Die Quecke

29. April 2012
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Heil- und Nutzpflanzen

Die Quecke wird auch “Pede” genannt, was niederländisch ist und ganz allgemein “Unkraut” bedeutet. Dem Gartenfreund ist dieses Gewächs als zählebige Besetzerin dafür nicht vorgesehener Flächen wohl bekannt. Sie könnte einen glatt zur Verzweiflung bringen…!

Das wüchsige und quick(“queck”)lebendige Süßgras gehört in die selbe Familie wie unsere Getreidearten und ist besonders nah mit Einkorn, Emmer und Weizen verwandt. Es ist nahezu weltweit verbreitet und eine Pionierpflanze auf fast allen Böden. Reicher Queckenbestand zeigt einen nährstoffreichen Boden an.

Quecken

Quecken (Elytrigia repens) (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 – Quelle: www.BioLib.de

 Die Quecke wird 50 – 120(150) cm hoch – sterile Triebe werden besonders lang – und bildet Horste. Die Halme sind kahl und aufrecht, allenfalls im unteren Abschnitt gebogen, denn sie drängen zum Licht. Die Blätter sind schlaff, grün gefärbt und blau bereift; sie werden bis 30 cm lang und im Extremfall bis 10  mm breit. Obwohl sie sich oberseits rauh anfühlen, läßt sich der blaue “Reif” abwischen. Die schlanke Ähre wird bis 30 cm lang; sie blüht von Juni bis August und bringt bis 50 Samen.

In der Erscheinung ist die Quecke je nach Standort also außerordentlich variabel. Sie blüht und fruchtet erst im zweiten Jahr, vermehrt sich aber auch und besonders gut über Ausläufer. Daher gilt sie als das Ackerunkraut schlechthin. Im Extremfall können ihre Wurzeln bis 80 cm Tiefe reichen. Normalerweise aber reicht sie nur etwa 10 cm tief. Auf nährstoffarmen Böden wachsen ihre Ausläufer etwa 30 cm pro Jahr, auf nährstoffreichen Böden aber bis zu einem Meter in der selben Zeit. Diese Wurzeln wachsen auch durch Kartoffeln durch!

Die Bekämpfung der Quecke im Ackerbau und Nutzgarten ist schwierig, da bloßes Zerteilen der Wurzeln die Vermehrung sogar fördert – aus jedem Wurzelstück kann eine neue Pflanze entstehen. Und die hungrige Quecke kann bis zu 50 % des angebotenen und vorhandenen Stickstoff-, Phosphat- und Kalium-Düngers für sich beanspruchen. Das mindert natürlich den Ertrag der Nutzpflanzen nicht unerheblich. Im kleineren Garten hilft Rigolen: dabei wird der Boden “2 Spaten tief” ausgehoben und der obere Teil kopfüber zuunterst eingebracht. Die untere Spatenladung kommt entsprechend an die Erdoberfläche. Bei dieser mühevollen Arbeit kann man die Queckenwurzeln auslesen – viel Freude dabei!

Als Futterpflanze ist die Quecke wichtig für Weidetiere; Finken und die mit ihnen nahe verwandten Ammern fressen die Samen.

In Nordeuropa wird der Anbau von Quecken empfohlen, sogar die Wurzeln können in der Viehfütterung verwendet werden. In den GUS-Staaten wird die Quecke als Arznei- und Gemüsepflanze (!) angebaut – geerntet werden hierbei die Wurzeln. Sie sind als Speicherorgan stärkehaltig und können als Streckmittel in Getreidemehle eingearbeitet werden.

Die Queckenwurzel enthält bis 6% Eiweiß, bis 40% Einfachzucker, bis 10 % Mehrfachzucker sowie 150 mg Vitamin C und 6 mg Karotin, außerdem Mineralsalze und Schleimstoffe. Getrocknete, gesäuberte Wurzeln können als Tee kalt angesetzt oder heiß aufgebrüht werden. Sie wirken harntreibend und helfen bei Entzündungen der Harnwege, bei Nierengrieß und zur Vorbeugung dagegen, wegen der Nierenwirksamkeit auch bei einigen rheumatischen Erkrankungen und bei Hautleiden (Ekzemen). Der Kaltansatz kann auch bei Rachenentzündungen genommen werden – sein Schleimstoff-Anteil ist höher als bei einem heiß gebrühten Wurzeltee und legt sich als lindernder Film auf die gereizten Hautpartien.

Die Wirksamkeit der Queckenwurzel ist seit Jahrhunderten bekannt und wird auch durch neuzeitliche Untersuchungen bestätigt. Man kann “Queckenwurzelstock” daher auch in der Apotheke kaufen.

© Amhara zu Agorá

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2 Responses to Die Quecke

  1. Amhara zu Agora
    25. August 2012 at 15:52

    Hallo Hildegard! Es freut mich, daß ich helfen konnte. Wirklich “nützlich” in unserer aufgeräumten Kulturlandschaft ist die Quecke nicht. Im Nutzgarten kann sie sehr wohl gewaltig stören. Aber im Sinne der Biodiversität sollte man mit brachialen Mitteln vorsichtig sein, denke ich.
    Der feldmäßige Anbau in GUS-Staaten nutzt die Quecke tatsächlich als Gemüsepflanze (hier die stärkehaltigen Wurzeln), aber auch für Heilzwecke. Vermutlich braucht man recht viel davon, um satt zu werden.

  2. Gassert, Hildegard
    25. August 2012 at 07:11

    Guten Tag,
    danke, dass ich endlich etwas über die Quecke gefunden habe.
    Doch trotzdem scheint mir der Nutzen der Quecke kaum nennenswert????
    Oder weiß man noch mehr? Ich habe irgendwo gelesen, dass die Quecke in
    GUS-Staaten angepflanzt wüde. Aber wozu fand ich nirgends.
    Ehe ich mich wieder mit dem Entfernen in meinem Weingarten befasse, wäre ich sehr dankbar, wenn ich weitere Informationen bekommen könnte.
    Freundliche Grüße
    Hildegard Gassert

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