Hugo Magnus, Herzog von Franzien

12. Januar 2014
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Er stammt aus dem rheinfränkischen Geschlecht der Robertiner, die im 8. Jhdt. im Wormsgau nachgewiesen sind, und ist ein Sohn Roberts I., der kurzzeitig König des Westfrankenreiches war. Hugo wurde etwa 895 geboren und kann sich über seine Mutter karolingischer Abstammung rühmen. Sein Beiname “Magnus” bedeutet “der Ältere”, auch wenn er häufig mit “der Große” übersetzt wird.
Das Geschlecht der Robertiner rivalisierte mit den Karolingern und hatte bereits zwei Könige im Westfrankenreich gestellt: Odo von Paris, König von 888-898, und dessen jüngeren Bruder Robert I., Hugos Vater. Ein Jahr lang war er Gegenkönig gegen Karl III.; er fiel 923 in der Schlacht von Soissons.
Hugo ist bereits als Heerführer bewährt. Trotz des Todes des Vaters gewinnt er die Schlacht und könnte sich zum König bestätigen lassen – doch er lehnt ab. Vielleicht stimmt es, was neuzeitliche Forscher vermuten: als König hätte er alle seine Grafschaften und Abteien an andere Grafen übertragen müssen, er durfte nicht sein eigener Graf sein… Vertrauenswürdige Blutsverwandte scheint er nicht gehabt zu haben, denen er eine treuhänderische Verwaltung seiner Güter zugetraut hätte, folglich hat er den politischen und wirtschaftlichen Selbstmord nicht begangen.
So wird Rudolf von Burgund zum König gewählt, ein Schwager Hugos. Spätestens mit dem Tode des Vaters folgt Hugo ihm in seinen zahlreichen Grafschaften, Ämtern und Rechten nach. Dazu erhält er von Rudolf von Burgund auch noch die Grafschaft Maine. Damit beherrscht Hugo das Gebiet zwischen Loire und Seine mit Ausnahme des Teiles, den Karl III. 911 an die Normannen abgetreten hatte. Hugo ist der mächtigste Fürst des Westfrankenreiches seiner Zeit.
Er sorgt dafür, daß wieder ein Karolinger den Thron besteigt: sein Neffe Ludwig IV. d’Outre-Mer. Von “Übersee”, aus England vom Hofe des Onkels, holt er Karls III. Sohn auf das Festland zurück, als Rudolf von Burgund 936 stirbt. Mit diesem Schachzug will er ein Gegengewicht zu Heribert II. von Vermandois schaffen, der ehrgeizig und konfliktbereit ist. Er kennt Heribert gut – dieser ist (wie Rudolf von Burgund) mit einer Schwester Hugos verheiratet. Ludwig IV. ernennt Hugo zum ‘dux francorum’ (Herzog von Franzien) und Ranghöchsten im Reich nach dem König.
Als sich der Karolinger-König immer stärker von seinem Vormund emanzipiert, betreibt dieser immer deutlicher eine eigene Macht- und Interessenpolitik. Als schließlich sowohl Hugo (937) wie auch Ludwig (939) jeweils eine Schwester des Ostfränkischen Königs Otto I. geheiratet haben, wird dieser zum Mittler.
Mehrfach gibt es Bürgerkrieg, doch 942 wird zwischen den streitenden Fürsten Frieden geschlossen – allerdings geht Reims damit an Hugo. Die Gefangennahme Ludwigs durch Normannen 945 nutzt er, um die Preisgabe von Laon zu erpressen. Daraufhin zieht Otto gegen Hugo zu Felde und die Synode von Ingelheim kommt zu einem eindeutigen Schluß. So ein respektloses Gebaren muß sich kein König gefallen lassen, der Herzog wird exkommuniziert. Und der Papst bestätigt den Synodenbeschluß 949 in Rom. Hugo erkennt daraufhin im Jahre 950 seinen Vasallenstatus Ludwig gegenüber an. Verzögert durch Streitigkeiten der Vasallen beider Fürsten kommt es aber erst am 20.03.953 zum förmlichen Frieden von Soissons.

Krönung von Lothar: In Reims am 12. November 954 (Hugo ist eine der Personen hinter Lothar) - Grandes Chroniques de France von Jean Fouquet ca 1455-1460 (Quelle: Wikipedia)

Krönung von Lothar: In Reims am 12. November 954 (Hugo ist eine der Personen hinter Lothar) – Grandes Chroniques de France von Jean Fouquet ca 1455-1460 (Quelle: Wikipedia)

Als Ludwig 954 überraschend an den Folgen eines Reitunfalles stirbt, akzeptiert Hugo die Thronfolge von dessen ältestem Sohn, Lothar. Allerdings müssen Königin-Witwe und Kronprinz die gleichen Bedingungen annehmen wie Ludwig IV. im Jahre 936, um Hugos Zustimmung zu erhalten. Anders als bislang bei den Karolingern üblich, soll nur noch ein Sohn den Titel erben. Der dreizehnjährige Lothar wird am 13.11.954 in Reims gekrönt, Königinwitwe Gerberga ist die Regentin, und Graue Eminenz ist neben Erzbischof Brun…. Hugo von Franzien.
Die Belohnung für Hugos Kooperation ist sehr großzügig: er bekommt auch noch Burgund und Aquitanien, deren bisherige Herzöge seine Vasallen werden sollen. Herzog Giselbert von Aquitanien akzeptiert dies, und Hugos elfjähriger Sohn Otto wird mit der Erbtochter von Burgund, Luitgard, verheiratet. Als Herzog Giselbert schon 956 stirbt, wird Hugo durch seinen Sohn zum alleinigen Herren über Burgund.
Aquitanien aber wehrt sich. Trotz eines Feldzuges gelingt es nicht, die neue Herrschaft einzusetzen, und Hugo ist nur nominell Herr über dieses Herzogtum.
Hugo stirbt am 17.06.956 und wird in Saint-Denis bestattet. Er hinterläßt fünf zum Teil unmündige Kinder aus seiner Ehe mit Hadwig, der Schwester Ottos I.:
Béatrix (*~938 †nach 987), verheiratet 954/955 mit Friedrich I., Herzog von Ober-Lothringen
Hugo Capet (*940 †24.10.996), König von Frankreich ab 987
Emma (*~943 †nach 968), verheiratet 960 mit Richard I., Herzog der Normandie
Otto (*~944 †965), Herzog von Burgund 956-965
Heinrich Magnus (*~946 †1002), ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, ab 965 Herzog von Burgund
Ein illegitimer Sohn, Heribert, stirbt am 16. oder 23.08.994 als Bischof von Auxerre, sein Alter ist nicht bekannt.
Hadwig überlebt ihren Gatten nur um wenige Jahre; ab 960 wird sie in zeitgenössischen Urkunden nicht mehr erwähnt.
Das Geschlecht der Kapetinger aber wird die französischen Könige aus den verschiedenen Adelshäusern bis 1848 stellen …..
© Amhara zu Agorá

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