelalter bei Kaiser Konstantin und dem fränkischen Merowingerkönig Chlodwig, dessen Großvater seinen Herrschaftsanspruch noch von einem Meerungeheuer ableitete. Hier war es neben dem Bischof von Reims, Remigius, seine burgundische Frau Chrodechild, die ihn beeinflußt haben.

Der norwegische König gibt ihm den Auftrag, diesen Glauben nach Grönland zu bringen und zu verbreiten. Leif setzt diesen Auftrag in die Tat um – kurz nach seiner Rückkehr nach Grönland entsteht  etwa um das Jahr 1000 in Brattahlid die erste Kirche. Narssarsuaq liegt in Südgrönland. Der Ort hat knapp 200 Einwohner und verfügt über einen großen Flughafen, der für zivile und militärische Zwecke von den USA genutzt wird.   Auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords liegt die ehemalige Wikingersiedlung Brattahlid.

Eine Karte über den möglichen Verlauf der Reise von Leif Eriksson ist auf Wikipedia zu finden.

Auf seiner Rückfahrt von Norwegen kommt er nach der Eiríks saga rauða (Saga von Erik dem Roten) vom Kurs ab und gelangt an die Küste Neufundlands, des heutigen Kanadas.

Nach der Grænlendinga saga (einem isländischen Text au dem 14. Jh.) wird nicht Leif Erikson, sondern Bjarni Herjólfsson als Entdecker angesehen. Es wird aus stilistischen Untersuchungen heraus für möglich gehalten, dass diese Saga älter ist als die Eiriks saga rauða.  Der in Vinland geborene Snorri Thorfinnson könnte noch als Gewährsmann der Grönlandsaga anzusehen sein. Neue Wissenschaftler versuchen diesen Widerspruch aufzulösen, indem sie auf einen Streit zwischen den Familien Eriks und Bjarnes verweisen. Andere halten das wieder für unwahrscheinlich. Mit anderen Worten: Die Forscher sind sich nicht einig. Nun kommt noch ein dritter Berichterstatter ins Spiel: der Deutsche Adam von Bremen (* vor 1050; † 1081/1085), der schon im 11. Jh. in seinem Werk Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum von der Entdeckung Amerikas durch Leif Erikson schreibt.

Nach der Eirik Saga kauft Leif Eriksson das Schiff von Bjarne, das für den Holztransport besonders gut geeignet, relativ neu und daher wenig reparaturanfällig ist. Er sammelt 35 mutige Männer um sich. Vater Erik möchte auch noch einmal dabei sein. Doch stürzt er bei einem Einritt in den Hafen vom Pferd (nach National Geographic).

In der Eiríks saga rauða sagt er: “Es soll mir nicht mehr vergönnt sein, weiteres Neuland zu entdecken.” Erik bleibt als Patriarch auf seinem Hof in Brattahlid. Immer der Küste entlang geht der Kurs von Grönland erst nach Norden und dann, als die unbekannte Küste zu sehen ist, nach Süden. Leif benennt die entdeckten Gebiete Helluland (Flachsteinland), Markland (Wald) und Vinland (Wein- oder Weideland). Dabei handelt es wahrscheinlich um das heutige Labrador. Mit Trauben und Holz beladen kehrt er nach Grönland zurück. Unterwegs retten sie den norwegischen Kaufmann Thorir und dessen Mannschaft, die als Schiffbrüchige auf einer Schäre gelandet sind. So erhält der Wikinger den Beinamen „Leif der Glückliche“. Sein Bericht über Vinland sorgt zu Hause für ähnliche Aufregung wie gut 17 Jahre zuvor das „Grünland“ bei den isländischen Bauern. Um 1005 bricht sein Bruder Thorvald dorthin auf, 1006 sein Bruder Thorstein, 1010 der Kaufmann Thorfinn Karlsefni. Nach dem Tod Eriks des Roten wurde Leif vermutlich der Anführer der Wikinger und verließ Grönland zu keiner weiteren Expedition und überließ dies seinen jüngeren Brüdern. Leifs Bruder Thorvald (Þorvaldr) gelang es mit seinen Mannen kurz danach (1001–1004) ebenfalls, Vinland zu erreichen. Es kommt aber zu Feindseligkeiten zwischen ihnen und den Eingeborenen, die „Skrælingar“ genannt wurden. Entweder kam es zu einer Konfrontation mit den Inuit oder Indianern. Torvald wird durch einen Pfeilschuss getötet. Sein Bruder Thorstein hat ebenfalls kein Glück damit, Vinland zu besiedeln. Etwa um 1020 verstirbt Leif Eriksson. Ein paar Jahrhunderte florieren die Wikingerkolonien in der Neuen Welt. Dann versinken sie, wie die Grönlandsiedlungen, im Dunkel der Geschichte. Die Urheimat der Wikinger ist zu weit weg, um eine ständige Versorgung aufrechtzuerhalten. Das Klima wird in den folgenden Jahrhunderten kälter. Möglich, dass die Eruptionen der isländischen Vulkane dabei eine Rolle spielten. Wer hier neueste Erkenntnisse sucht, dem schlage ich vor, bei Kirsten Seaver nachzulesen.

Dennoch hat Leif Eriksson ein halbes Jahrtausend vor Columbus Amerika entdeckt. Was das zu bedeuten hatte, können wir nur erahnen. Auf einem nur 20 m langen Schiff, auf zentimeterdünnen Planken zwischen gigantischen Eisbergen zu fahren, den Stürmen und der Kälte im offenen Schiff ausgesetzt zu sein und dann auf Wesen zu treffen, die so groß sind wie das gesamte Schiff und dabei Wasserfontänen ausstoßen, die das Schiff versenken könnten, dazu gehört ein enormer Mut. Die Ausgrabungen auf Grönland und die Bewertung der Funde gestalten sich schwierig. Im 19. und 2o. Jh. wurde vieles verfälscht entweder aus Unkenntnis, Profitgier oder aus falschem Enthusiasmus. So wurden Dinge für mittelalterlich erklärt, die neueren Datums sind. Die einzige von allen Forschern anerkannte Wikingersiedlung in Nordamerika ist L ´Anse aux Meadows, an der Nordostküste Kanadas. Hier fand 1964 Arne Stine Ingstad den Teil eines Spindelwirbels, der bezeugte, dass Frauen hier sesshaft geworden waren und der Weberei nachgingen. Der Fund war eindeutig nordischen Ursprungs. Solche Bruchstücke sagen manchmal mehr über die Glaubwürdigkeit der Entdeckung Amerikas durch die Wikinger aus, als manche Saga über einen Helden.

Unter Parks Canada kann man genaure Informationen über das Freilichtmuseum in L´Anse aux Meadows erhalten.

 

Thalassa

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