Vom Bannen

17. Februar 2013
Von

Sagen, Geschichten und Märchen

In allen Zeiten gab und gibt es Geisterbanner. So nennt man Leute, die durch nur durch ihren Geist, also durch ihr Wollen verursachen, dass ein anderer nicht mehr vom Fleck kann; es sei, der Banner gibt den Gebannten frei.

Im Südwesten von Augsburg, in Gessertshausen, war vormals eine Schenke, die „der dürre Ast“ geheißen haben soll. Dort saßen die Bauern nach getaner Arbeit manchmal zusammen, tranken ihre Halbe, spielten Karten und redeten über dies und das.

Weiherhof

Titel: Weiherhof
Foto: Dark Avenger
Original-Datei: Weiherhof
Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Eines Abends saßen zwei in der Stube und spielten Sechsundsechzig. Einer der beiden war ein Wanderschäfer, der seine Herde auf dem vor dem Ort gelegenen Gmeinanger gepfercht hatte. Gleich beim Niedersetzen hatte der sein Messer in die Tischplatte gestoßen und wie die zwei so Spiel um Spiel machen, fängt mit einem Mal das Messer des Schäfers an zu zittern. Der steht auf, wirft die Karten auf den Tisch und sagt: „Ich muss fort, da ist einer an meinem Pferch!“

Zwar weiß man ja, und man wusste es vor allem in dieser Zeit, dass man bei Schäfern mit allem rechnen muss. Etliche von denen, so hieß es hatten Zauberkraft; manche gingen gar mit dem Bösen selbst um, so erzählten die Leute. Trotzdem glaubte der Kartenbruder seinem Mitspieler, dem Schäfer nicht recht und ging mit ihm hinaus auf den Gmeinanger und etliche andere Bauern aus dem Ort gingen auch mit, um zu sehen, was es mit der Geschichte auf sich hätte. Als sie zu dem Pferch kamen stand da ein Mann und hatte einen Hammel auf der Schulter, – stand, hielt den schweren Hammel im Arm und konnte nicht weiter. So sehr hatte er sich angestrengt weg zu laufen, dass der helle Schweiß in Strömen über sein Gesicht lief. Und froh war er, dass der Schäfer ihn freigab, so froh, dass er ihm recht gern das Versprechen gab, das dieser ihm abnahm, nämlich niemals mehr das Eigentum eines anderen zu stehlen.

Waldschafe

Titel: Waldschafe
Foto: 3268zauber
Original-Datei: Waldschafe
Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Ein ähnlicher Zauberer war ein Brauer in einem Dorf am Stoffersberg, nahe bei Landsberg am Lech. Seine zwei Schäfer saßen jeden Abend bei ihm in der Gaststube und ließen sich’s wohl sein. Die Schafe standen derweil allein in ihrem Pferch, denn auch die Hunde wärmten sich am Ofen in der Stube. Ein Gast von auswärts wunderte sich darüber und fragte den Wirt danach. Der sagte ihm, dass er sich auf das Bannen verstünde und jeder, der versuche, den Schafen etwas zu tun, müsse da draußen stehen bleiben, solange bis er hinginge und denjenigen selbst freispreche. Als der Gast dem Brauer aber nicht glauben wollte, sagte der zu ihm: “Dann geh‘ ruhig hinaus und probiere es.“ Der Zweifler ging hinaus, stieg in den Pferch und nahm sich ein Lamm auf die Schulter. Wie er aber wieder über das Gatter steigen will, bekommt er seine Füße nicht und nicht vom Boden los, gleich, wie fest er zieht und drückt. Der Wirt ließ ihn stehen bis zum Morgengrauen, erst dann ging er mit einigen anderen hin und befreite den Fremden. Sie eilten sich, denn der Banner muss den Gebannten vor dem Morgengrauen befreien, sonst holt ihn der Teufel. Und trifft er beide an, so nimmt er beide mit.

Ein Neugieriger bat den Brauer, ihn doch in dieser Kunst zu unterweisen. Der Brauer aber sagte: „Ich habe drei Söhne und keiner von ihnen soll dies von mir lernen. Auch wenn ich könnte wollte ich es nicht lehren. Dieses ist etwas Arges und man weiß nicht, wie schnell man es mit dem Teufel zu tun bekommt.“

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