Schifffahrt im Mittelalter – Der 22. Februar – Petri Stuhlfeier – Kathedra Petri

17. Februar 2013
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Dieser Tag ist ein wichtiges Datum für landwirtschaftliche Wetterbeobachtungen, die sich in Bauernregeln niederschlagen, zum Beispiel: Die Nacht zu Petri Stuhl zeigt an, was wir noch 40 Tag für Wetter han.

Er war aber früher auch Dingtag für Gesinde und Hirten, Lostag für die Liebe und für die Gartenwirtschaft. Der Tag galt in manchen Gegenden als Frühlingsbeginn.

In den Städten Soest, Lübeck und Hamburg fand an diesem Tag im Hoch- und Spätmittelalter die Wahl der Bürgermeister und der Wechsel in den Ratsämtern statt. Dass die “Stuhlsetzung” des Rates und die “Stuhlsetzung” Petri am selben Tag geschah, hatte eine tiefe symbolische Bedeutung. In Soest war der heilige Petrus Patron der ältesten Stadtpfarrkirche, bevor 964 der heilige Patroklus zum Schutzheiligen der Stadt erkoren wurde.

Zudem war der Tag ein wichtiges Datum für die mittelalterliche Schifffahrt (Ende der Winterpause, Frühlingsbeginn): In Nordfriesland und auf den friesischen Inseln findet am Vorabend das Biikebrennen statt; auf Sylt war das Biikefeuer der Abschied für die Walfänger. Für die Hansestädte des Mittelalters ruhte die Schifffahrt zwischen Martini und Petri Stuhlfeier (Beschluss von 1403).

Am 22. Februar begann die Schifffahrt. Ende mit dem Darben. Die Häfen wieder eisfrei und lang ersehnte Waren wie Brenn- und Baustoffe oder Nahrungsmittel wie Getreide konnten wieder zu ihren Kunden gelangen.Wie wichtig das früher war, können wir heute nur erahnen, wenn durch strengen Frost die Donau, die Oder und die Elbe sowie einige Kanäle, die es im Mittelalter natürlich noch nicht gab, nur noch für die Wasserschutzpolizei mit Hilfe von Eisbrechern befahrbar sind. Die gesamte Transportschifffahrt kommt dann von Karlsruhe bis zum Schwarzen Meer zum Erliegen.

Doch nicht immer hatte man dieses Glück. Die Meteorologen sprechen von der “Kleinen Eiszeit” im ausgehenden Mittelalter. Die Kleine Eiszeit war eine Periode relativ kühlen Klimas vom Anfang des 15. bis in das 19. Jahrhundert hinein. Sie gilt in der heutigen Klimadiskussion als das klassische Beispiel einer durch kurzfristige Schwankungen geprägten natürlichen Klimavariation. Doch auch während der Kleinen Eiszeit gab es erhebliche Klimaschwankungen. So stellen zum Beispiel die Zeiträume von 1570 bis 1630 und von 1675 bis 1715 besonders kalte Zeitabschnitte dar. Die niederländischen Maler Pieter van Bruegel und Hendrick Avercamp haben uns durch die Motive ihrer Bilder überliefert, wie wir uns die Zeit vorstellen müssen.

Das Gemälde IJsvermaak -Eisvergnügen- von Hendrick Avercamp

Das Gemälde IJsvermaak -Eisvergnügen- von Hendrick Avercamp
(Quelle: Wikipedia)

 

Für diesen Tag gab es noch weitere Bauernregeln:

Wenn’s friert auf Petri Stuhlfeier,

frierts noch vierzehnmal heuer.

Die Nacht zu Petri Stuhl zeigt an,

was wir noch vierzig Tag für Wetter han.

Ist Petri Stuhlfeier kalt,

hat der Winter noch vierzig Tage Gewalt.

War’s in der Petersnacht sehr kalt,

hat der Winter noch lange Gewalt.

Gefriert es in der Petersnacht,

dann auch noch lang das Eise kracht.

Hat Petri Stuhlfeier noch viel Eis und viel Ost (= Wind),

bringt der Februar noch starken Frost.

Nach der Kälte der Petersnacht

verliert bald der Winter seine Kraft.

Ist’s noch so kalt um Petri Stuhl,

bleibt’s nicht mehr lange so kuhl.

Ist es mild und nach Petri offen der Bach,

kommt auch kein großes Eis mehr nach.

Wenn zu St. Petri die Bäche sind offen,

wird später kein Eis mehr auf ihnen getroffen.

Ist an Petrus das Wetter gar schön,

kann man bald Kohl und Erbsen säen.

Schließt Petrus die Wärme auf

und der Matthias (24. Februar) dann wieder zu,

so friert das Kalb noch in der Kuh.

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