Die Zaunrübe

9. November 2014
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Heil- und Nutzpflanzen
Die Weiße Zaunrübe, deren Beeren bei der Reife schwarz werden, wird auch Gichtrübe oder Teufelsrübe genannt. Die giftige Kletterpflanze gehört in die Familie der Kürbisgewächse. Schnell erreicht sie bis zu fünf Meter Höhe. Die rübenartige Wurzel kann bis zu 2,5 Kilogramm schwer werden. Da sie sich meist nach unten verästelt, hat sich die wesentlich häufigere Zaunrübe dafür geeignet, Alraunewurzeln zu fälschen – giftig sind sie beide. Von der entfernt menschengestaltigen Wurzel versprach man sich magischen Schutz und Hilfe.

Zaunrübe (Bryonia)

Zaunrübe (Bryonia)
(Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885)
Quelle: www.BioLib.de

Die Blätter der Zaunrübe erinnern entfernt an Hopfen oder Wein, sie sind fünflappig und handförmig, wirken aber derber. Die Pflanze klettert mit korkenzieherartig gewundenen Ranken.
In den Blattachseln entspringen traubige Blütenstände mit nur wenige Millimeter kleinen, gelbgrünen Blüten. Sie blühen von Juni bis Juli. Ab August reifen die kugeligen schwarzen Beerenfrüchte, die die Größe einer Erbse erreichen können.
Im Oktober zieht die Pflanze ein und überwintert in ihrem Speicherorgan – der rübenförmigen Wurzel.
Verbreitet ist die Zaunrübe von Skandinavien über Mitteldeutschland, das Wallis und die Südalpen nach Osten hin bis in den Iran und Mittelrussland. Sie bevorzugt feuchte, nährstoffreiche, kalkhaltige Böden in geschützten Lagen und wächst in Hecken, Zäunen, an Mauern und an Feld- sowie an Waldrändern. Generell benötigen die Ranken eine Kletterhilfe. Die Weiße Zaunrübe wird auch kultiviert.

Zaunrübe (Bryonia)

Zaunrübe (Bryonia)
Deutschland Flora in Abbildungen von Jacob Sturm und Johann Georg Sturm – 1796
Quelle: www.BioLib.de

Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders die Wurzeln und Beeren. Von der Wurzel weiß man, daß sie frisch widerlich riecht und ekelhaft bitter schmeckt. Die Früchte sind möglicherweise wohlschmeckender. Doch für Erwachsene kann der Verzehr von ungefähr 40 Beeren tödlich enden. Als letale Dosis für Kinder gelten ungefähr 15 Beeren. Vergiftungserscheinungen können schon nach sechs bis acht Beeren auftreten. Oral aufgenommen wirken die Inhaltsstoffe abführend, erst leicht anregend und dann später in höheren Dosen zentral lähmend. Eine Vergiftung äußert sich durch Übelkeit, Erbrechen, stark dünnflüssigen, teilweise sogar blutigen Durchfall, Schwindel, Delirium und Herzrasen. Der Tod kann durch Atemlähmung innerhalb weniger Stunden eintreten. Eine Berührung mit der Zaunrübe, insbesondere mit dem milchigen Saft der Wurzel, kann entzündliche, allergische Hauterscheinungen hervorrufen.
Als Droge war die Zaunrübe bereits den alten Griechen und Römern bekannt und wurde bei Gicht, Epilepsie, Lähmung, Schwindel, Hysterie, Wunden und Husten verabreicht. Dioskourides empfahl die Zaunrübenwurzel für Brandwunden. Bei Hippokrates wurde die Wurzel bei Wundstarrkrampf verabreicht. In der Volksmedizin wurde die Arzneidroge als drastisches Abführmittel sowie als Brechmittel eingesetzt. Wegen der Krämpfe auslösenden Wirkung im Unterbauch griffen Frauen bei ungewollter Schwangerschaft auch zu diesem Mittel, um eine Fehlgeburt auszulösen. Aufgrund der erheblichen giftigen Nebenwirkungen ist von Experimenten mit der Weißen Zaunrübe dringendst abzuraten.
Spezielle Extrakte aus der Weißen Zaunrübe werden wegen ihrer immunstimulierenden Wirkung in einigen Fertigarzneimitteln verwendet. Die giftigen Nebenwirkungen bestehen bei diesen Präparaten nicht. Die Verwendung von “Bryonia alba” in der Homöopathie dürfte über den Placebo-Effekt kaum hinausgehen.
Neben der Weißen Zaunrübe gibt es auch noch die – seltenere – Rotfrüchtige Zaunrübe. Sie ist genau so giftig, liebt es aber wärmer als ihre schwarzfrüchtige Schwester und kommt daher in Norddeutschland kaum vor.

© Amhara zu Agorá

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