Fastenzeit

14. Februar 2016
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Seit dem jüngst vergangenen Aschermittwoch befinden wir uns in der Fastenzeit. Sie wird auch Passionszeit genannt, weil es nicht zuletzt um das meditative Bedenken der Passion Jesu Christi geht. Die Fastenzeit dauert vierzig Tage. Davon ausgenommen sind die Sonntage, weil an ihnen die Christen das Wochen-Ostern feiern (könnten), sodaß uns der Kalender am Aschermittwoch erklärt: es sind noch 46 Tage bis Ostern.
Christen haben im Prinzip zwei wochenlange Fastenzeiten im Jahr, nämlich Advent und eben die Vor-Osterzeit. Die Dauer ist symbolisch. Es kommt nicht auf die Länge an, aber manche Zahlen haben einfach eine besondere mystische Bedeutung. Die war in der Antike und im Mittelalter sehr wichtig.
Schon im vierten nachchristlichen Jahrhundert wurde vierzig Tage vor Ostern gefastet. Das Fasten war mancherorts sehr streng, “richtig” gegessen wurde erst am Abend – wie heute noch im islamischen Ramadan. Die vierzig Tage waren eine Orientierungszeit für die Taufbewerber, die in der Osternacht getauft werden wollten. Sie sollten alle heidnischen Bindungen hinter sich lassen, sich von ihnen abkehren. Das bedeutet “Buße” nämlich: Umdenken, Umkehren, andere Prioritäten setzen. Die bereits Getauften fasteten aus Solidarität mit und meditierten ebenfalls: was hab ich richtig, was falsch gemacht – womit kann Gott zufrieden sein, und womit eher nicht?
Der Fisch als Fastenspeise ist dabei religiös hoch aufgeladen. In der Zeit der Christenverfolgungen war er ein Geheimzeichen. An einem Fischsymbol hat man sich erkannt.

Grabstele der Licinia Amias; frühes 3. Jahrhundert; Vatikanische Nekropole; Rom

Grabstele der Licinia Amias; frühes 3. Jahrhundert; Vatikanische Nekropole; Rom

Im griechischen Wort “Ichthys” ist ein Glaubensbekenntnis verborgen: Iesus Christus, Gottes Sohn, Heiland. Und der Fisch ist das Wesen, das im Tod bringenden Wasser überleben kann – so wie Jesus durch den Tod hindurchgegangen ist. Da konnte man auch noch bei der abendlichen kargen Mahlzeit nachsinnen über Leben und Tod…
Auch in anderen Religionen wird gefastet: im Judentum mindestens zu Jom Kippur, vor Purim und vor Pessach – im Islam im Ramadan (und das Fasten zählt zu den fünf Grundbedingungen des Glaubens) – im Hinduismus und Buddhismus. Ein zu voller Bauch meditiert nicht gut.
Das “Sinnen” über das Gesetz Gottes (Psalm 1), das “Bedenken der Passion Jesu” und das Bemühen, ein vorbildhaftes Leben nach den Geboten des Korans zu führen – alles dies bedeutet eine Konzentration auf das Wesentliche. Dafür schafft der bewußte Verzicht auf Nahrung Raum.
Natürlich kann man auch anders fasten. Man muß nicht auf Nahrung verzichten, um sich umzuorientieren. Tatsächlich aber scheint es leichter zu sein, für einen überschaubaren Zeitraum den Speiseplan umzustellen, als seinen Alltag (oder sein Verhalten) auf Dauer umzukrempeln.

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