Der Zunderschwamm

2. November 2014
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Heil- und Nutzpflanzen

Pilzzeit! Obwohl zu den Porlingen gehörend, ist der Zunderschwamm nicht genießbar. Trotzdem ist er seit der Steinzeit, also seit Jahrzehntausenden, für die Menschen auf der nördlichen Welthalbkugel lebenswichtig (gewesen). Der Zunderschwamm ist ein Schwächeparasit an Laubbäumen, meist Rotbuche, Birke und Pappel. Er gedeiht also nur an kranken bzw. toten Stämmen, egal ob sie stehen oder liegen. Sehr selten einmal findet man ihn auch an Nadelbäumen. Sein Vorkommen ist auf die nördliche Halbkugel beschränkt, also Nordamerika, Nordasien, Europa – und Indien/ Pakistan.

Zunderschwamm (Fomes fomentarius) Quelle: Wikipedia

Zunderschwamm (Fomes fomentarius) Quelle: Wikipedia

Der Pilz bildet bis zu 30 Jahre alt werdende konsolen-artige Fruchtkörper. Sie können sehr groß werden. Normal sind 10-30 cm, aber man hat schon Exemplare gefunden, die 60 cm breit und 20 cm hoch waren. Oberseits ist der Pilz dunkelgrau, ältere können fast schwarz werden, junge Pilze sind braun. Im Inneren sitzt ein weiches Pilzgeflecht, die Außenhülle ist eine sehr harte Kruste. Der Zunderschwamm ist schon seit der Steinzeit wichtig als Zunderlieferant – daher der Name. “Ötzi” hatte auch welchen dabei als wichtiges Utensil für den Weg in die Andere Welt. Bei Ausgrabungen in steinzeitlichen Siedlungsresten wurde regelmäßig auch Zunder gefunden. Für den Gebrauch muß man den Pilzkörper zuerst einmal schälen. Die locker-filzige Mittelschicht des Pilzes wird dann eingeweicht, gekocht, geklopft, einige Wochen in Urin eingelegt und getrocknet. Ergebnis dieses langwierigen Prozesses ist dann der Zunder, eine rehbraune filzige Masse, die bei auftreffenden Funken sofort zu glimmen beginnt.

Zunderschwamm - Schnitt durch einen Fruchtkörper mit den beschrifteten Bestandteilen. (Üblicherweise nimmt der Mycelialkern jedoch die gesamte obere Wulst ein.) (Quelle: Wikipedia)

Zunderschwamm – Schnitt durch einen Fruchtkörper mit den beschrifteten Bestandteilen. (Üblicherweise nimmt der Mycelialkern jedoch die gesamte obere Wulst ein.) (Quelle: Wikipedia)

Unbehandelten (also “nicht-eingelegten”) Zunder verarbeitete man zu “Wundschwamm”, Westen und Kappen. Den Wundschwamm gab es bis ins 19. Jhdt. in Apotheken als blutstillende Wundauflage zu kaufen. Da sich der geklopfte und getrocknete Zunderschwamm wie Filz ziehen und ansetzen läßt, ließ er sich vielseitig verwenden. Der Bedarf an Zunder war zeitweilig so hoch, daß er in Deutschland fast abgeerntet (ausgerottet) war und aus Osteuropa eingeführt werden mußte. Mit Stahl, Stein und Zunder schlug man Feuer und “bewahrte die Glut”, d.h. man konnte in einem Gefäß glimmenden Zunder eine Strecke Weges transportieren. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts löste die Erfindung des Streichholzes den Zunder beim Feuer machen ab.

© Amhara zu Agorá

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