Caterina von Siena

15. April 2012
Von
Katharina von Siena

Die hl. Katharina von Siena – Quelle: Wikipedia

Am 23.03.1347 werden dem verarmten Adligen Jacobo Benincasa von seiner Ehefrau Lapa di Puccio di Piagente Zwillingstöchterchen geboren – die 24. und 25. Kinder! Eines der Mädchen verstirbt bald nach der Geburt, das andere überlebt und bekommt den Namen Caterina. Für den Lebensunterhalt seiner Familie muß Jacopo als Wollfärber arbeiten.

Im selben Jahr bricht in Europa das erste Mal die Pest aus. Von Messina aus verbreitet sich die Epidemie mit der Reisegeschwindigkeit der Menschen. Im Verlauf der Herrschaft des Schwarzen Todes, wie die Beulenpest wegen der Verfärbung der geschwollenen Lymphknoten genannt wird, sterben in Europa etwa 25 Mill. Menschen – etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Manche Gebiete werden fast gänzlich entvölkert, andere dagegen, etwa Ostdeutschland, sind fast gar nicht betroffen. In Siena wütet die Pest, sodaß die Totengräber nicht ausreichen – Familienväter müssen ihre Kinder mit eigenen Händen bestatten. Auch Jacopo Benincasas Familie wird nicht verschont, allerdings sterben “nur” sehr viele der Kinder – die Eltern und unter anderen Caterina überleben.

Bereits als siebenjähriges Kind hat Caterina die erste Vision. Sie wird ihr gesamtes weiteres Leben bestimmen. Als sie mit 12 Jahren verheiratet werden soll, weigert sie sich – sie hat sich bereits “mit Christus verlobt”. Mit sechzehn Jahren tritt Caterina gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein. Dieser widmet sich der Krankenpflege und Armenfürsorge neben den geistlichen Pflichten des Gebetes und der Askese. Eine neuerliche Christusvision bringt sie dazu, sich zu kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Belangen zu äußern. Ihre Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten – den Papst und andere Bischöfe, Kaiser und Könige – hat sie diktiert, denn Lesen und Schreiben hat Caterina erst spät gelernt. Ihre radikale Gottsuche fasziniert die Menschen. Es schart sich um sie eine “famiglia” aus Männern und Frauen, die der kaum Zwanzigjährigen mit Ehrfurcht und Respekt begegnen, sie nennen sie “mamma”.

Vermutlich wegen ihres Auftretens wird Caterina im Jahre 1374 vor das Generalkapitel des Dominikanerordens nach Florenz einbestellt. Dokumente zu dieser Befragung gibt es nicht mehr, aber es steht stark zu vermuten, daß man ihr den Vorwurf der Ketzerei machte. Offenbar kann sie jeden Verdacht zerstreuen. Zu ihrem eigenen Schutz bekommt sie mit Raimund von Capua einen prominenten Beichtvater zugeteilt. Er wird sie ihr ganzes Leben begleiten und nach ihrem Tode ihre Biographie verfassen. Allerdings nimmt bereits diese zeitnahe “Legenda Major” durchaus legendarische Ausschmückungen und Überzeichnungen auf – nach modernen Begriffen “objektiv” ist diese Lebensbeschreibung nicht.

Caterina ist es, die Papst Gregor XI. dazu bewegt, von Avignon nach Rom zurückzukehren. Bei Ausbruch des Großen Schismas unter Urban VI. ist sie auf dessen Seite und tadelt mit drastischen Worten, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, die Kardinäle, die den Gegenpapst gewählt haben bzw. im Anschluß an seine Wahl unterstützen. “Ihr habt als niedrige und erbärmliche Ritter die Schultern gewendet… Nicht duftende Blumen seid Ihr, sondern Gestank, denn die ganze Welt habt Ihr verpestet…”

Auf Papst Urbans VI. Wunsch hin zieht sie für eine Weile nach Rom um und kämpft von dort aus für die Einheit der Kirche und für eine Friedenslösung im tief zerstrittenen Italien. Schwer krank stirbt sie mit nur 33 Jahren am 29.04.1380 in Rom nahe der Kirche Santa Maria sopra Minerva, wo sie mit Angehörigen ihrer famiglia ein Haus in der Via S. Chiara bezogen hatte. In Sta. Maria s.M. wurde sie unter dem Hochaltar bestattet, ihr Haupt allerdings nach Siena gebracht. Es befindet sich heute als bedeutende Reliquie in San Domenico.

1430 wird ihr Leichnam exhumiert und in erstaunlich gut erhaltenem Zustand aufgefunden. 1461 wird Caterina heilig gesprochen. Seit längerem wird die Heilige in einem Schrein wie ein Schneewittchen-Sarg aufbewahrt. Er ist in die Predella des Hochaltars eingefügt, sodaß man der zierlichen Frau auf Augenhöhe begegnen kann. Allerdings ruht sie hier nicht komplett – außer dem Kopf und einem Finger, die sich in Siena befinden, sind im Laufe der Zeit auch andere Körperteile als Reliquien entnommen worden.

Caterina von Siena gilt als Schutzpatronin Europas, Italiens und Roms; von ihren Briefen sind mehr als 380 erhalten, dazu das “Libro della divno dottrina” und das “Libro della divina providenza”.

© Amhara zu Agorá

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