Die Burg Weinsberg erhielt ihren heute gebräuchlichen Namen Weibertreu wohl von der im Folgenden beschriebenen Begebenheit. Nach langer Belagerung der Burg Weinsberg mussten die Verteidiger kapitulieren und die Burg wurde von König Konrad III. erobert. Die Frauen sahen nur eine Chance, ihre Männer vor der Hinrichtung zu retten. Sie trugen sie auf ihren Rücken aus der Burg heraus und den Berg hinab. Der Plan ging auf und sie retteten ihren Männern das Leben. Fortan sind die Frauen als Treue Weiber von Weinsberg bekannt und, wie schon erwähnt, erhält die Burg den Beinahmen Weibertreu.
Die Geschichte der Treuen Weiber erfreute sich über die Jahrhunderte immer wieder einiger Beliebtheit. Sie wurde etwa 1175 oder 1200 für die Kölner Königschroniken niedergeschrieben. Vermutlich entdeckte etwa 1500 Johannes Trithemius, welcher Abt von Sponheim war, in der alten Kölner Königschronik die Geschichte wieder. Johannes seinerseits gab die Geschichte in der Hirsauer Chronik und auch in den Hirsauer Annalen wieder. Den Durchbruch aber erfuhr die Geschichte durch Johannes Nauclerus. Er nahm die Geschichte der Treuen Weiber in die Weltchronik, welche 1516 gedruckt wurde, auf. Von der Weltchronik erschienen mehrere Auflagen. Die Leser waren in den gebildeten Kreisen jener Zeit zu finden. Aufgrund ihrer großen Beliebtheit verbreitete sich die Geschichte immer weiter. Sie eignete sich sogar als sogenannte Wandersage. Die Geschehnisse wurde kurzer Hand anderen Städten und anderen Burgen zugeschrieben.
Aber damit nicht genug. Es gibt viele Beispiele für die Verbreitung der Treuen Weiber. Im Jahre 1774 verfasste der deutsche Dichter Gottfried August Bürger eine Ballade mit dem Namen „Die Weiber von Weinsberg“. Dies steigerte die Beliebtheit der Geschichte noch weiter. Auch die Brüder Grimm kamen nicht umhin, die Geschichte der Treuen Weiber 1818 in ihren zweiten Teil der „Deutschen Sagen“ aufzunehmen, wohingegen Justinus Kerner seine Phantasie rund um die Burg schweifen ließ und der Burg Weinsberg einige Gedichte widmete. Eine weitere Ballade namens „Die Weiber von Winsperg“ wurde 1831 von Adelbert von Chamisso verfasst. Dieser nutzte sein Werk allerdings auch als Kritik am preußischen König, der sein Versprechen gebrochen hatte, die Demokratisierung voranzubringen. Weiter geht es mit dem Komponisten Gustav Schmidt. Ihn inspirierte die Geschichte zu seiner Oper „Weibertreue oder Kaiser Konrad vor Weinsberg“. Die Uraufführung fand 1858 in Weimar statt. Nach vielen Aufführungen landauf landab hat es die Oper auch ins 21. Jahrhundert geschafft. An der Stätte des ursprünglichen Geschehens, der Burgruine Weibertreu, führte man die Oper von Gustav Schmidt in den Jahren 2004 und 2006 im Rahmen der Weibertreu-Festspiele auf. Im 20. Jahrhundert geht die Verbreitung der Geschichte weiter. 1909 wird von Hermann Essig das Lustspiel „Die Weiber von Weinsberg“ veröffentlicht. Paul Wanner nannte sein 1967 von ihm geschriebenes Schauspiel „Schwäbische Weibertreu“.
Wer sich noch weiter von den Treuen Weibern verzaubern lassen möchte, könnte auf die Suche nach Bildern gehen, die es hierzu gibt. Von den folgenden bildenden Künstler ist bekannt, dass sie sich mit der Geschichte beschäftigt haben und entsprechende Werke existieren: Tobias Stimmer (1539-1584), Jacob Jordaens der Ältere (1593-1678), Matthäus Merian der Ältere (1593-1650), Nicolas Guibal (1725-1784), Ferdinand Alexander Bruckmann (1806-1852), Lovis Corinth (1858-1925) und Alfred Leopold Isidor Kubin (1877-1959).
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