Holta, ein kleines Dörfchen im Westen – Teil 4

2. September 2012
Von

Holta

Die dunkle Wolke

In den letzten Tagen besuchte ein Reisender unser kleines Dörfchen Holta. Am ersten Abend kehrte er in unser Gasthaus ein. Dort erzählte er nach ein paar Bechern unseres guten Bieres den Einwohnern, dass die Welt wohl bald untergehen wird.
Dieses wurde mir, Adelkint von Holta, natürlich am folgenden Tag zugetragen. Selbstverständlich ließ ich den Reisenden sofort zu mir bringen. Da ich mir so etwas nicht vorstellen konnte und solche Aussagen nur die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen, war mein erster Gedanke, diesen Reisenden in den Kerker zu werfen. Aber erst, nachdem ich mir seinen Bericht selbst angehört hätte.
Hier also nun sein Bericht, entscheidet selber, ob ihr ihm glaubt oder ihn für einen Scharlatan haltet.

“Vor einiger Zeit verschlug es mich auf eine Insel im hohen Norden. Schwere See hatte unser Schiff beschädigt und wir mussten einen Hafen ansteuern, um es wieder instand zu setzen. Als die Reparaturen fast abgeschlossen waren, fing plötzlich die Erde an zu beben. Ein lautes Grollen erfüllte die Luft, dann tat sich mit einem fürchterlichen Getöse die Erde auf und spuckte Feuer und Rauch. Sofort verdunkelte sich die Sonne und es fielen  Sand und Steine vom Himmel. Obwohl das Schiff noch nicht ganz instand gesetzt war, stießen wir sofort in See, um von dieser Insel zu entkommen. Soviel Segel wir auch setzten, wir waren nicht schnell genug, um dem schwarzen Regen zu entkommen. Nach kurzer Zeit war das Deck unseres Schiffes mit Staub und Steinen bedeckt, wie wenn wir uns an Land befinden würden. Die Mannschaft war damit beschäftigt, den schwarzen Sand vom Schiff zu schaffen, da es drohte, unterzugehen. Ich aber schaute mich zu der Insel um. Was ich sah, werde ich nie vergessen. Die Erde tat sich immer weiter auf, eine Säule aus Feuer und glühenden Steinen stieg in den Himmel, die Glut bedeckte das Land und alles Lebende wurde vernichtet. Der Himmel wurde immer dunkler, die Sonne war völlig verschwunden. Wir segelten um unser Leben. Am folgenden Tag, wir hofften, dass es der nächste Tag war, wurde der Himmel vor uns langsam wieder heller, hinter uns aber war es dunkel wie die Nacht. So blieb es auch die folgenden Tage. Nach zwei Wochen auf See erreichten wir wieder Land, die schwarze Wolke war immer noch hinter uns. Ich nahm die nächste Postkutsche, um der Wolke zu entkommen, so bin ich nach vielen Tagen in eurem Dorf gelandet, aber schaut Richtung Norden, wird da nicht der Himmel dunkler?”

Das ist das, was der Reisende mir berichtet hat, ich weiß nicht ob ich ihm glauben soll. Allerdings ist mir aufgefallen, dass im Norden der Himmel ein wenig dunkler ist.

© Adelkint von Holta

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