Die Karolinger – Teil 1

14. Oktober 2012
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Das sich durch Eroberungen rasch ausdehnende Frankenreich wurde nach dem Tode Chlodwigs unter seinen Söhnen aufgeteilt. Der Herrschaftsbereich der Franken verlief vom Atlantik im Westen, ausgenommen die Bretagne, bis zu den Pyrenäen im Südwesten. Im Süden war die natürliche Grenze das Mittelmeer, im Osten waren es die Seealpen und das weströmische Reich.

Stammtafel der Karolinger

Stammbaum der Karolinger, aus Chronicon Universale des Ekkehard von Aura, 2. Hälfte 12. Jh.
(Quelle: Wikipedia)

Chlotar II. in Verhandlung mit den Lombarden

Chlotar II. in Verhandlung mit den Lombarden
(Quelle: Wikipedia)

Grab von Dagobert I. in der Basilika St. Denis

Grab von Dagobert I. in der Basilika St. Denis
Titel: Tomb of Dagobert, Saint Denis Basilica
Foto: Cgoodwin
Original-Datei: Tomb of Dagobert, Saint Denis Basilica
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
(Quelle: Wikipedia)

Im Osten gehörte ihnen das Reich der Alemannen, der Bayern, der Thüringer und der Sachsen. Es enstanden die Reiche Neustrien (Nordfrankreich einschließlich Soissons und Paris), Austrien(Gebiet um Metz, Ingelheim und Aachen) und Burgund. Ein Jahrhundert lang regierten so Teilkönige. Chlothar II. konnte noch mal das Reich einen. Ihm folgte der letzte machtvolle Merowingerkönig Dagobert I., dessen Reich sich noch weiter nach Osten ausdehnte Richtung Elbe und Saale.

So kam es zu Konflikten mit den Wenden. Im 7. Jh. verlagerte Dagobert seinen Hauptsitz nach Würzburg. Nach Dagoberts Tod, er starb 639, zog sich das merowingische Herrschergeschlecht immer mehr aus der Tagespolitik zurück, blieb auf seinen Pfalzen an der Seine und an der Oise und überließ seinen Hausmeiern die Verwaltung seines Reiches. Das Thronrecht der göttergleichen Sippe mit den langen wehenden Haaren lag weiterhin fest in ihren Händen. Die Hausmeier mussten lange Zeit Rücksicht nehmen auf diese tief verwurzelte Tradition, nach der nur Merowinger zur Königswürde legitimiert waren.

Das Amt des Hausmeiers (lat.: major domus) entstand durch die Völkerwanderung. Dieser Oberste aller Beamten verwaltete ursprünglich die Reichsgüter und Ländereien eines Herrschers sowie seinen beweglichen Besitz wie den Tierbestand und unfreies Gesinde während seiner Abwesenheit. Dieses Amt war bei den Goten, Burgundern und Franken bekannt. Ursprünglich gab es für jede Burg des Königs einen.

Der Hausmeier des Frankenreichs war damit ab dem 7. Jahrhundert faktisch Leiter der Regierungsgeschäfte. Der Hausmeier ernannte nun Beamte und stellte Urkunden im Namen des Königs aus, wobei zunächst jedes der Teilreiche (Neustrien, Burgund und Austrasien) über je einen eigenen Hausmeier verfügte.

Karl Martell im Totenbett

Karl Martell im Totenbett
(Quelle: Wikipedia)

Nach dem Niederschlagen einiger Aufstände wurde Karl Martell Hausmeier des wieder geeinten Reichs. Er hatte die faktische Macht über das ganze Frankenreich, sodass er kein Interesse am Erlangen der Königswürde hatte. Ein Politiker des 20. Jh. sagte einmal: “Es ist mir doch egal, wer unter mir Kanzler ist.” So wird Karl gedachtet haben: “Ist mir doch egal, wer unter mir König ist.”

Als von Spanien eine neue Eroberungsmacht alles daran setzte, die Pyrenäen zu überwinden und ihr Reich auszudehnen, überließen die merowingischen Könige es ihrem Hausmeier, das Reich zu verteidigen. Die Mauren versuchten das Frankenreich zu erobern. Der Kalif Abd ar-Rachman wollte Europa dem Halbmond unterwerfen.

Abd ar-Rachman, Feldherr des mächtigen Kalifen von Damaskus, war kein Dummkopf. Aus zahlreichen Schlachten wusste er, dass bei diesen schweren Kavalleristen Vorsicht geboten ist. Doch als seine Späher ihm meldeten, das Frankenheer sei mit allenfalls 15.000 Mann lächerlich klein, entschloss er sich zum Angriff. Schließlich hatten die Truppen der Moslems noch nie eine Niederlage im Feld erlitten.

Was Abd ar-Rachman unterschätzte:

Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers

Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers
in einem Gemälde von Carl von Steuben aus der Zeit zwischen 1834 und 1837
(Quelle: Wikipedia)

Der Mann, der sich ihnen mit seinem Heer entgegen stellte, war Karl Martell (um 688 – 741), genannt der Hammer. Dieser Beinname deutet auf seine militärischen Erfolge hin. Karl schaffte es, alle europäischen Kräfte hinter sich zu vereinen, um gegen die gemeinsame Bedrohung in einer Entscheidungsschlacht 732 bei Tours und Poiters zu ziehen und die Araber bis hinter die Pyrenäen zu treiben.

Blatt einer Franziska (Waffe) aus dem alamannischen Gräberfeld von Weingarten (6. Jahrhundert)

Titel: Blatt einer Franziska (Waffe) aus dem alamannischen Gräberfeld von Weingarten (6. Jahrhundert)
Foto: Bullenwächter
Original-Datei: Blatt einer Franziska (Waffe) aus dem alamannischen Gräberfeld von Weingarten (6. Jahrhundert)
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
(Quelle: Wikipedia)

Den Sieg brachte die Franciska, die fränkische Spezialwaffe seiner Männer – eine einfache oder doppelschneidige Streitaxt. Mit einer daran befestigten Schnur schleuderten die Krieger sie auf kurze Distanz gegen den Feind. Die 2. Spezialwaffe war das fränkische Panzerhemd, dessen Ausfuhr bei Todesstrafe verboten war. Ein weiterer Trumpf der Kavallerie war die Benutzung von Steigbügeln und holzverstärkten Ledersätteln, die dem Reiter einen sicheren Sitz auf seinem Roß ermöglichten.

Karl Martell entstammte dem Adelsgeschlecht der Arnulfinger-Pippiniden. Das Hausmeieramt wurde innerhalb dieser Familie, die seit 687 die Geschicke des gesamten Frankenreichs lenkte, sogar erblich. Die nachfolgenden Hausmeier legten allerdings ihrerseits Wert darauf, die Einflussnahme des Adels auf ihre Politik so gering wie möglich zu halten. Karl Martell ist der Großvater Karls des Großens, über den im 2. Teil des Berichts über die Karolinger ausführlich eingegangen wird.

 

© Thalassa von Kerygma

 

 

 

 

 

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