Flaschenkürbis

27. November 2016
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Heil- und Nutzpflanzen
Der Flaschenkürbis gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Innerhalb der Familie der Kürbisgewächse gehört er zur Gattung der Flaschenkürbisse, in Afrika und Asien gibt es mehrer Arten von ihnen. “Der” Flaschenkürbis ist mehrfach unabhängig voneinander domestiziert worden. In Mittelamerika wurde er bereits im achten vorchristlichen Jahrtausend genutzt. DNA-Untersuchungen ergaben, daß die Kürbissse von Afrika über den Atlantik nach Mittelamerika gedriftet sein müssen. Die Reise mit den Meeresströmungen dürfte etwa neun Monate dauern. Die Keimfähigkeit der Kürbissamen bleibt bis zu einem Jahr lang erhalten. So haben sich die Flaschenkürbisse auf natürlichem Wege von Afrika in küstennahe Regionen Mittel- und Südamerikas verbreitet.
In Ägypten wurde er spätestens 2500 v. Chr. genutzt. Von Afrika aus kam der Flaschenkürbis auch ins europäische Mittelmeergebiet. Der griechische Arzt Diokles von Karystos schreibt an der Wende vom 4. zum 3. vorchristlichen Jahrhundert, daß die besten Flaschenkürbisse in der Umgebung von Magnesia (Ost-Thessalien) gedeihen würden. Sie seien “rund und von riesigem Ausmaß, süß und gut bekömmlich”. Da müssen sie schon ihren ursprünglichen Bitterstoff verloren haben. Wie alle Kürbisgewächse haben nämlich auch die angebauten Flaschenkürbisse die giftigen Cucurbitacine enthalten. Die afrikanischen Flaschenkürbisse werden deswegen eher nicht gegessen – sie sind immer noch recht bitter. Sie dienen als Kalebasse dem Transport und der Aufbewahrung von festen und flüssigen Vorräten – oder als Musikinstrument. Die asiatischen Flaschenkürbisse dagegen sind Bitterstoff-frei.
Im “Capitulare de villis” Karls des Großen werden auch ‘cucurbitas’ aufgezählt, sie sollen also in den Pfalz- und Klostergärten angebaut werden. Walahfrid Strabo, Abt des Klosters Reichenau, beschreibt denn auch um 830 n.Chr. den Flaschenkürbis in seinem ‘Liber de cultura hortorum’ und erwähnt, daß die getrocknete Frucht als Weinflasche genutzt werden könne.

Flaschenkürbis (Tafel aus: New Kreüterbuch; 1543; L.Fuchs; Quelle: Wikimedia)

Flaschenkürbis (Tafel aus: New Kreüterbuch; 1543; L.Fuchs; Quelle: Wikimedia)

Die einjährige Kletterpflanze kann sich auf über zehn Meter strecken. Mit zweiteiligen Ranken klimmt sie an Steinen, Bäumen und Rankhilfen in die Höhe. Die Blätter sind groß, herzförmig und auf beiden Seiten dicht behaart. Manche finden ihren Geruch unangenehm, den zwei Drüsen am Übergang vom Stiel zum Blatt verursachen.
Die kultivierten Sorten haben große, weiße, einzeln stehende Blüten mit langen Blütenstielen. Sie öffnen sich während der Nacht und werden vermutlich durch nachtaktive Insekten bestäubt.
Ihre Früchte sind, botanisch gesehen, Beeren. Es gibt eine große Formen- und Größenvielfalt. Die kleinsten Flaschenkürbisse haben einen Durchmesser von fünf Zentimetern, die größten können drei Meter lang werden. Junge Früchte sind behaart, mit der Reife werden sie kahl.
Die Rinde der Früchte ist sehr dicht und verholzt während der Reife. Sie ist dann sehr haltbar und wasserdicht.
Die unreifen Früchte werden ähnlich wie Zucchini gekocht als Sommergemüse gegessen, so in Indien, Südostasien und China. Sie werden auch in Currys verwendet. In Japan wird das Fruchtfleisch in Streifen geschnitten, getrocknet und als essbare Hülle für kleine Essensportionen verwendet, ähnlich wie Algenblätter. Junge Blätter werden ebenfalls verzehrt. Die Samen können gemahlen und  zu einer Art “Tofu” verarbeitet werden. Sie haben eine braune und korkige Schale.
Die reifen Früchte läßt man austrocknen, da ihr Fruchtfleisch sich papierähnlich verändert. Sie wurden und werden als Gefäße zum Aufbewahren von Nahrung verwendet. Da sie wasserdicht sind, kann man sie auch als Wassereimer oder Melkgefäß nutzen.
In China werden immer noch kleine Flaschenkürbisse als “Terrarien” für Grillen genutzt, die man ihres Gesangs wegen hält. Größere Exemplare hat man als Vogelhaus gebraucht. Bei uns könnte man ein Futterhäuschen daraus schnitzen – man muß nur ein Loch hineinschneiden, Vogelfutter hineintun und das Ganze am Stiel aufhängen. Als “Nistkasten” sind Flaschenkürbisse ebenfalls denkbar.
In manchen Gegenden, wo exotische Kleidersitten herrschen, wurden passende Flaschenkürbisse als Penisfutteral verwendet – in einigen Gegenden auch heute noch.
Die Verwendug als Musikinstrument ist populärer. Rasseln, Blas- und Saiteninstrumente sowie Trommeln können aus Flaschenkürbissen gebaut werden.
Besonders in Asien hatte der Flaschenkürbis lange eine wichtige Bedeutung in der Medizin. Da in ihm Arzneien aufbewahrt wurden, wurde der Kürbis zum Symbol für Gesundheit und langes Leben.

© Amhara zu Agorá

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