MA for Beginners – Teil 4: Grundlegendes zur Ordensgewandung

26. Juni 2016
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Das Mittelalter - erlebe es selbstIhr habt euch für die Darstellung eines Ordensmenschen entschieden? Glückwunsch!
Dann kommen hier ein paar grundlegende Infos zu Kleidung und “Zubehör”. Allerdings unterscheiden sich die jeweiligen Orden teilweise stark in der Wahl ihrer Kleidung, daher solltet ihr euch vorab über das Aussehen der Oberbekleidung informieren. Nach und nach sollen auch an dieser Stelle die wichtigsten Orden näher vorgestellt werden. Einige Dinge kann man aber als allgemein gültig annehmen, von denen soll hier vorab die Rede sein.

Kleine Materialkunde

Benedikt von Nursia überreicht die neue Klosterregel (Miniatur aus der "Regula Benedicti" von Saint-Gilles; 1129; Quelle: Wikipedia)

Benedikt von Nursia überreicht die neue Klosterregel (Miniatur aus der “Regula Benedicti” von Saint-Gilles; 1129; Quelle: Wikipedia)

 

Es gibt im Handel zahlreiche “Kutten” oder auch Nonnen”verkleidungen” zu kaufen. Ganz wenige dieser Sachen sind für etwas anderes als den Fasching zu gebrauchen. Meistens sind die Materialien schlichtweg eine Katastrophe, von den Schnitten gar nicht zu reden. Tut euch (und der Allgemeinheit) einen Gefallen, und lauft nicht mit Faschingsware über den Markt. Es wäre schade um’s Geld!
Wenn ihr unbedingt kaufen wollt, schaut euch zuerst das Material an. Baumwolle ist zwar nicht korrekt, aber als Alternative für Anfänger vertretbar. Wolle wäre auf jeden Fall die bessere Wahl, und viel teurer kommt die auch nicht. Hände weg von Nylon, Pannesamt und sonstigen Chemie-Fasern! Das Material sieht nicht nur mies aus, es trägt sich auch so!
Es muss für den Anfang ganz sicher nicht handgenähte, naturbraune und handgesponnene Wolle sein. Aber an einem soliden Wollstoff hat man einfach mehr Freude als an Billigmaterial und die Schnitte sind so einfach, dass auch ein Nähanfänger rasch gute Resultate erzielen kann.

Bernhard von Clairvaux im Kapitelsaal (Buchmalerei von Jean Fouquet aus dem "Stundenbuch des Étienne Chevalier"; vor 1457; Quelle: Wikipedia)

Bernhard von Clairvaux im Kapitelsaal (Buchmalerei von Jean Fouquet aus dem “Stundenbuch des Étienne Chevalier”; vor 1457; Quelle: Wikipedia)

Farben
Die verschiedenen Ordensgemeinschaften tragen unterschiedliche Farben: Franziskaner braun, Zisterzienser weiß, Dominikaner schwarz, teilweise mit farblich abgesetzten Schürzen oder Mänteln. Allerdings waren alle Orden angehalten, möglichst regionale und günstige Stoffe zu erwerben, die immer naturfarben und nicht gefärbt waren. Dadurch gergibt sich eine große Spanne der einzelnen Farbtöne. “Schwarz” ist demnach eher gleichzusetzen mit “Dunkel” und reicht von relativ hellem Grau über Braun bis hin zu richtigem Schwarz, je nach Farbe der Schafe, die in der betreffenden Region lebten.

Grundlagen der Ordensgewandung
Wie schon gesagt, die Obergewandung ist bei den einzelnen Orden unterschiedlich, ein paar grundlegende Dinge kann man aber festhalten:
Mönche trugen gewöhnlich eine “Tunika” (=Kutte). Die Tunika sollte knöchellang sein und war meistens relativ weit geschnitten, seitliche Keile sorgen für die nötige Beinfreiheit. Häufig besaß sie eine Kapuze (abhängig vom jeweiligen Orden).
Darunter wurde auch gerne eine Cotta (einfaches “Hemd”, wadenlang, lange Ärmel) getragen (was auch heute empfehlenswert ist, zumindest an kalten Tagen). Beides war im Regelfall aus Wolle. Auch Unterhemden waren gebräuchlich, meist aus Leinen, aber auch aus Wolle gearbeitet.
Nonnen tragen ebenfalls ein Unterhemd, darüber kommt ein einfaches Unterkleid mit langen, engen Ärmeln und darüber dann das Ordensgewand als Überkleid. Der Schleier ist natürlich Pflicht (mehr dazu folgt in einem separaten Artikel).

Zum Thema Unterwäsche
Bei Frauen sind in jedem Fall knielange Strümpfe belegbar. Alle andere Art der Unterwäsche für die Damen bleibt leider im Dunkeln der Geschichte, hierzu fehlen einfach die Fakten. Belegbar sind nur die Strümpfe, keine Unterhosen, keine BH’s (o.ä.).
Männer trugen in dieser Zeit Bruch und angenestelte Beinlinge, allerdings war diese Unterwäsche nicht bei allen Orden üblich. Auch hier lohnt sich eine Einzelrecherche.
Für die Praxis wäre es wohl aber angeraten, auf den Komfort der Unterwäsche nicht komplett zu verzichten, zumal es unter den langen Gewändern niemand sieht.

Schuhe
Einfache Lederschuhe passen immer. Auch Holzschuhe sind denkbar. Franziskaner trugen grundsätzlich Sandalen.

Kopfbedeckungen und Mäntel waren individuell, abhängig vom Orden. Aber mit einfacher, runder Mütze oder einem Radmantel ohne Kapuze kann man wenig falsch machen. Gugeln gab es nicht überall, hier solltet ihr euch bitte vorab informieren.

Gürtel
Ein einfacher, schlichter Ledergürtel wurde in den meisten Orden getragen. Franziskaner (und NUR Franziskaner!) tragen statt dessen die typische Knotenschnur.

Denkbares Zubehör:
Praktisch ist eine Umhängetasche (“Pilgertasche”/”Brotbeutel”) für Kleinkram aller Art. Gürteltaschen waren unüblich!
Darin kann Platz finden:
Eine Paternosterkette (kein geschlossener Rosenkranz) passt immer. Eher schlicht gehalten, mit Quasten oder (einfachem) Kreuz.
Ggf. ein Trinkgefäß (Ton- oder Holzbecher), Essensschale (Horn oder Holz), Löffel, Messer.
Und natürlich aller moderne Kram. ;-)

Denkbar wären auch: Strohhüte, Weidenkörbe, Kiepe, Schürzen (je nach der Arbeit, der der Mönch nach geht).

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