Dinkel – Bärlauchrisotto oder -suppe

29. April 2012
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Rezepte

Nach dem harten Winter gibt es noch nichts auf den Feldern. Der Bauer spannt wohl seine Rösser an, um zu pflügen und die neue Saat aufs Land zu streuen, aber was gibt es in der Zwischenzeit zu essen? Es wird noch lange dauern, bis die Ernte reif ist.

Die Bäuerin sucht die Reste in Keller und Speicher zusammen. Da sind noch Zwiebel und Möhren, wenn auch schon etwas schrumpelig,  aber man kann sie schälen. In der Scheune lagert noch Dinkel; die Gerste ist zu wertvoll, die muß aufs Feld. Dinkel macht satt. Sie ruft ihre Kinder: “Geht zum Bach und schaut nach, ob ihr dort lanzenähnliche grüne Blätter findet. Das ist Bärlauch.” Bärlauch Die Mutter erklärt ihnen, wie sie Bärlauch erkennen und unterscheiden können: “Wenn sie stinken wie Knoblauch, sind sie richtig, duften sie aber und haben kleine weiße Blüten, lasst sie stehen. Das sind Maiglöckchen. Sie sind giftig. Besser noch, legt sie in einen zweiten Korb, den ich euch gebe. Wir stellen sie dann in eine Vase. So duftet die Stube nach Frühling.Maiglöckchen Ich koche derweil den Dinkel weich.”

Die Bäuerin nimmt den Topf mit der Hühnerbrühe vom Vortag und stellt sie auf den Ofen.   Das Gemüse wird geputzt   Dann kommt ein zweiter Topf auf den Herd, in den tut sie ein Stück Butter hinein. Sobald sie geschmolzen ist, schüttet sie ein  Maß – das sind vier Schoppen -  voll Dinkelkörner hinein und verrührt sie, bis sie goldglänzend auf die nächsten Zutaten warten. Jetzt folgen Mohrrüben und grob gehackte Zwiebeln. Alles wieder fein verrührt. Nun wird es aber Zeit. Mit der größten Kelle schöpft sie Hühnerbrühe und gießt sie über den Dinkel.

Im vergangenen Jahr hatte sie Kräuter getrocknet; nun tut sie,  wie ihr eine alte Klosterfrau geheissen hat, neben einem Lorbeerblatt immer 12 Stengel von jedem Kraut hinein: 12 Salbeiblätter, 12 Thymian, 12 Estragon, 12 Majoran. Die Nonne sagte ihr, dass sie streng die Zahl 12 einhalten sollte. Sie sagte zwar so etwas, wie “die Dosis macht´s”. Aber als sie die Klosterfrau fragte, was die Dosis sei, antwortete die nur: Wenn sie ihre Familie vor den kalten Frühlingsstürmen schützen will, soll sie ja die Zahl 12 beibehalten. So helfe sie allen und schade niemandem. Wenn sie einfach an die die 12 Söhne Jakobs und die 12 Stämme Israels aus dem Alten Testament denke, dann habe sie Salbei und Thymian und für Estragon und Majoran stünden die 12 Jünger und 12 Apostel aus dem Neuen Testament. Während sie an die alte Nonne und ihre Schwestern im Kloster denkt, rührt und rührt sie den Topf um, gießt Brühe auf, damit nichts ansetzt, und fragt sich, wann ihre Kinder wiederkommen.

Kaum hat sie einen ihrer ruhigen Momente genossen, schwupp, schon steckt ein kleiner Wuschelkopf seine Nase durch die Tür. “Kinder, Schuhe aus und Hände gewaschen.” – “Paula, wenn Du fertig bist, stell die Körbe auf die Fensterbank. Dann kannst Du mich ablösen am Herd und ich sehe mir an, was ihr Schönes mitgebracht habt.. – Johannes, du holst die Vase vom Buffet. Ihr Kleinen, schaut mal nach Vater. – Susanne, nimm die Schüssel und deck den Tisch.” Mit den Großen betrachtet sie die Körbe und trennt Bärlauch von Maiglöckchen. “Das habt ihr gut gemacht!” lobt sie die Kinder. “Susi,  such Du einen guten Platz für die Maiglöckchen aus und Hannes, du darfst den Bärlauch kleinschneiden mit dem Wiegemesser. Brauchen wir noch Salz, Paula?” Mutter hat ihre kleine Mannschaft im Griff. Als die beiden kleinen Brüder anfangen, sich zu streiten, gibt es für jeden einen “Katzenkopf” mit den Worten: “Geht und holt Papi.” Da machen die Jungs sich auf den Weg und rennen um die Wette…

Hinter diesem Rezept steckt natürlich keine andere Klosterfrau als Hildegard von Bingen. Von ihr sind alte Dinkelrezepte überliefert.

Dieses Gericht war im Mittelalter ein Hauptgericht. Fleisch war Luxus und dem Adel vorbehalten. Den Bauern blieb meist nicht mehr als Geflügel oder Milchprodukte. Heute würden wir diese Art Dinkel als Beilage zu Lamm oder mediterranen Gerichten essen.

Zutaten:

1 Zwiebel

5 Mohrrüben

50g Butter

250 g Dinkelkörner

1/2 l Hühnerbrühe, eventuell nachfüllen, wenn es eine Suppe werden soll (für Vegetarier Gemüsebrühe)

1 Lorbeerblatt

12 Salbeiblätter (oder 2 TL getrockneten Salbei)

12 Thymianblätter (oder 2 TL getrockneten Thymian)

12 Estragonblätter (oder 1 TL getrockneten Estragon)

12 Majoranblätter (oder 1 TL getrockneten Majoran)

Das Mengenverhältnis der einzelnen Gewürze zueinander ist wichtig. Zuviel von Einem macht alles bitter.

Salz und Pfeffer

 

 

 

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