Erbse

3. Juli 2016
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Heil- und Nutzpflanzen

Die (Speise-)Erbse, auch Gartenerbse genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Erbsen. Sie gehört in die Unterfamilie der Schmetterlingsblütler innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler. Ursprünglich stammt sie aus Kleinasien und ist seit Jahrtausenden eine wichtige Nutzpflanze. Die bisher ältesten archäologischen Funde von genutzten Erbsen stammen aus Syrien und sind etwa 10.500 bis 10.200 Jahre alt. Wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen um gesammelte Wildpflanzen. Ab etwa 8000 v. Chr. ist der Anbau von Erbsen durch archäologische Funde belegt. Vermutlich gibt es die wilde Stammform der Kulturerbse noch. Sie gedeiht in wildwachsenden “Sippen” in einem großen Areal, das von Spanien und Nordafrika über Vorder- und Zentralasien und Iran bis Turkmenistan reicht. Genetische Analysen bestätigen einen Ursprung der Kulturform aus der Stammform im “Fruchtbaren Halbmond”. Die genetische Vielfalt der Wildform ist erheblich höher als die der Kulturerbsen. Im “Capitulare de villis” verfügt Karl der Große, daß die ‘maurischen’ Erbsen in allen Reichsklöstern und Pfalzgärten anzubauen seien.

Erbse (Tafel aus "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Erbse (Tafel aus “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Die Erbse ist eine einjährige, krautige Pflanze und in Mitteleuropa nicht frosthart. Ihr Wurzelsystem ist in der oberen Bodenschicht stark verzweigt. In geeigneten Böden kann es bis in eine Tiefe von einem Meter vordringen. Dadurch können Erbsen den Boden lockern und durch die mit ihnen in Symbiose lebenden, Stickstoff bindenden Knöllchenbakterien den Boden verbessern.
Die niederliegenden oder kletternden Stengel werden einen halben bis zwei Meter lang. Sind einfach oder am Grund verzweigt, hohl, kantig, kahl und bläulichgrün.
Die Laubblätter bestehen aus ein bis drei Fiederpaaren und enden in einer verzweigten Blattranke. Die auffälligen großen Nebenblätter sind stengelumfassend. Aus ihren Blattachseln entspringen die Blütenstände.
Bis zu drei zwittrige Blüten stehen an einem Blütenstand, sie können sehr bunt sein. Und sie duften nach Honig. Nur die langrüsseligen Hummeln können zum Nektar gelangen, aber selbst diese besuchen die Blüten wenig. In Mitteleuropa wird die Erbse nur von wenigen Bestäubern besucht. Zur Fruchtbildung kommt es daher bei uns überwiegend durch eine Selbstbestäubung der Blüten. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni, wobei eine Blüte etwa drei Tage und eine Pflanze zehn Tage bis drei Wochen blüht.
Die Hülsenfrüchte sind drei bis zwölf Zentimeter lang. Je nach Sorte sind sie zur Reifezeit grün, gelb oder bräunlich, selten schwarz. Die Hülsenfrüchte (“Schoten”) enthalten vier bis zehn Samen, die wie die Pflanze ‘Erbsen’ genannt werden.Erbsen gedeihen am besten auf Lehmböden mit ausreichend Humus und Kalk, ausgeglichener Wasserführung und guter Durchlüftung. Schwere Tonböden, Sand- und Moorböden sind nicht geeignet. Weil die Erbse eine starke Unverträglichkeit zu sich selbst hat, muß man sechs bis acht Jahre warten, bis das “alte” Erbsenbeet wieder eingesät werden kann.

Neben dem pflanzlichen Eiweiß bieten Erbsen einen sehr gesunden Cocktail an Kohlehydraten, Ballaststoffen, essenziellen Aminosäuren, Vitaminen und Spurenelementen.
Wie die meisten Leguminosen enthalten auch Erbsen Phytoöstrogene, die die Fruchtbarkeit von Säugetieren reduzieren. In Indien verwendeten Frauen eine Suppe aus Erbsenhülsen zur Verzögerung der Empfängnis.
Erbsensamen enthalten in geringem Ausmaß auch Blausäureglykoside. Sie dienen als Fraßgift (besonders gegen Schnecken) und als Keimungshemmer.
Leider gehören die Erbsen zu den Purinbildnern und sollten daher von Gichtkranken gemieden werden. Andererseits binden ihre Ballaststoffe die Gallenflüssigkeit und helfen auf diese Weise, die Blutfette niedrig zu halten.
Die Schalen von reifen Erbsen können Blähungen verursachen. Eine alte Klosterweisheit lautet daher:”Die Erbsen mit den Schalen machen dem Darme Qualen; wenn man sie schälen tut, so sind sie ziemlich gut.”

Aus der wilden Erbse sind mittlerweile mehr als 100 verschiedene Sorten herausgezüchtet worden. Man kann sie in vier Hauptgruppen einteilen:
Die Ackererbsen werden als Körnerfutter angebaut. Geschrotet dienen die Samen als Kraftfutter für Milchvieh und Geflügel. Man verwendet sie aber auch als Grünfutter und Gründünger. Hinsichtlich Boden und Klima sind sie weniger anspruchsvoll als die anderen Varietäten. Früher waren sie die einzigen Speiseerbsen; man hat ihr Mehl auch dem Brotmehl zugegeben.
Die Palerbsen haben glattschalige Samenkörner. Getrocknet (als Trockenspeiseerbsen) kommen sie in Suppen und Eintöpfe – oder man macht Erbspüree daraus. Annähernd reife Körner haben einen leicht mehligen Geschmack.
Die Markerbsen haben im reifen Zustand meist ein ‘runzliges’ geschrumpftes Korn. Sie enthalten recht viel Zucker (6-9 %, fast ausschließlich Saccharose) und schmecken daher süß. Irrtümlich werden sie deswegen oft als Zuckererbsen betrachtet. Meist füllt man die hellen Sorten in Konservendosen und frostet die dunkleren Sorten. Man erntet sie unreif, da sie als Trockenerbsen zum Kochen ungeeignet sind – sie werden nicht weich. Frisch muß man sie schnell verwenden, da sie nicht lange haltbar sind.
Die Zuckererbsen, auch Kaiserschoten genannt, haben keine Pergamentschicht in der Hülse und werden nicht zäh. Meist werden die fleischigen, süßen und dicken Hülsen vor der Reife geerntet und verbraucht. Sie sind die beliebtesten der Erbsen.

© Amhara zu Agorá

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