Burg Rieneck

2. Juni 2013
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Burgen und Schlösser

Burg Rieneck wurde im Jahr 1150 durch Ludwig I., Graf von Loon und Rieneck, als “castrum Rinecke” an der nordöstlichen Grenze der Grafschaft Rieneck errichtet. Sie liegt über der Stadt Rieneck im Sinntal in Bayern.

Mit der Lage der Burg wollten die Grafen erreichen, das der Machtbereich ihres Geschlechts gegenüber den Interessen der umliegenden Gebiete vom Hochstift Würzburg, Kurmainz und dem Hochstift Fulda gesichert werde. Ein kleiner Hügel im Sinntal als natürliches Hindernis bot dafür beste Voraussetzungen. Die Burg musste also nur in eine Richtung durch einen Stichgraben und eine möglichst kleine Angriffsfläche zusätzlich gesichert werden. Das kann man deutlich am Grundriss des Bergfrieds sehen, dem 19 Meter hohen “Dicken Turm”, der außen ein Siebeneck darstellt, von dem eine Spitze in die Richtung der nahen Hügel zeigt. Zunächst bestand die Anlage nur aus dem von Befestigungsmauern umgebenen Burghof sowie dem Bergfried mit 4 – 8 Meter dicken Mauern. Innerhalb der Mauern baute man Ställe und Wohngebäude, heute ist davon im Wesentlichen nur noch der Gewölbekeller der Burg erhalten.

Burg Rieneck - Aussenansicht

Burg Rieneck – Aussenansicht
Quelle: Wikipedia

Da es sehr unbequem war, auf der Burg zu leben, wohnte man hier nur in Kriegszeiten. Damals gab es keinen Eingang im Erdgeschoss, man stieg über Leitern, die man schnell wieder entfernen konnte, in die höheren Etagen. Der heutige Eingang stammt aus dem 19. Jahrhundert. Durch den Zugang auf Höhe des zweiten Obergeschosses gelangte man in den Hauptraum des Turms, den Saal des Grafen. Hier fand man eine Kochstelle, ein Waschbecken und eine Toilette. Die dritte Etage hatte einen eigenen Zugang und beherbergte die Kemenate, wo die Gräfin und ihr Gefolge während einer Belagerung sicher waren. Hier in dieser Etage findet man auch die auf dem europäischen Festland einzigartige Turmkapelle. Diese ist vollständig in die Außenmauer des Turmes eingelassen.

Um 1200 wurde die Burg stärker befestigt und der achteckige “dünne Turm” (heute 29 m hoch) gebaut. Auch dieser hatte keine Fenster und keinen Eingang im Erdgeschoss. Der “Adlerhorst” (als sechstes Stockwerk) sowie das heutige Dach wurden erst im 20. Jahrhundert gebaut. Bei diesem Ausbau wurde auch die im romanischen Stil gebaute Hofkapelle errichtet. Davon sind leider aber nur noch die Giebelwand und Teile des Portals erhalten.

Burg Rieneck - Aufgang zur Burg - Wehrmauer

Titel: Aufgang zur Burg Rieneck (Bayerischer Spessart) mit Wehrmauer
Foto: Reise-Line
Original-Datei: Aufgang zur Burg Rieneck (Bayerischer Spessart) mit Wehrmauer
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

Burg Rieneck

Titel: Burg Rieneck
Foto: Linse
Original-Datei: Burg Rieneck
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Burg Rieneck war ein großer Anziehungspunkt für die umgebende Bevölkerung, was zum Wachstum des Ortes Rieneck führte. Bald befanden die Grafen von Rieneck die Burg als nicht mehr standesgemäß und zogen Lohr als Wohnsitz vor. Jedoch behielt Burg Rieneck ihre strategische Bedeutung, da sie die Gebietsansprüche sicherte und man von ihr aus den wichtigsten Verkehrsweg der Region im Mittelalter kontrollieren konnte. Nachdem die Burg seit dem Aussterben des Grafengeschlechts 1559 nicht mehr ständig bewohnt war, verfiel sie zusehends.

Die bestehenden Lehen fielen zurück an das Hochstift Würzburg und das Kurfürstentum Mainz. Im Jahr 1673 wurde die Grafschaft Rieneck verkauft, neuer Besitzer war Johann Hartwig Graf von Nostitz. Dieser sicherte sich damit die Standesrechte eines Reichsgrafen mit Sitz und Stimme im Reichstag. Im Jahr 1815 fiel die Burg an Bayern. Professor Dr. Franz Rienecker kaufte Burg Rieneck im Jahr 1860, da er glaubte, seine enge Verwandtschaft zum Rienecker Geschlecht nachweisen zu können. Dafür setzte er sein gesamtes Vermögen in so umfassende Restaurierungsarbeiten und Umbaumaßnahmen ein, dass es schwer fällt, zwischen mittelalterlicher Bausubstanz und baulichen Veränderungen im 19. Jahrhundert zu unterscheiden.

Der Schriftsteller und Dichter Walter Bloem war in den 1920er Jahre Besitzer der Burg. Ab 1929 nahm man wieder einen Umbau vor, indem man in den Dünnen Turm Fenster setzte, einen Verbindungstrakt zwischen den Türmen baute und in das Dach die ersten größeren Gauben einsetzte. Anschließend wurde die Burg als Kinderferienheim, als SA-Sportschule, als Lazarett und Kriegsgefängnis und zuletzt als Krankenhaus genutzt.

Heute dient die Burg als Pfadfinderburg und Schulungs- oder Tagungsort . Seit dem Jahr 2006 findet man dort auch einen Hochseilgarten.

Burg Rieneck - Bergfried - Dicker Turm

Titel: Burg Rieneck, Bayerischer Spessart; Bergfried (Rückseite)
Foto: Reise-Line
Original-Datei: Burg Rieneck, Bayerischer Spessart; Bergfried (Rückseite)
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

Burg Rieneck - Innenhof um 1965

Titel: Burg Rieneck – Innenhof um 1965
Foto: Piet Strunk
Original-Datei: Burg Rieneck – Innenhof um 1965
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Burg Rieneck - Reneck - Burggrafschaft Rieneck - Wapen - Des Heyligen Römischen Reichs Teutscher nation

Reneck – Burggrafschaft Rieneck
Koebel, Jacob: Wapen. Des Heyligen Römischen Reichs Teutscher nation -
Holzschnitt von Jacob Kallenberg – 1545
Quelle: Wikipedia

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