Ginster

3. Februar 2013
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Heil- und Nutzpflanzen

Als “Ginster” werden Pflanzen aus verschiedenen Gattungen bezeichnet, die aber sämtlich zu den Schmetterlingsblütern gehören und sich von daher ähnlich sehen. Sie besiedeln saure, nährstoffarme Böden und sind an trockene Standorte angepaßt. Die ‘planta genista’ gab dem aus der Normandie stammenden englischen Königshaus der Plantagenet ihren Namen, da der Stammvater Gottfried V. von Anjou die Angewohnheit hatte, einen Ginsterzweig als Helmzier zu tragen.

Deutscher Ginster

Ginster

Deutscher Ginster (Genista germanica)
(Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885)
Quelle: www.BioLib.de

Dies ist ein ‘echter’ Ginster, der als mehrjähriger Strauch wächst und bis 60 cm hoch wird. Im Alter bilden die Ginster eine Pfahlwurzel aus. Junge Zweige sind grün und dornenlos, ältere sind braun und bedornt. Die Dornen werden bis 2,5 cm lang. Die schmalen grünen Blätter werden im Sommer oft abgeworfen, die Photosynthese verläuft dann über die rutenförmigen Zweige. Ginster blüht von Mai bis August goldgelb, die Blüten sitzen endständig als Traube an den Zweigen. Die linsenförmigen Früchte sitzen in schwarzbraunen behaarten Hülsen. Der Deutsche Ginster ist in allen Teilen für den Menschen giftig, besonders die Samen.

Der Deutsche Ginster kommt nördlich bis Südschweden vor, östlich bis Westrußland und Bulgarien, westlich bis an den Antlantik; er fehlt im Mittelmeergebiet und gilt in Deutschland als gefährdet.

 Färber-Ginster

ist ebenfalls ein ‘echter’ Ginster und wird wie der vorige bis 60 cm hoch. Er ist immer dornenlos und meist wintergrün, die kräftige Pfahlwurzel kann bis 1m lang werden. Die gelben Blüten erscheinen von Mai bis August in bis zu 6 cm langen endständigen Trauben. Die Fruchthülsen sind kahl. Färberginster ist in Europa verbreitet, fehlt aber in Irland, in Skandinavien und weitgehend auf der Iberischen Halbinsel. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich östlich bis zum Ural. Die Alpen meidet er. Als Standort bevorzugt er kalkarme, lehmige Böden; mit der langen Pfahlwurzel kann er feuchtere Bodenschichten erreichen. Auch der Färberginster ist in allen Teilen giftig.

Bereits die Römer gebrauchten den Färberginster zum Färben von Leinen und Wolle. Die gelben Farbstoffe Genistein und Luteolin sind in Zweigen, Blättern und Blüten enthalten, die man also sämtlich zum Ansatz der Farbflotte nutzen kann. Das Ginstergelb ist lichtecht. Auf mit Alaun vorgebeizter Wolle erscheint es zitronengelb. Behandelt man die Stoffe nach dem Färben noch mit Eisen(II)sulfat, werden sie dunkelbraun; nimmt man stattdessen Kupfersulfat, wird der Stoff olivgrün. In England hat man durch Überfärben mit Färberwaid das “Kendalgrün” hergestellt, das berühmt geworden ist, weil die englischen Bogenschützen in den Kriegen mit Frankreich kendalgrüne Tuche trugen.

Besenginster

Der Besenginster ist ein ‘Geißklee’ und ebenfalls ein Schmetterlingsblüter. Er wächst als winterkahler (manchmal auch sommerkahler) Strauch bis 2 m Höhe, selten auch als bis 3 m hoher kleiner Baum mit langen, besenförmigen, fünfkantigen Zweigen. Seine dreiteiligen schmalen Blätter sind seidig behaart. Die einzeln sitzenden goldgelben Blüten erscheinen von Mai bis Juni. Sie bilden nur Pollen, keinen Nektar, und können nur von schweren Hummeln bestäubt werden. Ist der Bestäubungsmechanismus aber erst einmal ausgelöst, können auch die kleineren, leichteren Bienen den Restpollen sammeln. Die Hülsenfrüchte sind schwarz.

Besenginster ist frostempfindlich und wird meist nur etwa 12 Jahre alt. Er braucht einen lichten Standort und arme Standorte, er meidet Kalk. Verbreitet werden die Besenginstersamen durch Vögel, wegen der anhängenden Ölkörper auch von Ameisen. Die platzende Hülse schleudert die Samen meterweit, und dann können sie auch noch rollen. Die Keimung erfolgt erst im zweiten Jahr; die Samen bleiben Jahrzehnte keimfähig.

Besenginster ist in allen Teilen, besonders in den Samen, für den Menschen giftig. Bei einer Ginstervergiftung kommt es zum Kreislaufkollaps mit Herzrasen, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Kopfschmerzen. Als Teedroge helfen Ginsterzubereitungen aber bei niedrigem Blutdruck und nervösen Herzbeschwerden, sie regen die Nierentätigkeit an und mindern so Gewebsstauungen, sind auch Uterus-aktiv und helfen bei Gebärmutterblutungen – dürfen daher aber nicht in der Schwangerschaft angewendet werden und sollten in jedem Fall vom Arzt verordnet worden sein.

Alle Leguminosen verbessern über die Knöllchenbakterien den Boden – sämtliche Ginsterarten (selbst wenn sie keine ‘Ginster’ im botanischen Sinne sind) tun die ebenfalls. Sie sind raschwüchsige Bodenfestiger und kommen an Straßenböschungen zum Einsatz. Kulturformen blühen auch rot oder mehrfarbig und stehen als Ziersträucher im Garten. Namengebend ist die alte Verwendung zum Besenbinden – dieser Tätigkeit ist man vorwiegend im Winter nachgegangen, da wurden Körbe geflochten und Besen gebunden. Aus der Rinde gewann man die Ginsterfaser, die zu Seilen und groben Stoffen verarbeitet wurde.

© Amhara zu Agorá

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