Merowinger

20. Mai 2012
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Merowinger

Das älteste bekannte germanische Königsgeschlecht nach der Völkerwanderung waren die Merowinger, auch Merovinger geschrieben. Sie sind möglicherweise aus dem germanischen Stamm der Sugambrer hervorgegangen. Teilweise wird vermutet, dass bereits einige der fränkischen Kleinkönige, die Anfang des 4. Jahrhunderts von Kaiser Konstantin dem Großen bekämpft wurden, zu dieser Sippe gehörten. Das Siedlungsgebiet der Franken lag zwischen dem 5. und 8. Jh. im Bereich des heutigen Westens Deutschlands, Belgiens und  Frankreichs. Nach den fränkischen Fürsten wird die historische Epoche des Übergangs von der Spätantike zum frühen Mittelalter im gallisch-germanischen Raum Merowingerzeit benannt.

Als Stammvater dieses Geschlecht gilt Merowech (lateinisch Merovechus oder Meroveus, französisch Mérovée). Sein Name bedeutet ethymologisch “berühmter Kämpfer” : *mar = berühmt und *wig = Kampf, Krieg

Er war Herrscher über die Salfranken. Nach einer Legende soll er von einer Seeschlange abstammen. Seine Burg befand sich in Tournai im heutigen Belgien. Nach Angaben des Geschichtsschreibers Gregor von Tours war er Vater Childerichs I. und somit Großvater von Chlodwig, der das Herrschaftsgebiet der Franken immens erweiterte. Merowechs Regierungszeit war wohl kurz. Sein Tod muß zwischen 457 und 458 spätestens 463 eingeordnet werden, da von diesem Zeitpunkt an schon sein Sohn regierte. Einer späten Überlieferung zufolge war Merowech 451 an den Kämpfen gegen die Hunnen Attilas beteiligt. Seine Regierungszeit läßt sich schwer datieren. Sie wird zwischen 450 und 460 gelegen haben.

CHILDERICI_REGIS

Siegelring König Childerichs (Quelle: Wikipedia)

Auf Merowech folgte sein Sohn Childerich (457–482). Childerich stand in seiner Doppelrolle als fränkischer Kleinkönig und römischer Befehlshaber voll und ganz in der Tradition der spätrömischen Militäraristokratie und stützte seine Macht auf die weiterhin arbeitenden Rüstungsbetriebe in seiner Residenz Tournai. Er wurde vom weströmischen magister militarius Aegidius, dem Oberfehlshaber, als Statthalter der Provinz Belgia eingesetzt. 1653 wurde beim Bau eines Hospizes sein Grab entdeckt. Hierin befanden sich eine Spatha (zweischneidiges Schwert), ein Sax (Messer der Eisenzeit), eine Franziska (Wurfaxt), eine Lanze und 3 Zwiebelknopffibeln, die römische Offiziersumhänge zusammenhielten. Durch einen Siegelring mit einem stilisierten Porträt und der Umschrift CHILDIRICI REGIS konnte das Grab eindeutig identifiziert werden. Da mit ihm geopferte Pferde bestattet wurden, ist davon auszugehen, daß er noch kein Christ war.

Nach Berichten von Gregor von Tours wurde er von den Franken abgesetzt und ins Exil nach Thüringen geschickt, von wo seine spätere Frau Basera stammte. Sie war die Gattin des Thüringerkönigs, die er dort erst kennenlernte. Sie verließ ihren Mann, um sich mit Childerich zu verbinden, mit der Begründung, dass er der tapferste Mann sei, den sie kenne. Darüber war Childerich erfreut und nahm sie zur Frau. Die modernen Historiker streiten darüber, warum Childerich abgesetzt wurde. In Betracht kommt das Widerstandsrecht der Franken gegen ihren König, wenn dieser kinderlos blieb, oder das factum der Unterordnung des salfränkischen Königreichs unter römische Herrrschaft. Durch die Verbindung mit Basera im Exil wurde er Vater von vier Kindern. Sein Sohn Chlodwig sollte sein Nachfolger werden.

Als Fünfzehnjähriger bestieg Chlodwig (482–511)den Thron seines Vaters. Er gilt als Urtyp eines Barbaren: brutal, unwissend, mit einem erschreckenden Vergnügen am Raub der Schätze anderer Stämme. Er sammelte zahlreiche Konkurbinen um sich. Während seiner zahllosen Eroberungskriege traf er auf den Bischof von Reims. Er hieß Remigius. Dieser ältere, ruhige Mann muß den jungen Raufbold, der für seine lange Mähne bekannt war, tief beeindruckt haben. Lange Haare galten bei den Franken als heilbringendes Zeichen von Macht und Stärke. Vielleicht sah er in ihm den so früh verlorenen Vater. Jedenfalls ließ er sich von ihm taufen und schloss sich dem katholischen Christentum und dem Papst an. Er stand damit im Gegensatz zu den meisten germanischen Stämmen, die zum Christentum übergetreten waren. Diese gehörten den Arianern an, was Chlodwig weiter motivierte, gegen sie Krieg zu führen, um sein Reich auszudehnen und sie zu veranlassen, sich ebenfalls den katholischen Bischöfen unterzuordnen.

Er unterwarf alle anderen fränkischen Teilkönigreiche sowie weitere germanische Stämme gewaltsam. Daher wird er als Begründer des Frankenreichs angesehen, zu dessen Hauptstadt er Paris machte. Durch den Sieg über den letzten römischen Feldherrn erweiterte er die merowingische Herrschaft um den größten Teil des Gebietes nördlich der Loire. So konnte Chlodwig die von seinem Vater übernommene Machtstellung im nördlichen Gallien erheblich ausbauen. Durch seine Brautwahl errang er noch einen diplomatischen Sieg. Wohl 492/494 heiratete Chlodwig die burgundische Prinzessin Chrodechild. Sie gehörte dem katholischen Glauben an.

Chlodwig legte größten Wert auf die Anerkennung seiner Position durch den oströmischen Kaiser, der noch immer als nomineller Oberherr auch des Westens galt.

Chlodwig starb 511 und wurde im sacrarium der Apostelkirche in Paris, der späteren Kirche Sainte-Geneviève, begraben. Nach seinem Tod teilten seine vier Söhne das Reich untereinander auf. Diese waren Theuderich, der Sohn seiner ersten Ehefrau, einer vornehmen Fränkin, sowie Chlodomer, Childebert und Chlothar, die drei Söhne Chrodechilds. Sie begründeten neue Reiche mit Königssitzen in Reims, Orléans, Paris und Soissons. Über seine Nachfolger erfahren wir mehr in eine der nächsten Ausgaben. Also dranbleiben.

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