Scharbockskraut

19. April 2015
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Heil- und Nutzpflanzen
Das Scharbockskraut hat seinen Namen vom Skorbut bekommen, einer Vitaminmangel-Krankheit, da man seine Blätter gegen diese Krankheit gegessen hat. Das Hahnenfußgewächs ist ein Frühlingsblüher; an feuchten schattigen Stellen bildet es derzeit dichte Polster.

Scharbockskraut (Tafel aus: "Deutschlands Flora in Abbildungen"; J.Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de]

Scharbockskraut (Tafel aus: “Deutschlands Flora in Abbildungen”; J.Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de]

Das ausdauernde Kraut hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa, kommt aber auch weiter im Norden, in Kleinasien und Nordafrika vor, wenn nur Temperatur und Feuchtigkeit stimmen. Es wird bis 20 cm hoch. Jährlich neu werden, der Pflanzengröße entsprechend relativ kleine, längliche Wurzelknollen als Stärkespeicher gebildet, mit denen die Pflanze ab Mai bis zum nächsten Frühjahr überdauert. Die an langen Stielen sitzenden kräftig grünen Blätter sind herz- bis nierenförmig und oft fettig-glänzend mit gekerbtem Blattrand.
Auffallend sind die einzeln stehenden und lang gestielten, goldgelben und sternförmigen Blüten, die bis 6 cm im Durchmesser groß sein können. Meist sind acht  Blütenblätter zu finden, manchmal elf. Viele Insekten fliegen das Scharbockskraut an – meist aber vermehrt es sich bei uns in Mitteleuropa vegetativ mit oberirdisch gebildeten Brutknöllchen. Das Scharbockskraut blüht von März bis Mai, dann beginnt es zu welken und “einzuziehen”.
Das Scharbockskraut ist in allen Teilen giftig, besonders aber im Wurzelstock und in den Brutknöllchen. Junge Blätter, die vor der Blütezeit geerntet werden, sind jedoch unbedenklich – da es inzwischen blüht, also nicht mehr. Unter den Wirkstoffen wurde Protoanemonin identifiziert – andere sind noch unbekannt. Protoanemonin wirkt schleimhautreizend. Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Wenn man die jungen Blätter erntet, bevor die Blüten kommen, kann man sie als kleine Beigabe zu Salaten oder Quark nehmen. Sie bereichern das Essen mit einem herben, etwas scharfen Aroma. Nur vor der Blütezeit scheinen sie so wenig Protoanemonin zu enthalten, dass sie in mäßigen Mengen unbedenklich genossen werden können. Die Menge der Protoanemonine ist jedoch nicht allein von der Blütezeit abhängig, sondern auch von Standort und Bodenbeschaffenheit. Der energiereichste Teil des Scharbockskrautes sind die kleinen weißen Speicherknöllchen in den Blattachseln sowie an den Wurzeln. Tritt bei einem Geschmackstest ein “stechend-bitterer” Geschmack auf, sollten die gesammelten Pflanzenteile vor Verzehr getrocknet werden, um sie zu entgiften. Gefährlich sind Verwechslungen mit anderen Hahnenfuß-Gewächsen, da diese wesentlich größere Mengen an Giftstoffen enthalten.
Scharbockskraut gehörte früher zum Reiseproviant auf Seereisen und wurde von Seefahrern gegessen, die meist kein frisches Gemüse und Obst zu Verfügung hatten. Scharbockskraut enthält sehr viel Vitamin C und verhinderte dadurch Skorbut, eine Vitamin C-Mangelkrankheit, die Seefahrer früher auf ihren langen Reisen bedrohte. Skorbut kann tödlich enden. Da Menschen kein Vitamin C bilden können, müssen wir es mit der Nahrung aufnehmen. Der klassische Schiffsproviant früherer Tage bestand aus Pökelfleisch und Schiffszwieback – Nahrungsmitteln, die relativ vitaminfrei sind.
Heute hat das Scharbockskraut in der Heilkunde keine Bedeutung mehr.

© Amhara zu Agorá

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