Süßholz

11. Dezember 2016
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Heil- und NutzpflanzenDas “Echte Süßholz”  ist ein Schmetterlingsblütler und gehört in die Familie der Hülsenfrüchtler. Am bekanntesten ist das Echte Süßholz durch die Lakritze, die aus Pflanzenauszügen hergestellt wird. Es ist in der Mittelmeerregion und in Westasien beheimatet. Süßholz ist frostempfindlich und bevorzugt volle Sonne und tiefe, humusreiche, durchlässige Erde. Das klassische Anbaugebiet liegt im Vorderen Orient, aber auch in China, Japan und Indien werden Süßhölzer in der Küche und arzneilich verwendet.

Süßholz (Tafel aus: "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Süßholz (Tafel aus: “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Süßholz ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die fast zwei Meter hoch werden kann. Normalerweise bleibt sie kleiner. Die Pflanze ist verzweigt. Ihre Stengel und die Blattstiele sind behaart, können die Behaarung aber auch verlieren. Die Blätter sind unpaarig gefiedert mit 9-17 Fiederblättern. Diese Fiederblättchen sind elliptisch, bis etwa fünf Zentimeter lang und bis 25 Millimeter breit. Unterseits sitzen harzig-klebrige Drüsen. Ab Juni erscheinen in den Blattachseln bläulich-violette und weiße Schmetterlingsblüten in kurzen, aufrechten Ähren. Die Blüten sind bis zwölf Millimeter lang und kurz gestielt. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich “Schoten”, die am ährigen Blütenstand sitzen und ihm ein ziemlich borstiges Aussehen verleihen. Sie können außerdem recht dicht bestachelt sein. Die Hülsen werden bis zu drei Zentimeter lang und vier bis sechs Millimeter breit. Reif sind sie lederig und rotbraun und springen bei Vollreife auf. Jede Hülse enthält zwei bis fünf Samen.
Von einer tief reichenden Pfahlwurzel aus verbreiten sich im Umkreis von 50 Zentimetern die Seitenwurzeln. Die gelblichen Wurzeln werden im Herbst geerntet. Frisch sind sie noch weich und riechen bereits nach Lakritz. Getrocknet sind sie hart und zäh – Süßholz raspeln ist echte Arbeit!
Süßholz wächst langsam. Erst nach etwa drei Jahren kann man Wurzeln ernten, sollte aber nur die Nebenwurzeln nehmen, um die Pflanze zu schonen.
Echtes Süßholz enthält Glycyrrhizin. Dieses Glykosid, das der Lakritze ihren Geschmack gibt, hat die ungefähr fünfzigfache Süßkraft von Kristallzucker. Als Zuckeraustauschstoff eignet sich Süßholz allerdings nicht – es sind sowohl Glucose wie Saccharose enthalten.
Neben weiteren Glykosiden enthält Süßholzwurzel mehr als 40 identifizierte Flavonoide. Auch Isoflavone, Sterin und höhere Alkohole sind nachgewiesen worden. Cumarine wie beispielsweise Umbelliferon sind ebenfalls enthalten. An flüchtigen Aromastoffen wurden neben anderen Anethol und Geraniol identifiziert.
Süßholzwurzel wirkt wegen seiner Inhaltsstoffe auswurffördernd und  schleimlösend. Bei Süßholzextrakten wurde eine antibakterielle und antimykotische Wirkung nachgewiesen. Vor allem bei Husten, Bronchialkatarrh und anderen Erkrankungen der oberen Atemwege wird gerne Süßholzwurzel genommen.
Bei Gastritis und Magengeschwüren findet die Süßholzwurzel ebenfalls Anwendung. Ihre entzündungshemmende und krampflösende Wirkung ist belegt. Hier kann man sich einen Tee aus Süßholzwurzel aufbrühen. Man sollte aber darauf achten, nicht mehr als maximal 15 Gramm Süßholzwurzel täglich zu sich zu nehmen, und auch nicht länger als etwa vier Wochen.
Gegen chronische Hepatitis und Leberzirrhose wird im ostasiatischen Raum ein Wirkstoffmix aus der Süßholzwurzel als Infusion verwendet. Zumindest in Zellkulturen ist eine antivirale Wirkung bei Hepatitis A und C belegt.
Die medizinische Wirkung der Süßholzwurzel war schon in der Antike bekannt. In Ägypten war der aromatische Wurzelauszug sehr geschätzt und auch ein Lakritzgetränk bekannt. Theophrastos von Eresos, der um 350 v. Chr. lebte, schätzte den Saft der süßen Wurzel als Heilmittel gegen Husten und als Durstlöscher. Süßholz-Wurzel soll zur Standardausrüstung der römischen Soldaten gezählt haben. Sie kann Hunger- und Durstgefühl unterdrücken, ist also für Gewaltmärsche sicher sehr hilfreich gewesen.
In Mitteleuropa kennt man Lakritze – also den ausgekochten und eingedickten Wurzelextrakt – als Heilmittel seit dem Mittelalter.  In der traditionellen chinesischen Medizin ist das Chinesische Süßholz (eine verwandte Art) nach wie vor ein Standardheilmittel. Sie wird dort als Tonikum für das Herz eingesetzt sowie bei Geschwüren, Erkältungen und Hautunreinheiten verwendet.
Erst der Zusatz von Rübenzucker macht Lakritz zu einem süßen Naschwerk, daß ohne medizinische Begründung genossen wird. Allerdings enthält die Konfekt-Lakritze auch nur ungefähr 3% Süßholz-Extrakt.
In der Kombination mit Ammoniumchlorid und Anisöl wird Süßholzwurzelextrakt zu Salmiakpastillen verarbeitet.

© Amhara zu Agorá

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