Zu den Gurkengewächsen gehören die auch in Europa bekannten Arten Zuckermelone, Kiwano (Horngurke) und – Gurke. Allesamt gehören zur Familie der Kürbisgewächse. Kiwano und Zuckermelone stammen aus Afrika und wurden früh kultiviert – die ältesten Nachweise von Zuckermelonen auf europäischem Boden datieren aus der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends.
Die Gurke stammt vermutlich aus Indien, wo sie seit 1500 v. Chr. kultiviert wurde. Von Indien aus breitete sie sich in alle warmen Gebiete der Alten Welt aus. Bei den Römern war die Gurke weit verbreitet und beliebt. Plinius der Ältere nennt sie das Lieblingsgemüse des Kaisers Tiberius. Die für den Kaiser bestimmten Gurken wurden bei Schlechtwetter hinter Glaswänden geschützt – und Glas war sehr teuer!
Karl der Große legte in seiner Landgüterverordnung (dem “Capitulare de villis…”) fest, daß auch ‘cucumeres’ angebaut werden sollten. Damit können Gurken gemeint sein – oder Zuckermelonen. Die Römer hatten jedenfalls schon in ihrer Kolonie Britannien mit Gurken experimentiert, wie Gurkensamen aus London belegen. Aber anscheinend war das Klima doch zu hart für die wärmeliebenden Pflanzen. Frost ertragen sie nicht.
Erst langsam wandert dann der Gurken-Anbau aus dem slawischen Osten nach Deutschland ein – im 11. Jahrhundert findet man sie in Breslau. Aus dem altpolnischen ‘ogurek’ wird das deutsche Wort ‘Gurke’.
Die Gurke ist eine einjährige Pflanze, die niederliegend und kletternd wächst. Dabei kann sie bis vier Meter lang werden. Die ganze Pflanze ist borstig-steif behaart. Die gestielten Blätter sind ebenfalls rauh behaart. Die großen Blätter sind herzförmig, leicht gelappt und haben drei bis fünf Lappen. Der Blattrand ist fein gezähnt. In jeder Blattachsel entspringt eine unverzweigte Ranke.
Normalerweise bilden sich männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze. Die männlichen Blüten in den Blattachseln blühen nacheinander auf. Die weiblichen Blüten stehen einzeln an den Blattknoten und werden durch Insekten bestäubt. Die goldgelbe Blüte ist ziemlich groß. Im Durchmesser kann sie drei Zentimeter erreichen.
Die Gurkenfrucht ist eine Beere. In der Regel hat diese Beere drei Fruchtfächer. Salat- und Einlegegurken werden unreif geerntet. Ihre Schale ist grün, meist glatt bis höckerig und kaum behaart. Senfgurken dürfen ausreifen und sind dann gelb.
Abweichend gibt es aber auch weiße, hellgrüne, dunkelgrüne, blaugrüne, gelbe bis hin zu leuchtend orange Gurken. Meist ist eine Gurke länglich, es gibt aber auch runde, ovale oder birnenförmige. Sie werden bis 60 cm lang.
Eine Gurke besteht zu 96,8% aus Wasser. Ihr Energiewert beträgt pro 100g nur 13 Kalorien.
Ihr hoher Gehalt an Spurenelementen und Vitaminen ist beachtlich. Gurken enthalten Magnesium, Kalium, Silizium und Vitamin A, die für eine gesunde Haut sehr wichtig sind. Kalium hilft, überschüssiges Wasser aus dem Körper auszuschwemmen. Außerdem sind Kalzium, Eisen und Phosphor enthalten. Aus dem Vitamin-B-Komplex sind Vit. B3, B5 und B9 erwähnenswert. Es wurde entdeckt, daß Gurken Enzyme enthalten, die bei der Herstellung von Insulin benötigt werden. Gurken-Sterole helfen, den Cholesterinspiegel zu senken.
Durch den hohen Gehalt an Ballaststoffen sättigen Gurken lange; manche halten sie für schwer verdaulich.
Gurken werden roh (als Salat), eingelegt bzw. vergoren (“Saure Gurken”) oder aber als gegartes Gemüse verzehrt.
Die reifen Samen von Gurken und Melonen waren schon im 17. Jahrhundert als Heilmittel bekannt. Noch heute werden die Samen medizinisch bei Prostratabeschwerden und Reizblase angewandt. Durch ihre Inhaltsstoffe wirken sie zudem entzündungshemmend.
Viele Kürbisgewächse können als Fraßschutz Bitterstoffe bilden. In den Verkauf gelangen aber meist nur Sorten, die über diesen Schutz nicht mehr verfügen – er ist ihnen weggezüchtet worden. Hobbygärtner sollten hier aufpassen. Wer seine bitteren Gurken tapfer verspeist, weil er sie selbst gezogen hat – “da kann ja nichts schlecht sein” -, riskiert buchstäblich sein Leben. Wer auch nur eine Spur von Bitterkeit bei Gurke und Co. wahrnimmt, sollte den Bissen sofort ausspucken. Wie viel giftige Cucurbitacine enthalten sind, läßt sich nämlich nicht erschmecken. Durch Kochen werden sie leider auch nicht unschädlich gemacht.
Man weiß noch nicht genau, wann und wieso Gurken (und ihre Verwandten wie Zucchini, Melone und Kürbis) bitter werden. Sicherlich trägt “Stress” dazu bei: zu wenig Wasser, zu kalt oder zu starke Temperaturschwankungen, zu gut gedüngt… Daher sollte man diese Früchte immer probieren, am besten am Stielansatz.
Manche Menschen müssen grundsätzlich auf Gurken verzichten: sie sind auf Gurken allergisch, wobei z.B. die Zunge, der Hals oder der Mund anschwellen kann. So eine Reaktion kann bis zum Atemstillstand führen.
Die Obstqualitätsnormenverordnung (ObstQNormV) der EU – die auch den Grad der Krümmung einer Gurke regelte – ist inzwischen zurückgenommen worden.
© Amhara zu Agorá
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