Abdecker

29. April 2012
Von

Handwerker

An dieser Stelle werde ich Euch in loser Folge die Berufe im Mittelalter vorstellen.

Heute fangen wir mit einem unehrlichem Beruf an:

Der Abdecker

Als unehrliche Berufe galten im Mittelalter von der Gesellschaft verachtete Berufe. Dazu gehörte auch der Beruf des Abdeckers, vor allem wegen der “anrüchigen” Arbeit, aber auch wegen des Infektionsrisikos. Er hatte die Aufgabe, verendete Tiere weiter zu verarbeiten; die Bauern waren verpflichtet, ihm alle toten Tiere zu bringen.

Der Abdecker zerlegte die Kadaver. Die Knochen wurden in Seifensiedereien zu Seife verarbeitet, die Felle in Gerbereien zu Leder. Fauliges Fleisch ging in die Salpetersiedereien.

Die Arbeit mit den Kadavern brachte ein erhöhtes Infektionsrisiko, auch mit Milzbrand, mit sich. Noch heute können in der Erde alter Abdeckereien ansteckungsfähige Milzbranderreger vorkommen.

Wegen der Geruchsbelästigung der Arbeit lag seine Wohn- und Arbeitsstätte weit vor dem Dorf auf der windabgewandten Seite.

Oft war der Abdecker auch gleichzeitig der Henker (Scharfrichter) des Gerichtsbezirks.

Beide Berufe waren gesellschaftlich so ausgegrenzt, dass sie kaum öffentlichen sozialen Kontakt hatten. Selbst im Gasthaus hatten sie ihren eigenen Tisch. Sie konnten auch nur untereinander heiraten, weswegen die meisten Abdecker eines Landes untereinander verwandt, mindestens aber bekannt waren. Durch ihre Abgeschiedenheit waren Abdeckereien auch ein beliebter Treffpunkt und Unterschlupf für Deserteure, Verbrecher und ähnliches Gelichter.

Henker

Scharfrichter bei der Vorbereitung (Quelle: Wikipedia)

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