Im Paradies der Tiere

29. April 2012
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Im Paradies der Tiere

Weit hinter dem dichtesten Wald, wohin keines Menschen Fuß sich je verirrte, gibt es ein Paradies der Tiere. Vereint und friedlich leben die Tiere hier beieinander, ohne dass eines dem Anderen einen Schaden zufügen würde. Eines Tages  sollte sich dies jedoch schlagartig ändern.Hera, der Hexe des Tannenwaldes, wurde es mit der Zeit zu langweilig in ihrem überschaubaren Reich.

Längst hatte sie im Tannenwald soviel Unheil und Verderben angerichtet, dass sich die Tiere freiwillig von hier verzogen, um sich eine andere Bleibe zu suchen. In einem weit entfernten Wald fanden sie Frieden. Hier wurden sie von Fete,  einer kleinen Elfe, beschützt.Seit die Tiere den Tannenwald verließen, dehnte Hera ihre nächtlichen Ausflüge jede Nacht weiter aus, auf der Suche nach neuen Opfern.  „Irgendwo muss doch noch ein Tier zu finden sein“, dachte sie immer wieder, „gerade jetzt, wo ich mir einen besonderen Zauber ausgedacht habe. Nie wieder werden mir die Tiere entfliehen.

Nur muss ich sie erst einmal finden.“ An diesem Morgen kehrte Hera recht zuversichtlich von ihrem Nachtflug zurück. Hinter der großen Wiese hatte sie am Horizont einen Streifen entdeckt. Das konnte nur Wald bedeuten. „Ob die Tiere sich dorthin geflüchtet haben“, überlegte sie. Voller Vorfreude fiel sie in einen tiefen Schlaf, aus dem sie erst am nächsten Abend erwachte. Endlich konnte es losgehen zum Erkundungsflug. Zielgerichtet steuerte sie ihren Besen über die große Wiese. Je näher sie dem erspähten Streifen am Horizont kam, desto sicherer wurde sie, dass es ein Wald war.

„Wo Wald ist, müssen auch Tiere sein“, freute sich die Hexe. Nun konnte sie bald ihren neuen Zauber ausprobieren. Hera verlangsamte ihr Flugtempo, schließlich wollte sie nicht schon am ersten Abend von den Tieren entdeckt werden. Sie drehte einige Runden über den Bäumen und freute sich, Hase und Reh so friedlich beieinander zu sehen. „Lange währt euer Glück nicht mehr, hi, hi, hi“, kicherte sie leise vor sich hin. „Einen Tag habt ihr noch.“ Bereits am kommenden Abend wollte sie ihren neuen Zauber ausprobieren. Voller Tatendrang startete sie in der kommenden Nacht ihren Flug.

Kaum hatte sie den Wald erreicht, zog sie ihren Zauberstab, um ihn auszuprobieren. Dieser sprühte Funken, als Hera ihre Stimme in der Dunkelheit erschallen ließ: „Versteinert sollt ihr sein!“ Zwei Gazellen, die gerade friedlich grasten, wurden von den Funken des Zauberstabes getroffen. „Hi, hi, hi, das ist ein Spaß!“ freute sich die Hexe. Schon wollte sie zum nächsten Schlag ausholen, als sich der Wald mit einem Male erhellte und hinter einer dicken Buche Fete, die Elfe des Waldes, hervor trat.

„Nicht in meinem Wald, Hera“, sprach sie die Hexe an. „Du hast Unheil genug gestiftet! Hier regiere ich! Bei mir sollen die Tiere friedlich miteinander leben und sich wohl fühlen.“ Fete hielt ihren Zauberstab in die Höhe und sprach leise einen Zauberspruch. Wie in glühendem Eisen geschmolzen löste sich Heras Zauberstab in Sekundenschnelle auf und nahm auf diese Weise der bösen Hexe ihre Zauberkraft. „Auf Nimmerwiedersehen!“ rief Fete der Hexe hinterher, die sich bereits auf dem Flug in den Tannenwald befand. Dort angekommen, sann sie, enttäuscht über den missglückten Plan, über neue Bosheiten nach.

© Burg Malchow W4, Oderbruch W 2

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