Ostern beim Wikinger- und Ritterspektakel in Berlins Norden

15. April 2012
Von
Hammerwerk

Hammerwerk

Drei Tage lang war das große Wikinger- und Ritterspektakel im Strandbad Lübars geplant. Schon im letzten Jahr war ich dabei. Diesmal ließ der Karfreitag mit Sonnenschein hoffen, daß es wieder schön und interessant werden würde wie beim letzten Mal. Eingeladen haben das Wandertheater Cocolorus-Budenzauber und der Mecklenburger Verein Cocolorus-Diaboli. Da ich nicht weit entfernt vom Strandbad wohne, sah ich, wie die Gespanne unsere Straße entlang fuhren. Doch, o Schreck, der Samstag ließ Schlimmes befürchten: Regen, Hagel, Schnee und ein kräftiger Wind fegten über eines der letzten Dörfer der Stadt. Ich dachte nur, wie es wohl den armen Leuten, die von so weit her angereist waren,  ergehen möchte.

Ostersonntag Morgen war der üble Spuk vom Vortag verschwunden. Ostermontag konnte ich dann endlich zum Fest gehen. Auch der letzte Tag hat sich noch gelohnt. Der Markt stand auf einer gerade grün werdenden Wiese direkt am See, auf dem das Wikingerschiff lag, das am Vortag zu Wasser gelassen wurde. Zahlreiche Buden boten fantasievolle Waren an. So war dort auch eine Schäferin, die neben Schaffellen, Wolle und Silberschmuck einige ihrer Tiere mitgebracht hatte. Die Schafe lagerten in der Sonne und fühlten sich sichtlich wohl. Daneben warteten Ponys auf ihre kleinen Reiter. Andere Händler boten Waffen und Schilde an. Es waren Zelte in den Farben eines jeden Ritters aufgeschlagen: Eins war blau-gelb und ein zweites rot-schwarz. Neben diesen gab es Tavernen, die genug für hungrige Mäuler und durstige Kehlen feilgeboten haben. Den Damen wurde heißer Kirschwein offeriert und die ganz harten Piraten drückten sich in einer schäbigen Kaschemme herum. Es waren einige wenige Leute nach Art des Mittelalters gekleidet. Ein älteres Ehepaar ist mir besonders aufgefallen. Ihr Mut war bewundernswert. Es gab wenige junge Leute, die sich das trauten, es sei denn, sie gehörten zum Verein oder standen hinter einem Marktstand. Wer durch diese üblen Zeitgenossen fürchtete, Albträume zu bekommen, ging zur Weisen Frau und kaufte sich einen Traumfänger oder ging ins Zelt der Wahrsager. Unterwegs traf  man einen Zauberer. Auf dessen Schultern lag gemütlich eine schwarze Katze. Sie kuschelte sich in seine weiße Lammfellweste. Neben allerlei Körben und Töpferwaren gab es einen Stand mit selbst geschneiderten, mittelalterlichen Gewändern. Im letzten Jahr kaufte ich ein auberginefarbendes Kleid und beim näheren Betrachten fand ich einen Umhang der selben Farbe und Materials. Ich konnte nach einigem Feilschen nicht widerstehen, ihn zu erwerben.

Viele junge Familien waren gekommen. Die Kinder vergnügten sich beim Wippen und Karusselfahren, um die Zeit des Wartens zu verkürzen. Ob alt oder jung, alles wartete auf den Ritterkampf. Wie schon im letzten Jahr versuchten sie, eine Burg zu erstürmen. Die Gefechte wurden in schwerer Rüstung Mann-gegen-Mann gefochten. Ich spare mir hier die Worte. Seht euch die Fotos an. Nach dieser Schlacht wollten die kleinen Krieger ihr Können unter Beweis stellen. Sie konnten das in der “Kinderarena” zeigen, wenn sie sich an drei Regeln hielten: 1. Es darf nicht auf den Kopf geschlagen werden. 2. Stechen ist verboten. 3. Der auf dem Boden Liegende darf nicht mehr angegriffen werden.

Wie ich sagte, leider war ich nicht dabei, wie das Wikingerboot auf dem See seine Runden zog. Dafür habe ich den Drachenkopf in allen Details fotografiert. Das Blut klebt noch an seinen Zähnen. Nett, wenn so ein Ding aus dem Nebel auftaucht?

Ende mit Sagas und Märchen, Mythen und Fantasy, jetzt kommen wir zu den Fakten und historischen Tatsachen. Dafür sind meine Artikel berüchtigt. Jetzt kommt der Hammer. Darf ich vorstellen: Der Frohnauer Hammer, beziehungsweise seine Nachbildung. Das über 800 Jahre alte, immer noch funktionstüchtige Original steht in Annaberg-Buchholz, Erzgebirge, Sachsen. Dieser durch Wasserkraft angetriebene Schmiedehammer konnte Messer und Schwerter und bei höherer Schlagfrequenz auch Platten und Schilde dengeln. Er wurde aus einer Getreidemühle 1436 entwickelt. Da sage jemand noch mal “finsteres Mittelalter”.

In etwa 300 Freizeitstunden wurde er von zwei Hobbytüftler nachgebaut. Wer Genaueres wissen will, kann hier mehr über die technischen Daten nachlesen oder selbst nach Annaberg-Buchholz, OT Frohnau fahren.

Thalassa

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