Die Taubnesseln

26. April 2015
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Heil- und NutzpflanzenDerzeit blühen überall die Taubnesseln – meist die Purpurrote Taubnessel, an geeigneten Standorten die Stengelumfassende Taubnessel, aber bald kommt auch die Gefleckte Taubnessel dazu. Diese blühen alle mehr oder weniger rot. Die Weiße Taubnessel wird ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen. Diese Mitglieder einer Pflanzengattung gehören zu den Lippenblütlern.
Taubnesseln heißen so, weil sie ein der Brennessel ähnlich gezähntes Blatt haben, aber nicht brennen – also “taub” sind. Mit den echten Brennesseln sind sie aber nicht verwandt – diese sind keine Lippenblütler, sondern eine ganz eigene Pflanzengattung.
Taubnesseln sind meist ausdauernde Kräuter, die den Halbschatten bevorzugen.

Weiße Taubnessel (aus "Deutschlands Flora in Abbildungen"; J. Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de)

Weiße Taubnessel (aus “Deutschlands Flora in Abbildungen”; J. Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de)

Die Weiße Taubnessel ist ein ausdauerndes Kraut, das 20 bis 70 Zentimeter hoch werden kann. Der vierkantige Stengel ist kahl, die Laubblätter brennesselartig gesägt und gestielt. Die Weiße Taubnessel blüht von April bis Oktober, aber erst ab dem zweiten oder dritten Jahr. Wie bei allen Lippenblütlern stellt das untere Blütenkronblatt einen idealen Anflugplatz für bestäubende Insekten dar.  Ihre Ausläufer überwintern meist grün. Mit ihren drei Unterarten ist sie in ganz Europa und Nordasien und Nordamerika verbreitet. Als Kulturfolger wächst sie besonders gut und gern auf stickstoffreichem Boden.
Ebenso wie die Rote Taubnessel, die Gefleckte Taubnessel und die Goldnessel gilt auch die Weiße Taubnessel als wichtige Nektar- und Pollenpflanze für Honigbienen. Von einem Hektar Taubnesseln können bis zu 190 kg Honig pro Vegetationsperiode erzielt werden. Die Bestäubung erfolgt jedoch überwiegend durch Hummeln, die aufgrund ihres langen Rüssels besser an den tiefliegenden Nektar der Blüte gelangen.
Die Weiße Taubnessel ist sehr ausbreitungaktiv. Sie profitiert von der Eutrophierung der Landschaft durch Düngung und Verschmutzung mit organischen Materialien.
Die Weiße Taubnessel enthält Gerb- und Schleimstoffe sowie Cholin, Saponine und in geringen Mengen ätherische Öle. Sie wirkt schwach harntreibend. Eine entzündungshemmende Wirkung ist mittels Tierversuchen bewiesen worden. Diese Wirkung wird hauptsächlich gegen Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut verwendet.
Früher wurden die jungen Triebe der Weißen Taubnessel gerne als Gemüse gegessen.

Die zwei Unterarten der Stengelumfassenden Taubnessel sind von Europa über Südwestasien und Zentralasien bis China und Japan weitverbreitet, nach Nordamerika wurde sie vom Menschen eingeschleppt. Dies ist ein einjähriges Kraut, das 10 – 25 cm hoch wird und verzweigt wächst. Die Stengelumfassende Taubnessel blüht von März bis Mai sowie September und Oktober – bei milder Witterung auch im Winter. Als “Unkraut” besiedelt sie bevorzugt gut gedüngte Böden, wo sie oft kleine Horste bildet.

Purpurrote Taubnessel (aus "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Purpurrote Taubnessel (aus “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Die Purpurrote Taubnessel ist eine einjährige krautige Pflanze mit purpurnen Blüten. Sie wird 15 – 45 cm hoch und blüht von April bis Oktober. Zum Teil blüht sie auch noch im Winter. Junge Blätter sind purpurn überhaucht, sie werden mit zunehmender Reife dunkelgrün. Der schnellwüchsige Kulturbegleiter benötigt oft nur wenige Wochen von der Keimung bis zur Samenreife. Daher sind pro Jahr 3-4 Generationen möglich. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Hummeln, aber es gibt auch spontane Selbstbestäubung. Die Teilfrüchte tragen ein Ölkörperchen, daher ist auch Verbreitung durch Ameisen möglich.
Auch diese Taubnessel bevorzugt frische, nährstoffreiche, lockere Böden.

Goldnessel (aus "Deutschlands Flora in Abbildungen"; J. Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de)

Goldnessel (aus “Deutschlands Flora in Abbildungen”; J. Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de)

Die Gewöhnliche Goldnessel, auch Gold-Taubnessel genannt, blüht gelb. Sie ist ein mehrjähriges Kraut, das 15 – 60 cm hoch wird und von Mai bis Juli blüht. Im gemäßigten Eurasien kommt sie natürlicher Weise vor, nach Nordamerika wurde die Goldnessel eingeschleppt.
Die Goldnessel liebt nährstoffreiche, feuchte Böden und wächst deshalb gerne in lichten Wäldern, an Waldrändern oder in Staudengebüschen. Durch ihre Fähigkeit, Ausläufer zu bilden, bildet sie dort oft ausgedehnte Bestände. In naturnahen Gärten können Goldnesseln als Bodendecker gepflanzt werden. Besonders schön sind Arten mit silbern gezeichneten Blättern, die auch ohne Blüte schmücken.

Von allen Taubnesseln können junge Blättchen und die Blüten in Salaten oder zur eßbaren Dekoration von z.B. Käseplatten verwendet werden. Kinder können unbeschadet aus den kleinen Blüten die süße Flüssigkeit heraussaugen. Taubnesseln enthalten unter anderem Gerbstoffe, ätherische Öle, Vitamine und vieles mehr. Den Tee aus Blüten und Kraut verwendet man bei Frauenleiden, aber auch bei Blasenleiden, Husten oder Darmbeschwerden. Äußerlich verwendet man ihn als Kompresse bei  Verbrennungen und anderen Hautverletzungen.

© Amhara zu Agorá

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