Wundersame Zeit

3. Juni 2012
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Es ist schon seltsam mit der Zeit. So wird doch behauptet, dass sie konstant sei. In feste Einheiten eingeteilt. Dass ich nicht lache. Die können mir viel erzählen. Ich behaupte ja, dass die Zeit etwas Gummi-artiges ist. Ihr glaubt mir nicht? Na, dann hört gut zu.

Elefantenuhr

Elefantenuhr des al-Dschazarī aus einer Automata - Handschrift um 1315 (Quelle: Wikipedia)

Es war gerade dieser Tage am Abend. Ich hatte viel zu tun und wollte doch einiges davon erledigen. Das Schreibpult quoll über. Die Post war zu erledigen. Auch ein Lehrmeister hatte sich angekündigt, um mir neue Kniffe zu vermitteln. So hatte ich gerade erst mit dem Ganzen begonnen und schon kam mein Diener herein: „Soll ich alles für die Nacht herrichten?“ Erstaunt sah ich auf. „Wie – Nacht? Es ist doch erst früh am Abend.“ Aber ein Blick aus dem Fenster, wo der Mond schon seine Bahn gezogen hatte, bestätigte, dass es bereits sehr spät sein musste.

 Doch ein andermal wiederum ereignete sich Folgendes. Ich hatte eine Einladung an einen lieben Freund ausgesprochen und er hatte sich zu einer bestimmten Zeit auch angekündigt. Nun saß ich da und wartete. Alles war bereit. Das Essen war gerichtet. Einige Werke zum Besprechen lagen bereit. Voller Ungeduld schaute ich aus dem Fenster, ob ich denn sein Antlitz sehen könnte. Aber die Zeit wollte einfach nicht vergehen und er war und war nicht zu sehen. So ging ich auf und ab. Der Diener schaute mich schon ganz seltsam an. Als dann endlich Meldung gemacht wurde, dass mein Freund eingetroffen sei, begrüßte ich ihn so überschwänglich, dass er fast erschrak.

Wie wir dann an diesem Tag beisammen saßen und in Gespräche vertieft waren, hatte es sich die Zeit schon wieder anders überlegt. Statt, wie vor seinem Eintreffen langsam zu verstreichen, raste sie nur so dahin. So musste er sich viel zu schnell wieder von mir verabschieden und seinen Weg nach Hause antreten.

Nun, da ich diese Zeilen schreibe, geht es schon wieder los. Die Zeit hat sich wieder dazu entschlossen, ihr Spiel mit mir zu spielen. In einigen Tagen möchte ich mich auf eine Reise begeben. Ich freue mich schon sehr darauf. Nur vergehen die Tage bis dort hin sehr langsam. So muss ich mich wieder einmal in Geduld üben und warten, bis ich starten darf. Hach ja, die Zeit ist schon etwas Wundersames. Und sagt jetzt bloß nicht, dass es euch nicht schon ebenso ergangen sei.

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