Mit Kurs auf Thule

15. April 2012
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Bücher

Kirsten A. Seaver, ihres Zeichens Professorin für Mittelalterstudien an der Stanford University in Kalifornien, führt uns in die Zeit der großen Entdeckungen der Wikinger. Sie stellt uns mit den unerschrockenen Draufgängern des Polarmeers Eirik de Rode und seinem Sohn Leif Eriksson das späte 1o. und 11. Jh. vor. Sie wertet die spärlichen schriftlichen Quellen aus und betrachtet archäologische Funde und die klimatische Situation, die erklären könnten, warum die Siedlungen aufgegeben worden sind. Hier habe ich auch genauere Bewertungen der schriftlichen Quellen wie der Grönländersaga und der Eirik Saga entdeckt. Die Angaben in einigen populärwissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften hinterließen bei mir Verwirrung, da man sich entweder allein auf die Eirik Saga oder auf die Grönländersaga bezog. Beide stammen aus dem Hochmittelalter. Die wichtigste Quelle und zugleich die älteste  sind die Geschichtswerke vom Domherrn Adam von Bremen (vor 1050 -1085), der als Jurist als neutraler, nüchterner Betrachter gelten kann und zeitgleich mit Leif Eriksson am norwegischen Königshof war. Von Seaver erfahren wir, dass Adam von Bremen die Erde als Kugel sah, nachdem er von den drei großen Inseln im Norden hörte, das sind Island, Grönland und Vinland (Labrador). Die zerpflückte Halbinsel hielt man noch für eine Insel. Erstaunlich, die Erde war für ihn keine Scheibe. Gemeinhin nimmt man an, dass der mittelalterliche Mensch und zudem die Geistlichkeit, Aristoteles folgend, die Erde als eine von Gott erschaffene Scheibe betrachtet haben müßte. Das in der Antike legendäre Thule setzt Adam von Bremen mit Island gleich.

Drachenkopf

Kirstin Seaver erklärt auf, dass in der archäologischen Forschung seit dem 19. Jh. in Nordamerika vieles verfälscht worden ist. Sei es aus unkritischem Kokurrenzdenken oder aus Enthusiasmus heraus oder gar aus Rassismus, erklärt sie, wurden Funde für mittelalterlich erklärt, die es nicht sind. Die Ausgrabungen auf Grönland fanden in einer Weise statt, das man sich heute nur die Haare raufen könne. Immer noch erschweren die klimatischen Bedingungen die archäologische Forschung auf Grönland. Wer hier Einblicke gewinnen will, dem sei dieses Buch empfohlen.

Es fiel mir erst spät bei meiner Vorbereitung zu dem Artikel über Leif Eriksson in die Hände. Ich bin gespannt, was ich hier noch entdecken werde, und sicher werden sich hier einige offene Fragen, die sich mir bei der Vorbereitung über Leifs Biographie stellten, klären.

Thalassa

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